Missionspreisträger:innen 2017
Bischof Dr. Manfred Scheuer und die Missionsstelle der Diözese Linz ehrten verdiente Männer, Frauen und Jugendliche.
Ausgezeichnet wurden die Selbstbesteuerungsgruppe „Eine Welt für Alle“ der Pfarre Rohrbach, die Missionsrunde Sarleinsbach, der Verein zur Förderung der Kinderdörfer und Bildungsstätten für Kinder und Jugendliche, insbesondere von Agnel Ashram / Indien, der Pfarre Steyr-Tabor und das Schulprojekt „Sonntag der Weltmission“ der Neuen Mittelschule Sattledt.
An der Feier im Linzer Bischofshof nahmen neben den PreisträgerInnen auch Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Generalvikar DDr. Severin Lederhilger, Bischofsvikar Wilhelm Vieböck Ordinariatskanzler Mag. Johann Hainzl sowie Seelsorger und Vertreter der jeweiligen politischen Gemeinden teil.
Die Preisverleihung
Mag. Andreas Reumayr, Leiter der Missionsstelle der Diözese Linz, wies in seinen Begrüßungsworten auf das Wirken von 70 MissionarInnen aus Oberösterreich hin, die in verschiedenen Regionen der Welt im Einsatz sind. Und das „aus der Freude am Evangelium und im Dienst an den Menschen“, wie Reumayr betonte – in Anspielung auf den Titel eines Buches über oberösterreichische MissionarInnen, das 2016 von der Katholischen und der Evangelischen Kirche in Oberösterreich im Auftrag des Landes Oberösterreich erstellt worden war. Reumayr verwies darauf, dass die Missionstelle der Diözese Linz mit den aus Oberösterreich stammenden MissionarInnen Kontakt halte und sie in ihren Anliegen unterstütze. Der Leiter der Missionsstelle dankte Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, seines Zeichens auch Referent für Entwicklungszusammenarbeit in der Oö. Landesregierung, für die beachtliche Unterstützung seitens des Landes Oberösterreich. Die PreisträgerInnen würdigte Reumayr als Menschen, die sich mit viel Einsatz und Zeitaufwand auf fremde Menschen und Gegebenheiten einließen. Reumayr wörtlich: „Durch Menschen wie Sie bleibt Weltkirche nicht einfach nur ein Begriff, sondern wird zum Ort, an dem geschwisterliche Verbundenheit verwirklicht wird.“
„Mission bedeutet, das zu zeigen, was man liebt“
Bischof Manfred Scheuer betonte in Anspielung auf den Agententhriller „Mission: Impossible“, für viele sei Mission im kirchlichen Kontext schlicht „unmöglich“. Das Thema Mission, historisch ja nicht unbelastet, sei immer wieder mit Vorbehalten und auch Vorurteilen konfrontiert. Im weltlichen Bereich werde dagegen wesentlich unbelasteter mit dem Begriff umgegangen. Scheuer: „Jedes Unternehmen, das etwas auf sich hält, hat längst ein eigenes Mission statement. Angesichts dessen stellt sich die Frage: Was ist eigentlich unsere Mission als Kirche in der Welt von heute?“
Das Zweite Vatikanische Konzil habe versucht, darauf eine evangeliums- und zeitgemäße Antwort zu geben. „Mission hieß schon bald nicht mehr, nichtchristliche Zeitgenossen wie fremde Kolonisatoren zur Kirche zu bekehren, sondern vielmehr auch im nichtkirchlichen Außen nach Spuren der ‚Präsenz Gottes‘ zu suchen.“ Auch Papst Franziskus werde nicht müde, das Profil einer missionarischen Kirche zu zeichnen und zu leben, und zu betonen, die Kirche müsse sich an die Grenzen menschlicher Existenz vorwagen. Bischof Scheuer wörtlich: „Wer sind wir? Wozu sind wir gut? Was macht uns unverwechselbar? Was ist unser Auftrag, unsere Mission? Was ist der Auftrag der Kirche in Oberösterreich – nicht einfach aufgrund von Marktforschung, sondern im Evangelium verwurzelt?“ Der Auftrag sei, nicht sich selbst zu genügen, nicht nur um die eigene Selbsterhaltung zu kreisen, sondern aus sich herauszugehen. Letztlich gehe es bei Mission, beim Grundauftrag der Kirche darum, „das zu zeigen, was man liebt: Jesus zeigen, von dem wir sicher sein dürfen, dass er uns liebt“.
„Humanitäre Visitenkarten von Oberösterreich“
Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer dankte in seiner Ansprache den zahlreichen Gruppen und Runden in Oberösterreich, die sich mit Fragen der Entwicklungszusammenarbeit auseinandersetzen und sich für Menschen in der Dritten Welt engagieren. Pühringer betonte, der Glaube, für den MissionarInnen in die Welt hinausgingen, sei immer eine Einladung, ein Angebot. MissionarInnen würden den Menschen in den Ländern des Südens aber auch immer Zukunft und Lebenschancen bieten. „Mission und Entwicklungszusammenarbeit sind heute nicht mehr zu trennen“, so Pühringer. Der Referent für Entwicklungszusammenarbeit unterstrich, dass weltweit bereits vieles gelungen sei: So sei etwa in den vergangenen 50 Jahren die Lebenserwartung von Neugeborenen in Entwicklungs- und Schwellenländern um 20 Jahre gestiegen. Auch die Alphabetisierungsrate konnte seit 1960 von 16 auf 75 Prozent gesteigert werden. Pühringer wörtlich: „MissionarInnen und EntwicklungshelferInnen verdienen unsere Unterstützung. Wir alle tragen die Verantwortung dafür, dass das große Wohlstandsgefälle geringer wird.“
MissionarInnen und EntwicklungshelferInnen bewirkten viel in der Welt, so Pühringer. So sorgten sie etwa für sauberes Trinkwasser oder dafür, dass Kinder und Jugendliche in die Schule gehen können. Ihre Arbeitsbedingungen seien oft schwer und teilweise nicht ungefährlich. „Hut ab vor diesen Menschen“, zollte Pühringer den MissionarInnen Respekt. Er selbst habe mehrfach Projekte besucht, die das Land Oberösterreich unterstützt. Solche Besuche seien sehr anstrengend, aber wichtig, so Pühringer, denn: „Sie sagen: ‚Ich stehe hinter dem, was ihr tut.‘“ Pühringer bezeichnete MissionarInnen und EntwicklungshelferInnen als „humanitäre Visitenkarten von Oberösterreich“.
Den PreisträgerInnen dankte Landeshauptmann Pühringer für ihr Tun und die geleistete Bewusstseinsbildung. „Sie bewirken sehr viel: Sie geben konkrete Hilfe und konkrete Hoffnung.“
„Missionarische Dynamik ist ein Geben und Empfangen“
Bruder Günter Mayer SDB war 17 Jahre lang Missionar in Ghana, davon 10 Jahre Ökonom der englischsprachigen Salesianerprovinz Westafrika (Ghana, Nigeria, Sierra Leone, Liberia) und Projektverantwortlicher. Seit dem Frühjahr 2015 ist er wieder in Österreich. In seiner Ansprache nahm er Bezug auf das Matthäus-Evangelium, wo es heißt: Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern (Mt 28,19). Dieser Satz treffe auf die PreisträgerInnen des Missionspreises zu, so Mayer: „Durch ihre Sorge für die Menschen in Not tragen sie dazu bei, dass Hilfe vor Ort geleistet wird und dass es MissionarInnen möglich wird, ihren Dienst an den Mitmenschen zu erfüllen.“ Aus seiner Erfahrung könne er sagen, dass nicht die Höhe der Spenden das Ausschlaggebende sei, sondern „die Gewissheit, dass ChristInnen in der Heimat durch ihr solidarisches Handeln ein Zeichen setzen und Hilfe leisten, damit Menschen in Würde leben können“. Man müsse in den armen Ländern der Erde Strukturen schaffen, um Ausbildung, medizinische Versorgung und Hilfe zur Selbsthilfe gewährleisten zu können, so der Salesianerbruder.
Papst Franziskus weise in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ darauf hin, dass die Kirche vom Evangelium her zu den Armen und Kranken, zu den Verachteten und Vergessenen gehen müsse. Diese „missionarische Dynamik“, wie sie Papst Franziskus beschreibe, beinhalte die Wechselseitigkeit von Geben und Empfangen, so Mayer. Er sieht im Engagement für die Entwicklungszusammenarbeit in Pfarren und christlichen Gruppen eine große Chance: „Es geht nicht allein darum, Spenden für die Mission zu sammeln, sondern auch um die Auseinandersetzung mit meinem ganz persönlichen christlichen Handeln – und damit, was es bei Menschen bewirkt, die Hilfe brauchen. Das Evangelium wird für mich dann spürbar, wenn ich es für andere erfahrbar mache.“
Mayer machte anhand einiger Zahlen deutlich, dass nachhaltige Entwicklungsarbeit etwas bewirkt. So wurde in den Projekten, die er in Ghana betreute, in 43 Ausbildungseinrichtungen, 98 seelsorgliche Einrichtungen, 11 Einrichtungen für Straßenkinder, Kinderschutzzentren und Einrichtungen für ImmigrantInnen, 12 Zentren für geistliche Berufe investiert. „Mit diesen Einrichtungen werden ca. 230.000 Erwachsene, Kinder und Jugendliche erreicht. Die Einrichtungen werden von 1.680 MitarbeiterInnen und 55 Volontärinnen getragen“, skizzierte Mayer die Tragweite der Hilfe. Der Salesianer dankte der Missionsstelle der Diözese Linz, dem Land Oberösterreich und der MIVA stellvertretend für viele unterstützende Stellen. Mayer abschließend: „Eine missionarische Kirche zu sein heißt: Die Sorgen der Armen sind unsere Sorgen und ihre Freuden sind unsere Freuden.“
Die PreisträgerInnen
Selbstbesteuerungsgruppe „Eine Welt für Alle“ der Pfarre Rohrbach
Die Selbstbesteuerungsgruppe „Eine Welt für Alle“ der Pfarre Rohrbach wurde 1972 gegründet. Sie ist ein Ausschuss des Pfarrgemeinderates und ein eingetragener Verein mit Spendenabsetzbarkeit. Der „aktive Kreis“ besteht aus 9 Personen. Es werden Projekte gefördert, die eine längerfristige Verbesserung der Lebenssituation in den benachteiligten Ländern des Südens und der ehemaligen Ostblockstaaten bewirken. Vorrang haben Bildungs-, Gesundheits- und Frauenprojekte. Im Jahr stehen etwa € 40.000,- zur Verfügung, die von 150 Menschen aus der Gemeinde Rohrbach-Berg und Umgebung durch „Selbstbesteuerung“ gespendet werden. In den letzten 44 Jahren konnten so € 808.018,33 durch Spendengelder eingenommen werden. Zu persönlichen Projektpartnern, die immer wieder auch auf Besuch kommen, wird enger Kontakt gehalten. Weitere Projektvermittlungen erfolgen durch professionelle Organisationen wie durch die Dreikönigsaktion, durch den Entwicklungshilfe-Klub Wien, durch die Missionsstelle der Diözese Linz u. a. Im Jahr werden etwa 15 Projekte gefördert. Die Selbstbesteuerungsgruppe organisiert auch den monatlichen Verkauf von EZA-Produkten im Rahmen des Pfarrcafés. Die Mitglieder erhalten mehrmals im Jahr Informationshefte, die über die Geldvergabe informieren, neue EZA-Produkte vorstellen und auf entwicklungspolitische Inhalte hinweisen.
Missionsrunde Sarleinsbach
Die Missionsrunde Sarleinsbach hat ihre Wurzeln in den 1930er Jahren. Bereits damals war die Motivation: „Hilfe für die Ärmeren“. Früher lag der Schwerpunkt beim Versand von Paketen für Afrika – vor allem, weil die Sarleinsbacherin Sr. Inigo Paula Öller, Missionsschwester vom Kostbaren Blut, seit Jahrzehnten in Tansania tätig ist. Im Jahr 2000 stieg jedoch der Portopreis derart, dass seitdem vor allem ORA (ora international Österreich wurde 1998 als unabhängiger, gemeinnütziger Verein mit Sitz in Andorf in Oberösterreich gegründet) unterstützt wird. Bis heute wird von der Missionsrunde gesammelt, sortiert und verpackt. Ein Missionscafé während der Aktion erbringt den Erlös für den Transport. Gesammelt werden Kleidung, Bettwäsche, Geschirr und auch Fahrräder. Aus unbrauchbarer Kleidung werden Decken genäht, die wiederum gespendet werden. Bei den Sammlungen helfen inzwischen auch Flüchtlinge bei der Arbeit mit. Auch im Inland wurde geholfen, etwa den Hochwasseropfern der Jahre 2002 und 2013 oder anlässlich der großen Flüchtlingswelle. Drei Monate lang wurde ein Sammellager in der örtlichen Stockschützenhalle errichtet. Vor allem Kleidung, aber auch Babybedarf, Decken und Hygieneartikel wurden gesammelt, sortiert und anschließend in verschiedene Flüchtlingslager transportiert. Spenden, die für die Flüchtlinge nicht benötigt wurden, wurden später für ORA verpackt. Auch persönliche Besuche und Arbeitseinsätze bei Sr. Inigo Paula Öller sind erfolgt.
Verein zur Förderung der Kinderdörfer und Bildungsstätten für Kinder und Jugendliche, insbesondere von Agnel Ashram / Indien
Der gebürtige Inder Dr. Alcantara Gracias (1944-2009), Pfarrer in Steyr-Tabor Hl. Familie (1986-2009), gründete den Verein, dem heute Pater Ransom Pereira als Obmann vorsteht. Ziel des Vereins ist es, indischen Kindern ein Zuhause und eine Zukunft zu schenken. 1987 wurde das Kinderdorf Goa mit vier Häusern in Verna, Goa, Indien gegründet. Heute besteht es aus 22 Kinderdorfhäusern: 19 Häuser werden von jeweils 8 Kindern und einer Hausmutter bewohnt. Je ein Haus wird als Kindergarten, als Büro, als Krankenstation und für Nachhilfeunterricht genutzt. Zum Kinderdorf gehört auch ein riesiger Schulkomplex, der „Agnel Ashram Educational Complex“: Er umfasst neben Kindergarten, Gymnasium, Berufsschule und Technischer Hochschule auch eine Fachhochschule für Frauenberufe und eine Hotelfachschule. 1996 wurde in Greater Noida (40 km von New Delhi) der Grundstein für ein Heim lepragefährdeter Kinder gelegt. Das Heim hat acht Wohnungen für jeweils etwa 16 Kinder mit einer Mutter und einer Helferin. In Greater Noida sind nicht nur Kinder von leprakranken Eltern untergebracht, sondern auch jene, die einen oder beide Elternteile verloren haben oder deren Mütter Prostituierte oder HIV-Erkrankte sind. Kinder, die oft schwere Schicksalsschläge erlitten, werden von PsychologInnen betreut. Vereinsmitglieder besuchen immer wieder die Kinder und die in den Einrichtungen Angestellten. Der Verein hat ein jährliches Spendenaufkommen von etwa € 150.000.
Schulprojekt der Neuen Mittelschule (NMS) Sattledt: Sonntag der Weltmission als Grundstein für das Schulprofil (Projektleiterin Religionslehrerin i. R. Hermine Holzner)
„Missionshilfe kann erst dann konkret werden, wenn man in Achtung und Respekt das Fremdländische jeder Kultur zu verstehen versucht.“ Fächerübergreifend wird in der NMS Sattledt seit Jahren der Sonntag der Weltmission in den Unterricht aufgenommen. Höhepunkte für die SchülerInnen sind dabei Besuche von Missio Linz und Gästen aus den Schwerpunktländern. Als Sinnspitze wird die Messfeier zum Sonntag der Weltmission seit dem Jahr 2000 von der NMS Sattledt gestaltet. 3 Säulen haben Eingang in das Schulprofil gefunden („B-Fair together-Konzept“): 1. Alle Mitmenschen achten, 2. Die Schöpfung bewahren, 3. Den Glauben leben. Umgesetzt werden diese Säulen in der Unterstützung von Bildungsprojekten in Ländern des Südens, in der Verwendung von Fair-Trade-Waren (seit Juni 2016 „Fair Trade School“), im Bau von Insektenhotels etc.
(be, ar) 23.01.2017