Missionspreisträger:innen 2024
Diözesanbischof Manfred Scheuer und die Missionsstelle der Diözese Linz haben am 2. Februar 2024 zum neunten Mal an fünf Preisträger:innen den Missionspreis der Diözese Linz verliehen. Ausgezeichnet wurden die Aktion „Schüler helfen Schülern“ des Stiftsgymnasiums Kremsmünster, die Mittelschule Neukirchen an der Vöckla, Kolping FIP Linz, Margit und Dietmar Wengler aus St. Martin im Mühlkreis mit ihrem Verein Hilfsprojekt Sri Lanka und der Arbeitskreis Rumänienhilfe im Dekanat Steyrtal. Zwei Anerkennungspreise gingen an die Bastelrunde der Katholischen Frauenbewegung der Pfarre Garsten und den Missionsladen der Pfarre Pettenbach.
Der Missionspreis der Missionsstelle der Diözese Linz ist eine bischöfliche Anerkennung für die aus Oberösterreich ausgehenden Unterstützungen der missionarischen Tätigkeiten. Er ist Ausdruck der Wertschätzung aller, die sich für jene Ortskirchen einsetzen, denen es selbst nicht möglich ist, materielle Mittel zur Verfügung zu stellen, um die Seelsorge in ihrer Vielfalt zu sichern.
Die Preisträger:innen erhalten ein Preisgeld in der Höhe von 1.500 Euro, das wieder in ein Projekt einfließen soll. Außerdem wurde ihnen eine Tonskulptur des Künstlerehepaares Bruno und Elisabeth Lipp aus Alkoven überreicht. Diese stellt einen Schutzengel dar, der auf seinem Mantel eine vergoldete Erdkugel trägt. Die Bedeutung dahinter: Die Erde ist sehr wertvoll und wird durch das Engagement der Menschen vergoldet. Zudem wurden zwei Anerkennungspreise in Form von Urkunden und einem Preisgeld von 500 Euro verliehen.
An der Feier im Linzer Bischofshof nahmen neben den Preisträger:innen auch Bischof Manfred Scheuer, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer, Generalvikar Severin Lederhilger, Sr. Michaela Pfeiffer-Vogl (Generaloberin der Marienschwestern vom Karmel und Mitglied im Beirat der Missionsstelle), Sr. Hanna Jurman (Priorin der Benediktinerinnen von Steinerkirchen), Sr. Teresa Hametner (Generalvikarin der Franziskanerinnen von Vöcklabruck), Ambros Ebhart OSB (Abt des Benediktinerstiftes Kremsmünster), der Bischofsvikar für Soziales und Weltkirche Slawomir Dadas, Direktor Herbert Muhr (Mittelschule Neukirchen an der Vöckla), Direktor Klemens Keplinger (Stiftsgymnasium Kremsmünster), weitere diözesane Vertreter:innen sowie Seelsorger:innen und Vertreter:innen der jeweiligen politischen Gemeinde teil.
Andreas Reumayr, Leiter der Missionsstelle der Diözese Linz, wies in seinen Begrüßungsworten auf das Wirken der 40 Missionar:innen aus Oberösterreich hin, die in verschiedenen Regionen der Welt im Einsatz sind und mit denen die Missionsstelle unterstützenden Kontakt hält. Reumayr: „Ich bewundere das Wirken unserer oberösterreichischen Missionarinnen und Missionare, die ich nun schon mehr als 15 Jahre begleiten darf – besonders auch das Lebenswerk der Senioren und Seniorinnen unter ihnen, die oftmals Pionierarbeit für die Kirche und die Menschen geleistet haben. Ihre Früchte gedeihen vielfach noch heute.“ Der Leiter der diözesanen Missionsstelle dankte Landeshauptmann Thomas Stelzer und dem Land Oberösterreich für die Unterstützung von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit: „Nicht nur wir als Diözese Linz sind dafür sehr dankbar, sondern vor allem unsere Missionarinnen und Missionare und die Menschen vor Ort, denen diese Unterstützungen zu sicht- und spürbaren Hilfen werden.“ Reumayrs Dank galt auch den Preisträger:innen des Missionspreises: „Durch euren Einsatz seid auch ihr Missionarinnen und Missionare an der Seite der Menschen. Ihr sagt und zeigt ihnen: Hier ist jemand an eurer Seite, der möchte, dass auch euer Leben gut wird. Vergelt’s Gott dafür!“
Auch Landeshauptmann Thomas Stelzer brachte seinen Dank zum Ausdruck: „Es ist bewundernswert, was Oberösterreichs Missionarinnen und Missionare weltweit leisten und wie sehr sie von vielen aus der Heimat dabei unterstützt werden. Mission und Entwicklungszusammenarbeit sind heute nicht mehr zu trennen. Hier ist in den letzten Jahrzehnten vieles gelungen. Dennoch ist es noch ein weiter Weg bis zu unserem gemeinsamen Ziel, dass weltweit gute Lebenschancen herrschen. Ich danke allen, die sich in den Dienst dieses gemeinsamen Ziels gestellt haben. Denn mir ist bewusst, dass das nicht nur schwierig, sondern oft auch gefährlich ist.“
„Es braucht den lebendigen Austausch mit anderen Ländern und Kontinenten“
Bischof Manfred Scheuer betonte in seiner Ansprache, von Oberösterreich aus seien in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten viele Missionar:innen und Entwicklungshelfer:innen in die Eine Welt aufgebrochen. „Die weltkirchliche Verbundenheit unserer Diözese zeigt sich in der Pflege vielfältiger Partnerschaften: in der Solidaritätsaktion ‚Sei so frei‘, bei der Dreikönigsaktion, durch Missio, beim Familienfasttag, der MIVA oder in der Caritas, die jedes Jahr zahlreiche sozialpastorale Projekte in ihren Schwerpunktländern unterstützen. Unsere Partner sind vor Ort Verkünder der Frohen Botschaft wie auch Helfer in der Not, wenn Hunger, Krankheiten, Ungerechtigkeiten oder andere Sorgen die Menschen belasten“, betonte der Bischof.
Sowohl als Individuum als auch als Ortskirche brauche es den lebendigen Austausch mit anderen Ländern und Kontinenten, ein gegenseitiges Geben und Empfangen im Glauben und auch von materiellen Gütern, von Bildung, von Begabungen und Zeit, so Scheuer. Der Bischof wörtlich: „Angesichts vieler Ermüdungserscheinungen, angesichts von Resignation und Perspektivenlosigkeit bei uns in Kirche und Gesellschaft können wir von den Ländern des Südens wieder mehr Zuversicht, mehr Glaubens- und Lebensfreude wie auch Gastfreundschaft, Hoffnung und auch Solidarität lernen. Wir sind eine Sympathie- und Schicksalsgemeinschaft, eine Solidargemeinschaft mit den Tschechen und Weißrussen, mit den Rumänen und Bosniern, mit den Kroaten und den Polen. In der Kirche sind das ja nicht Fremde oder Ausländer. Die Reichweite des Liebesgebotes endet nicht in Wullowitz oder Mondsee.“
Die katholische Kirche habe sich in den letzten hundert Jahren grundlegend verändert, so Scheuer: Die Gesamtkirche habe die vorwiegend europäische Prägung überwunden und sei von der Westkirche zur Weltkirche geworden, das Christentum habe mehr und mehr eine universale Gestalt erhalten. Zwei Drittel der Christenheit lebten in den Ländern der so genannten Dritten Welt, erinnerte der Bischof. Weltkirche ereigne sich nicht, „wenn von Europa aus andere Ortskirchen mit Strategie und Macht unterworfen und beherrscht werden. Weltkirche entsteht auch nicht einfach durch Globalisierung, sofern diese mit einem Verrat aller konkreten Kulturen verbunden ist“, unterstrich Scheuer. Katholisch sein bedeutet für ihn: „Christen unterschiedlichster Kulturen und Traditionen können sich als Schwestern und Brüder im Glauben entdecken. Sie können miteinander erfahren, wie sehr unser Glaube befreien, zu Solidarität inspirieren und die Welt verändern kann. Wir dürfen und sollen einander sagen, was für uns selbst geistlicher Lebensreichtum geworden ist. Wir können uns gegenseitig zur Quelle zurückführen, die diesen Reichtum immer neu speist: das Evangelium, Jesus Christus selbst. Wir können einander Jesus zeigen, von dem wir sicher sein dürfen, dass er uns liebt.“
„In einen Dialog eintreten, in dem beide Seiten sie selber sein können“
Festredner war P. Günther Ecklbauer OMI. Der gebürtige Oberösterreicher trat 1985 in den Orden der Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria (OMI) ein und wurde 1992 in Kroměříž in Mähren zum Priester geweiht. Seine Missionstätigkeit begann er als Pfarrseelsorger in Tschechien. Von 2006 bis 2012 war P. Günther Ecklbauer Pfarrseelsorger in Derekabad in Pakistan, einer Missionsstation in der Wüste Thal im südwestlichen Punjab. Die nächsten zwei Jahre verbrachte er in der Fraternität der Kleinen Brüder Jesu im Libanon und in Ägypten. Seit 2015 wirkt P. Günther Ecklbauer wieder in Tschechien, in der Pfarrseelsorge in Plasy und Manětín und als Gefangenenseelsorger in Plzeň-Bory.
Ecklbauer schilderte in seiner Rede Erfahrungen aus seinem langjährigen Einsatz als Missionar und erklärte, was für ihn das Herz des Missionar-Seins bedeutet: „Mein Land bzw. meinen gewohnten Raum verlassen, auch meine gewohnten Denkschemata, eine neue Sprache lernen – damit meine ich nicht nur eine Fremdsprache, sondern auch ein Deutsch, das auch Fernstehende verstehen – und einfach zuhören. Das heißt nicht, dass ich nichts mehr zu sagen habe. Aber es ist der Weg, um da zu sein, wenn Fragen gestellt werden – und die kommen. Und wegen der gelebten Nähe werde ich eher fähig sein, Antworten zu geben, die auch verstanden werden. Es gilt also, in einen Dialog einzutreten, in dem beide Seiten sie selber sein können. Weil dieser Dialog der Weg ist, um Christus ähnlich zu werden. Und weil das allein schon ein Zeugnis von der Liebe Gottes zu den Menschen ist und zeigt, an welchen Gott der Missionar eigentlich glaubt und welchen Gott er nahebringen will. Ich möchte den Menschen nahe sein und ihnen auf Augenhöhe begegnen.“
Ecklbauer gab auch Einblicke in die Situation in der Diözese Plzeň (Pilsen), in der er derzeit wirkt: „Wir haben den geringsten Christenanteil in Tschechien, nur etwas mehr als zehn Prozent. Die anderen sind ohne Bekenntnis. Die Strukturen werden dünn, die Pfarrgemeinden überschaubar, es bleibt Raum für außerpfarrliche Seelsorge. Ich habe zum Beispiel eine kleine Anstellung als Gefangenenhausseelsorger. Das gibt mir auch die Möglichkeit, die soziale Blase der Pfarrgemeinde zu verlassen und in Kontakt zu sein mit Menschen, die der Kirche fern oder auch feindlich gegenüberstehen.“ Letztlich gehe es darum, „die Frohe Botschaft in einer Weise zu bringen, die das Leben der Menschen verändert und das Reich Gottes hier auf Erden mehr erfahrbar macht“. Ein Missionar sei für ihn, Ecklbauer, ein Mensch, der in Freundschaft mit Christus und den Menschen lebe und der versuche, unter den Menschen Gemeinschaft zu bilden. Dazu könnten Schulen und Pfarrzentren, materielle Hilfe und Sozialarbeit, Bibelgruppen und Diözesansynoden gleichermaßen dienen. „Alles, was Menschen verbindet und eine wirkliche Gemeinschaft bildet. Und hier ist auch der große Beitrag eurer finanziellen Hilfe, die es uns Missionarinnen und Missionaren ermöglicht, die Liebe Gottes erfahrbar zu machen und Gemeinschaft zu stiften“, dankte Ecklbauer der Missionsstelle der Diözese Linz für ihre Unterstützung.