Missionspreisträger:innen 2015
Ausgezeichnet wurden der Arbeitskreis „Entwicklungshelfer Steyr“, die Gruppe HELP aus Bad Kreuzen, der Verein „Initiative christlicher Orient“ (ICO) und der „Eine Welt Kreis“ der Pfarre Linz-St. Konrad. Anerkennungspreise gingen an Margareta Kriegner (Lembach) und Annemarie Regelsberger (Vorchdorf).
- Die Missionspreisverleihung
- Portrait der PreisträgerInnen
- Zur Bildergalerie
Die Missionspreisverleihung
Solidarität im Kleinen, die Großes bewirkt
Mag. Andreas Reumayr, Leiter der Missionsstelle, verwies darauf, dass die Missionsstelle der Diözese Linz mit den aus Oberösterreich stammenden 75 MissionarInnen Kontakt hält und Ansprechpartnerin ist. Neben der Unterstützung vieler verschiedener seelsorglicher und sozialer Anliegen aus Diözesen in Ländern des Südens richtet die Missionsstelle der Diözese auch den Blick auf jene, die von Oberösterreich aus mit großem Engagement das vielfältige missionarische Wirken der katholischen Kirche in verschiedenen Regionen der Welt unterstützen.
Im Kleinen beginnen
Reumayr würdigte die unermüdliche Arbeit der MissionarInnen und dankte dem Land Oberösterreich, das durch Bundesrat Prof. Gottfried Kneifel vertreten war, für die Unterstützung. „Missionsstelle und Land Oberösterreich haben in der Hilfe für die MissionarInnen denselben Ansatz. Wir wissen um die Sinnhaftigkeit der Anliegen und um die Zuverlässigkeit der Antragsteller“, so Reumayr. Er betonte, dass aus der Diözese Linz positive Impulse ausgingen. Gleichzeitig sei es bedrückend und beschämend, dass sich in Sachen Armutsbekämpfung in Österreich und Europa nichts Wesentliches ändere. „Sie, liebe Festgäste, und Ihr Einsatz sind ein positives Zeichen dafür, dass wir nicht auf Veränderungen im Großen warten müssen und sollen, sondern dass wir schon jetzt im Kleinen konkret werden können. Beginnen wir im Kleinen, bleiben wir aber darüber hinaus lästig und hören wir nicht auf, die Anliegen der Armen und Geknechteten auch im Großen immer wieder eindringlich einzufordern“, unterstrich Reumayr. Papst Franziskus sei diesbezüglich ein starker Mitstreiter.
Einsatz für ein gutes Leben für alle
Bischof Dr. Ludwig Schwarz, aus dessen Händen die PreisträgerInnen eine Urkunde und eine Engel-Skulptur erhielten, sagte in seinem Grußwort, die Komplexität der Welt wecke bisweilen die Sehnsucht nach der eigenen, überschaubaren „kleinen Welt“. Der Auftrag der Kirche sei es aber, hinauszugehen, sie dürfe niemals sich selbst genügen.
An die PreisträgerInnen gewandt meinte er: „Sie tun das, was uns Jesus Christus aufgetragen hat, in besonderem Maße. Sie sind Menschen, denen die ‚kleine Welt‘ zu Hause nicht genügt. Sie setzen sich ein für eine Kirche, die an den Rändern zu Hause ist, für Menschen, die im globalen Kontext kaum Aufmerksamkeit bekommen. Sie sind es, die Trost spenden.“
Bischof Schwarz dankte dem Land Oberösterreich für die vorbildhafte Unterstützung, die ein wichtiges Signal der Solidarität mit der Menschheitsfamilie sei. Bezugnehmend auf die Welle der Solidarität nach den Gräueltaten in Paris betonte Schwarz: „Ich wünsche mir auch dann einen weltweiten Aufschrei, wenn Flüchtlinge auf dem Meer hundertfach zu Tode kommen, wenn ganze Dörfer im Irak oder in Nigeria Opfer von Massakern werden, wenn Menschen ums nackte Überleben kämpfen.“ Noch wichtiger als der Aufschrei sei das aktive Tun, der Einsatz für ein gutes Leben für alle Menschen auf dieser Erde. Die PreisträgerInnen seien der lebende Beweis dafür, dass es Menschen gebe, die durch ihr Engagement diesen Traum ein Stück weit Wirklichkeit werden ließen, so Schwarz.
Bundesrat Professor Gottfried Kneifel, der in Vertretung von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer an der Preisverleihung teilnahm, sprach die gleiche Würde aller Menschen an. „Wenn ein Kind geboren wird, sagen wir: Es kommt auf dieWelt. Diese eine Welt verbindet uns.“ Bundesrat Kneifel dankte den vielen Menschen in Oberösterreich, die bereit sind, über das normale Maß hinaus „mehr“ zu tun. Gute Taten haben hier – insbesondere auch in den oö. Pfarren – Tradition. Er dankte den PreisträgerInnen aus ganzem Herzen für deren Engagement. Entwicklungszusammenarbeit sei messbar, betonte Kneifel und verwies etwa auf den Bildungsbereich oder den Kampf gegen Kindersterblichkeit, wo es in der vergangenen Jahrzehnten Fortschritte gegeben hat. In der Entwicklungszusammenarbeit gehe vom Geld des Landes Oberösterreich kein Cent verloren, so Kneifel überzeugt. Auch sei eine Hilfe für die Anliegen der oberösterreichischen MissionarInnen selbstverständlich. Bundesrat Kneifel sprach den Wunsch aus, dass die gute Tradition der Missionspreis-Verleihung auch in Zukunft fortgesetzt werden möge.
Den Menschen als FreundIn begegnen
Sr. Antonia Dulong, Marienschwester vom Karmel, die seit 2002 in der Mission in Uganda tätig ist, referierte zum Thema „Was ist für uns Matrienschwestern Mission?“ Sr. Antonia: „Mission ist Sendung, der Heilige Geist gibt die Richtung an. Es ist so. als ob uns der Wind bei den Schultern packt und wir uns automatisch in die Windrichtung bewegen.“ Sie habe eigentlich lieber nach Westafrika gehen wollen – „aber der Wind ging nach Uganda“. Die tiefe Freundschaft mit Gott sei für sie die Grundlage für Mission: „Mission ist Christ-Sein unter vielen, im Sinne einer Liebesbegegnung. Mission heißt, Menschen anderen Ursprungs, anderer Kultur, anderer Religion als Freund, als Freundin begegnen und sich in diese Menschen hineinfühlen, in ihre Kultur und Tradition hineinhorchen – und einfach da sein.“ Mission dürfe nicht bloß auf Entwicklungshilfe beschränkt werden, sondern biete eine ganzheitliche Entwicklung an, „in der die Menschen mit ihren Ursprüngen, ihrer Geschichte, ihrer Tradition, ihren Werten und ihrem Glauben angenommen sind“.
Referat Sr. M. Antonia Dulong (download)
Portrait der PreisträgerInnen
Arbeitskreis „Entwicklungshelfer Steyr“
Im Arbeitskreis „Entwicklungshelfer Steyr“ arbeiten seit 1978 bis zu 15 (ehemalige) Entwicklungshelferinnen und Entwicklungshelfer aus dem Raum Linz-Enns-Steyr zusammen. Viele Kleinprojekte konnten seither mit Hilfe von Spendern und durch Selbstbesteuerung mit einer Summe von € 180.000 unterstützt werden. Basis für die Hilfen ist der nach wie vor gute aufrechterhaltene persönliche Kontakt der EntwicklungshelferInnen mit den Partnern in den Zielländern. Die Schwerpunkte in den Partnerschaften liegen bei der Unterstützung von Schulen und Bildungseinrichtungen sowie generell bei der Hilfe zur Selbsthilfe.
Gruppe HELP (Bad Kreuzen)
Unter dem Namen und dem Motto HELP (Hilfe, Entwicklung, Lebensqualität, Persönliche Freiheit) haben sich 1988 zwölf Frauen entschlossen, Entwicklungshilfe zu leisten bzw. zu unterstützen. Die Damen besteuern sich selbst und organisieren eine Vielzahl an Aktivitäten wie etwa einen EZA-Markt oder einen HELP-Heurigen, den Verkauf von Palmbesen und Adventkränzen, Lesungen, diverse Feste und auch Gottesdienste. In den vergangenen Jahren konnten so € 100.342 vor allem für Gesundheit und Bildung weitergeleitet werden. Zielgebiete der Gruppe HELP sind Länder Afrikas und Lateinamerikas.
Initiative christlicher Orient (ICO)
Der Verein Initiative christlicher Orient (ICO) wurde vor 25 Jahren gegründet. Wie schon der Name sagt, sind sein Zielgebiet die Länder des (christlichen) Orients – Osttürkei, Nordirak, Syrien, Libanon und Bethlehem. Unterstützt werden die Partner in seelsorglicher wie sozialer Hinsicht. So wird die Arbeit in Pfarren, Kindergärten oder christlichen Schulen unterstützt und auch Hilfen für die Landwirtschaft werden gegeben. Außerdem wird die Caritas Bethlehem unterstützt. In der aktuell schwierigen Lage durch die große Zahl von Flüchtlingen in diesen Ländern hilft ICO seinen Partnern beim Kauf von ZeIten, Matratzen, Lebensmitteln, ... ICO hat ein jährliches Spendenaufkommen von ca. € 150.000. Außerdem werden Weihrauch und Kunsthandwerk aus Olivenholz aus Bethlehem verkauft.
„Eine Welt Kreis“ der Pfarre Linz-St. Konrad
Der Kreis, dem aktuell 22 Personen angehören, besteht seit 1992. Die Geldmittel werden durch Daueraufträge und Spenden, durch den Verkauf von Palmbuschen und Türkränzen und durch eine jährliche Weinkostveranstaltung aufgebracht. Auch werden EZA-Produkte zum Verkauf angeboten. Neben der finanziellen Unterstützung wird auch großer Wert auf Bewusstseinsbildung hier in Österreich gelegt. Die Mitglieder wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Sounterstützte der Eine Welt Kreis bisher u. a. die Schulbildung von Straßenkindern und Frauen, den Bau von Brunnen und Kleinkredite für Handwerker oder Bauern in Brasilien in ihrem Kampf um eigenes Land. Mehr als € 100.000 konnte der Kreis bisher dafür aufbringen.
Anerkennungspreise
Margareta Kriegner (Lembach)
Margareta Kriegner leitet seit 1981 die Missionsrunde der Pfarre Lembach. Während der ersten 20 Jahre wurden ca. 500 Kleiderpakete, darin auch selbst gestrickte Decken, versandt. Seit 2001 wurden vier Priesterstudenten finanziell unterstützt. Mit ihnen steht Frau Kriegner nach wie vor in brieflichem Kontakt. Für Anliegen der Mission konnten in den letzten 33 Jahren € 140.000 aufgebracht werden.
Annemarie Regelsberger (Vorchdorf)
Annemarie Regelsberger gründete 1982 mit Gleichgesinnten eine „Dritte-Welt-Gruppe“. Seit damals werden Fairtrade-Produkte verkauft, Flohmärkte und Tombolas veranstaltet. Unterstützungen gingen neben dem bekannten Bischof Erwin Kräutler in Brasilien auch an Projekte in Südafrika, Kongo und Sibirien. Auch Projekte oberösterreichischer MissionarInnen, etwa von Sr. Ingrid Sturm in Rumänien oder der Marienschwestern vom Karmel in Uganda, wurden seither unterstützt.