15 Jahre Missionsstelle der Diözese Linz
Die Missionsstelle der Diözese Linz begeht heuer ihr 15jähriges Bestehen. Sie wurde im Sommer 2008 vom damaligen Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz SDB errichtet, und zwar in Nachfolge des Internationalen Priesterhilfsdienstes der Diözese Linz (IPD), welcher auf Weihbischof Dr. Alois Wagner und den Priesterrat der Diözese Linz zurückgeht. Der IPD war 1972 gegründet worden und wurde lange Jahre von Prälat Josef Ahammer (danach Beirat der Missionsstelle bis zu seinem Tod 2017) geleitet.
Der Diözese Linz ist es seit jeher ein besonderes Anliegen mit den aus Oberösterreich stammenden Missionarinnen und Missionaren Kontakt zu haben und zu halten. Diese Aufgabe übernimmt die diözesane Missionsstelle. Derzeit sind es noch 42 Missionar:innen (29 Frauen und 13 Männer), die in Ländern des Südens und vereinzelt des Ostens wirken oder auch nach einsatzreichen Jahren und Jahrzehnten ihren Lebensabend dort verbringen. Nicht wenige von ihnen haben schon weitaus mehr Jahre in der Ferne gelebt als in der ursprünglichen Heimat Oberösterreich. Oö. Missionar:innen finden wir heute noch in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Ecuador, Gabun, Indien, Iran, Israel, Kanada, Kasachstan, Kenia, Kolumbien, Dem. Rep. Kongo, Palästina, Peru, Philippinen, Rumänien, Südafrika, Syrien, Taiwan, Tansania, Tschechien, Uganda.
Vor 20/30 Jahren war die Liste der oö. Missionar:innen und ihrer Einsatzländer eine noch wesentlich längere. 72 ehemalige oö. Missionarinnen und Missionare leben heute in Österreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden oder Brasilien. Sie waren teilweise nur für ein paar Jahre im missionarischen Einsatz, kamen altersbedingt zurück in ihre Ordensgemeinschaften oder in die Diözese Linz.
Missionarinnen und Missionare sind in erster Linie Menschen, die da sind. Sie sind Seelsorgerinnen und Seelsorger, die mit den Leuten Seite an Seite leben und sind oft wichtige Ansprechpersonen und Stützen im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereich. Sie sind Partner und Anwalt im Kampf um die Einhaltung von Menschen- und Bürgerrechten, in der Bewusstseinsbildung für nachhaltige Landwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz.
Der Not, denen Missionare und Missionarinnen tagtäglich begegnen, möchten sie mit verschiedenen Hilfen begegnen. Dabei wenden sie sich auch an die Heimatdiözese Linz. Zudem wenden sich manche ehemalige Missionar:innen, die nach wie vor in Verbindung mit früheren Wegbegleitern stehen, vertrauensvoll an sie. Ihren Möglichkeiten entsprechend unterstützt die Missionsstelle der Diözese deren Anliegen zum Wohle der Menschen.
Neben Unterstützungen für eigene oö. Missionar:innen werden auch weitere Projektanträge, die an die Diözese Linz aus Asien, Afrika oder Lateinamerika gestellt werden, bearbeitet. Immer wieder kommen auch Bischöfe oder Ordensobere nach Linz - oft mit im Gepäck: Ein Projekt-Anliegen.
Die Diözese Linz will über die Missionsstelle mithelfen, dass Kirche auch in den armen Ländern des Südens gelebt werden kann und dass diese Kirche mit ihren Projekten für die Menschen ein Zeichen von Glaube, Hoffnung und Liebe setzen kann. In den vergangenen 15 Jahren konnten aus dieser Bereitschaft heraus 854 Projekte mit einer Gesamtsumme von € 3,323.938,00 (mit)finanziert werden.
Seit 2011 vergibt die Missionsstelle der Diözese Linz auch einen Missionspreis. Er ist eine bischöfliche Anerkennung für die aus Oberösterreich ausgehenden Unterstützungen der missionarischen Tätigkeiten. Er ist ein Ausdruck der Wertschätzung aller, die sich für jene Ortskirchen einsetzen, denen es selbst nicht möglich ist, materielle Mittel zur Verfügung zu stellen, um die Seelsorge in ihrer Vielfalt zu sichern. Der Missionspreis wird alle zwei Jahre vergeben.
Die Missionsstelle der Diözese Linz wird von Mag. Andreas Reumayr geleitet, ihm zur Seite steht ein Beirat, der auch über die Vergabe der finanziellen Mittel berät und entscheidet. Ihm gehören aktuell an: Bischof Dr. Manfred Scheuer, Mag. Andreas Reumayr, Sr. M. Michaela Pfeiffer-Vogl, P. Mag. Christian Mayr OSB, Dr. Christoph Baumgartinger, Erna Reisenberger, Renate Kneidinger
Die Bandbreite der Nöte und Anliegen, die an die Missionsstelle der Diözese Linz herangetragen werden, ist groß. Hier eine Reihe von Beispielen für die in diesen Jahren erfolgte missionarische Verbundenheit:
Pastoral - Kirchen und Kapellen - Alte Menschen - Gesundheit - Ernährung - Ausbildung / Empowerment - Landwirtschaft - Katastrophen - Schule und Erziehung - Wasser
Statements anlässlich 15 Jahre Missionsstelle aus der Diözese Linz
Mission? Unmöglich! Bei diesem Thema gehen – kirchlich – bei den Leuten sofort die roten Warnlampen an. Und schließlich sei man ja auch nicht bei den Zeugen Jehovas. Viele Vorbehalte und auch Vorurteile schlagen dem Missionsbegriff immer wieder entgegen. Er ist ja auch in historischer Hinsicht nicht unbelastet. Können wir ihn heute in unseren Breiten wiederentdecken und mit einem neuen Sinn füllen? Im säkularen Bereich jedenfalls geht man wesentlich unbefangener mit diesem Begriff um. Jedes Unternehmen, das etwas auf sich hält, hat längst ein eigenes mission Statement. Angesichts dessen stellt sich die Frage: Was ist eigentlich unsere Mission als Kirche in der Welt von heute? Das Zweite Vatikanische Konzil hat versucht, auf diese pastorale Grundfrage der Gegenwart eine gleichermaßen evangeliums- wie zeitgemäße Antwort zu geben. Es hat ein für die Kirche insgesamt noch immer aktuelles und weiterführendes mission Statement formuliert. Auf diese Weise realisiert sie die wohl kürzeste und beste Definition eines nicht mehr kolonial, sondern vielmehr entdeckerisch ausgerichteten Missionsbegriffs. Missionsland - das ist nun nicht mehr nur ein geographischer, sondern auch ein soziologischer Begriff: In welchen Milieus sind wir nicht mehr präsent? Und Mission hieß schon bald nicht mehr, nichtchristliche Zeitgenossen wie fremde Kolonisatoren zur Kirche bekehren und deren Zugriff auf neue Landstriche auszuweiten, sondern vielmehr auch im nichtkirchlichen Außen nach Spuren der „Präsenz Gottes“ (GS 11) zu suchen. Papst Franziskus wird nicht müde, das Profil einer missionarischen Kirche zu zeichnen und zu leben: Die Kirche müsse sich an die Grenzen menschlicher Existenz vorwagen. „Evangelisierung setzt apostolischen Eifer“ und „kühne Redefreiheit voraus, damit sie aus sich selbst herausgeht“, „nicht nur an die geographischen Ränder, sondern an die Grenzen der menschlichen Existenz: die des Mysteriums der Sünde, des Schmerzes, der Ungerechtigkeit, der Ignoranz, der fehlenden religiösen Praxis, des Denkens und jeglichen Elends“.
Wer sind wir? Wozu sind wir gut? Was macht uns unverwechselbar? Was ist unser Auftrag? Unsere Mission? Was ist der Auftrag der Kirche in Oberösterreich nicht einfach aufgrund von Marktforschung, sondern im Evangelium verwurzelt? (Lk 3,10-18) Es ist der Auftrag, nicht sich selbst zu genügen, nicht nur um die eigene Selbsterhaltung zu kreisen, sondern aus sich heraus zu gehen. Bei Mission geht es um die Schlüsseldimensionen eines christlichen Gottes- und Menschenbildes: also um die Gottes- und Nächstenliebe.
Als Diözese Linz sind wir Teil der Weltkirche und tragen wir Mitverantwortung für die Welt und für die Weltkirche. Ich sage ein großes Vergelt’s Gott unseren oö. Missionar:innen. Ihr Dasein und Wirken vor Ort ist nach wie vor wichtig und nicht ersetzbar. Wichtig ist auch der Kontakt mit ihnen über die Missionsstelle sowie die unaufdringliche Begleitung ihres Missionseinsatzes, das Mittragen ihrer Anliegen, auch durch unsere finanzielle Unterstützung. DANKE der Missionsstelle mit Andreas Reumayr und allen Förderern und Unterstützern, aber auch allen, die sich beim Missionspreis in den vergangenen 15 Jahren eingebracht haben.
+Manfred Scheuer
Bischof von Linz / Beirat
Frauen und Männer aus der Diözese Linz haben schon immer über die Grenzen unserer Diözese hinaus gedacht und sich in der Entwicklungszusammenarbeit engagiert. Gar keine so kleine Zahl hat sich auch aufgemacht, in anderen Ländern glaubwürdig und tatkräftig zu wirken. Sie waren und sind an ihren Wirkungsstätten Zeugen bzw. Verkünderinnen und Verkünder ihres Glaubens. Aber sie waren und sind immer auch Pionierinnen und Pioniere in der Entwicklungszusammenarbeit durch ihr konkretes soziales und pastorales Wirken. Man muss dieses Engagement immer im zeitlichen Kontext sehen. Manches Engagement sieht man im Rückblick kritisch, vieles aber hat sich über Jahrzehnte bewährt und wirkt nachhaltig. Dieses Engagement hat auch viele Menschen in unseren Pfarrgemeinden ermutigt, sich mit Themen der Entwicklungszusammenarbeit auseinander zu setzen und vor allem sich auch tatkräftig zu engagieren. Für beides sind wir dankbar, das Engagement vor Ort und hier bei uns.
Franz Kehrer MAS
Leiter Bereich „Soziales & Caritas“
Durch die Missionarinnen und Missionare wird unser Blick auf die Lebenssituationen in anderen Ländern gerichtet. Ein Blick über den Tellerrand, den ich für sehr wichtig halte, denn so wird unsere Wahrnehmung dafür geschärft, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind. Die Missionsstelle trägt dazu bei, dass die Informationen aus den Partnerländern weitergetragen werden, und unterstützt bei der Projektumsetzung, danke dafür.
Mag.a Lucia Göbesberger
Leiterin Fachbereich „Gesellschaft und Soziales“
In den vergangenen 15 Jahren konnten wir mit unseren Missionarinnen und Missionaren, mit unseren vorwiegend kirchlichen Partnerinnen und Partnern vieles teilen – Sorgen und Nöte, aber ebenso Freuden und Zuversicht. Sich Anvertraute schauen aufeinander und sorgen füreinander. Ich danke allen, die ihren Beitrag - welcher Art auch immer – dazu geleistet haben und leisten. Die oftmals geäußerte dankbare Gebetszusage unserer Missionar:innen und Partner:innen an die Diözese Linz und an die Spender:innen darf ich heute an Sie alle weitergeben.
Mag. Andreas Reumayr
Leiter der Missionsstelle
Was ist Mission?
Wir unterstützen. Wir helfen. Wir bilden Leute aus und schicken sie hinaus in die Welt. Die Frohe Botschaft drängt in die Weite. Grenzenlos.
Ist das Mission?
Oder dies:
Wir empfangen. Wir nehmen Hilfe an. Wir horchen hinein in die Welt, vernehmen die Nöte. Wir nehmen an. Wir nehmen auf.
Mission ist nicht nur ein Geben. Es ist ein Empfangen. Ein Hellhörig-werden. Ein Spüren der Welt. Eine Aneinander-Freude.
Mission ist gemeinsames Ringen um Hoffnung.
Mag. Matthäus Fellinger
Vorsitzender Welthaus Linz
Wir als Missionsrunde Gramastetten haben im Jahr 2014 den Missionspreis der Diözese Linz erhalten. Es war für uns eine große Ehre und gleichzeitig Motivation für unser Engagement. Auch die Pfarrbevölkerung hat sich dadurch wieder vermehrt für unsere Arbeit interessiert und uns unterstützt. In den letzten Jahren haben wir auch immer wieder für Projekte der Missionsstelle gespendet und werden dies auch weiterhin tun, weil es sich dabei um sehr sinnvolle und überschaubare Projekte handelt. Der persönliche Kontakt zu den Verantwortlichen vor Ort ist für uns sehr wertvoll.
Maria Jirosch
Missionspreisträgerin mit der Missionsrunde Gramastetten
Statements von oö. Missionar:innen
„EIN MEHR AN LEBEN ERMÖGLICHEN“ die Schwestern Salvatorianerinnen in Beit Emmaus in Palästina, indem sie alten und behinderten Menschen ein liebevolles Zuhause geben und jungen Menschen eine universitäre Pflegeausbildung ermöglichen.
Ein Mehr an Leben zu ermöglichen ist in einer vom palästinensisch-israelischen Konflikt gezeichneten Region eine große Herausforderung. Sehr hilfreich war die Unterstützung durch die Missionsstelle in Linz beim Kauf von Lebensmitteln und Hygienematerial in der schwierigen Covid Zeit sowie bei notwendigen Baumaßnahmen (Aufzug).
Danke für diese „Globalisierung des Guten“ und herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum.
Sr. Hildegard Enzenhofer SDS
Beit Emmaus, Palästina
Als ich 2016 in Myanmar meinen Dienst als Franziskaner Missionar begann, kannte ich die Missionsstelle in Linz nicht. Dank der Erstkontaktaufnahme durch den Leiter der Missionsstelle, Andreas Reumayr, begann eine mittlerweile fast fünfjährige intensive Zusammenarbeit. Mein Ruf in die Mission hängt sehr stark mit Kindern zusammen. In Myanmar gibt es sehr viele Waisen und Halbwaisen. Von Herzen danke ich der Missionsstelle Linz, dass vielen Kindern durch die erwiesenen finanziellen Mittel Hilfe zuteil geworden ist. Es ist nicht in Worte zu fassen, welche Dankbarkeit mir diesbezüglich entgegengebracht wurde und wird. Von Herzen Danke!
Bruder Joe Unterberger ofm
Myanmar / dzt. Kloster Güssing
Für mich ist die Missionstelle Linz der Ort, von dem ich weiß, hier ist jemand, der mit großem Wohlwollen an unseren Aufgaben, an unseren Problemen und Nöten in der Missionsarbeit, an unseren Plänen für die Zukunft und nicht zuletzt auch an unserem persönlichen Wohlergehen interressiert ist. Ich möchte hier diesen altherkömmlichen Satz verwenden: "Uns mit Rat und Tat zur Seite steht!"
Mit Rat: Uns hilft, im Eifer trotzdem der Realität ins Auge zu sehen, auf mögliche Gefahren hinweist...
In Tat: Wenn Pläne dem Wohl der Missionsarbeit in spiritueller sowohl als auch in materieller Hinsicht dienen, dann uns auch ermutigt und uns auch entsprechende finanzielle Hilfe zukommen lässt.
Und nicht zuletzt ist es auch ein Ort, wo wir im Heimaturlaub ein Gefühl des Heimkommens haben dürfen.
Sr. Elisabeth Brunmayr
Marienschwestern vom Karmel / Uganda
Vom Namen her klingt "Missionsstelle" paradox: Mission ist Bewegung - eine Stelle sitzt fest. Im Blick auf die Organisation lässt sich aber mit Papst Franziskus sagen, dass unsere junggebliebene Missionsstelle mehr "Zeit" ist als "Raum". Will sagen: Mehr den Impuls nährt, uns auf andere zuzubewegen, als den Eifer fördert, uns mit Projekten selbst zu beweisen. - Ich bin sehr froh um die freundschaftliche, geschwisterliche Verbindung mit der Missionsstelle. Sie ist mir Ansporn und Auftrag! Und eine feste Brücke zu meiner geliebten Herkunfs-Diözese Linz. Viva!
Mag. Martin Mayr
Entwicklungshelfer und Diakon in Barreiras - West-Bahia / Brasilien
Unsere oö. Missionar:innen
Im Jahr 2016 erschien das Buch: Mission und kirchliche Entwicklungszusammenarbeit aus Oberösterreich – Aus der Freude am Evangelium – im Dienst an den Menschen
Das Werk blickt über 100 Jahre in die Missionsgeschichte zurück und gibt Einblicke in das Leben hunderter Missionar:innen aus Oberösterreich. Es ist nach wie vor – kostenlos – in der Missionsstelle erhältlich.
Missionsstelle der Diözese Linz
Herrenstraße 19, Postfach 251
4021 Linz
Um Unterstützungen leisten zu können, braucht es immer wieder Menschen, die zum Teilen bereit sind.
Spendenmöglichkeit:
Missionsstelle der Diözese Linz
IBAN AT71 5400 0000 0038 3117
www.dioezese-linz.at/missionsstelle
Fotos © Diözese Linz / Missionsstelle und deren Partner