H. Ewald Nathanael Donhoffer OPraem
Ist es diese Kirche überhaupt noch wert? Ist da noch etwas von Gott, vom Evangelium? Oft habe ich daran gezweifelt und tue es bis heute. Kirchliche Realität, Skandale im Großen, Verletzungen im Kleinen verdrängen oft die uns alle innewohnende leise Sehnsucht nach dem „Mehr“, nach einer Beziehung zum „Du“, das wie das leise Säuseln des Windhauchs ist (1 Kön 19,12).
Wenn mich Menschen fragen, antworte ich immer, dass ich nur von „Berufung“ sprechen kann, wenn klar ist, dass jeder Mensch eine Berufung hat, nämlich die zum eigenen Leben! Diese Ansicht vertraten so verschiedene Persönlichkeiten wie Johannes Paul II. und Joseph Beuys! In diesem Sinne gibt sie also: Berufung zum Arzt, zur Ärztin, zum Tischler oder zur Mechanikerin, zur Musikerin oder zum Gärtner.
Und für mich ist mit 1 Petr 3,15 klar: „Seid immer bereit, Auskunft von der Freude zu geben, die euch bewegt!“ – was für mich heißt: „Drückt eure Meinung niemandem aufs Aug‘!“
Beschäftigt hat mich die Frage im Graubereich Kloster und Priestertum schon seit meiner Jugend: Es war ein Ordensmann, P. Quirin de Leeuw †, dessen Lebensweise und ansteckende Freude in mir den Wunsch weckten, ihn „nachahmen“ zu wollen.
Nach der Matura kamen die ersten Kirchenskandale, die „Causa Groer“ und eine mit unfassbarer Arroganz reagierende Kirche. Das sollte evangeliengemäß sein? Ich ging sehr schnell auf Distanz zu dieser lebensfernen Kirche, die mir immer kälter und lebloser erschien.
Aber im Inneren blieb die Sehnsucht wach, mein Leben in ganz anderem Sinn als als Dirigent und Cembalist in den Dienst der Menschen zu stellen. Sie glich einer Saite, die immer wieder in Schwingung gerät. Irgendwann verstand ich: es geht nicht um die Kirche, nicht um ein „System“, sondern um mein Leben und um meine Beziehung mit Gott.
Insgesamt dauerte es fast 30 Jahre, bis ich den „Sprung in die Gleichzeitigkeit“ wagte, wie Søren Kierkegaard schreibt, oder die Wette einzugehen, von der Blaise Pascal schreibt: Es gibt einfach keine andere Möglichkeit, das herauszufinden!
Dieser Weg war nicht gerade: Kirchenmusik, Konzerte, die Welt der Oper; von Wien in die Welt, dann nach Graz – und von dort zu den Prämonstratensern von Schlägl ins Obere Mühlviertel, wo ich nach meinem Eintritt 2016 im August 2021 meine Ewige Profess ablegen durfte.
Anfragen für den Religionsunterricht oder pfarrliche Gruppen an:
Ewald Nathanael Donhoffer OPraem
Stift Schlägl 1
Tel.: +43 7281 8801
E-mail: ewald.donhoffer@gmx.net
Einsatzgebiet: Linz, Mühlviertel