Studientag Berufungspastoral
Sind etwa nicht-kirchliche Vereine solche Orte einer missionarischen Kirche? Dieser Frage wurde am Studientag der Berufungspastoral am vergangenen Donnerstag nachgegangen.
Als Antwortgeber versuchte sich Prof. Dr. Martin Lechner vom Jugendpastoralinstitut Benediktbeuern.
Impulsgeber waren Sepp Bröderbauer, Leiter des Medienverleihs und Bezirksfeuerwehrkommandant von Rohrbach, Andrea Pesendorfer, Jugendmusikreferentin des Musikvereins Ohlsdorf sowie Slawomir Dadas, Pfarrer in Wels-Hl.Familie, Badmintontrainer und -spieler beim ABV Wels, die interessanten Einblicke in das Werte-Selbstverständnis unterschiedlicher Vereine gaben.
„Extra ecclesiam magna salus“
Lechner, der selbst seit mehreren Jahren ehrenamtlich als Vorstandsmitglied im nichtkirchlichen Lebenshilfe-Verein tätig ist, schärfte in seinem Referat den Missionsbegriff folgendermaßen: Missionarisch sein heißt, den Spuren Gottes überall in der Welt zu folgen – denn, pointiert formuliert, „Extra ecclesiam magna salus“ – außerhalb der Kirche liegt viel Heil. Nicht Kirche ist das Ziel der Mission, sondern das Reich Gottes. Im Anderen ist Gott zu suchen und zu erkennen. Mission ist nichts anderes als die Einladung zum Leben. Die säkulare Welt – mithin der nichtkirchliche Verein – ist Partnerin bzw. Partner von Kirche. Mit Rahner gesprochen ist „die Kirche die sichtbare Verdichtung der überall angebotenen Gnade Gottes“.
7 Thesen als Antwortversuch
Von dieser Missionsprämisse ausgehend konkretisierte Lechner seine Thesen, die er als Antwortversuch auf die eingangs gestellte Frage verstanden wissen wollte und zur Diskussion stellte:
- Vereine und Verbände sind aus dem gesellschaftlichen wie kirchlichen Leben nicht wegzudenken.
- Wenn sich Kirche auf nichtkirchliche Vereine einlässt, dann muss sie (…) die Autonomie in Sachen Zielsetzung und Vereinskultur respektieren.
- Im Mittelpunkt von nichtkirchlichen Vereinen stehen nicht die Religion oder konfessionelle Interessen, sondern eine frei gewählte und satzungsgemäß zu erfüllende Aufgabe.
- Die Übernahme einer Führungsaufgabe in einem nichtkirchlichen Verein bietet die Möglichkeit zum Zeugnis des Glaubens in der Tat.
- Nichtkirchliche Vereine sind keine Instrumente der Kirche, wohl aber Orte einer Seelsorge durch hauptberufliche kirchliche Mitarbeiter/innen – dies allerdings nur, wenn diese Mitarbeit vom Vereinsvorstand gewünscht ist.
- Nicht jeder nichtkirchliche Verein eignet sich als Ort missionarischer Pastoral.
- Nichtkirchliche Vereine können Orte der Neuevangelisierung sein, insoferne dort Menschen mit Gott in Berührung kommen können.
An diese Thesen schloss sich eine rege Diskussion der zahlreichen Teilnehmer an, in die die vielfältigen Erfahrungen der kirchlichen MitarbeiterInnen einflossen.