Eröffnung: Aschermittwoch mit Kunst - Memento Mori
Mittwoch, 1. März 2017, 20.00 Uhr
Aschermittwochliturgie und Eröffnung
Predigt: Markus Schlagnitweit, Musik: Peter Paul Kaspar
Kunst-Gespräch mit Adam Ulen
Freitag, 17. März 2017, 18.00 Uhr
Memento Mori
Unter dem Leitthema „Memento Mori - Gedenke des Todes" werden seit rund drei Jahrzehnten Künstlerinnen und Künstler mit bereits bestehenden Werken oder ortspezifischen Interventionen für den Zeitraum von Aschermittwoch bis Karfreitag in die Ursulinenkirche in Linz eingeladen.
Alles ist gut
Mit der eigens für die Reihe Memento Mori entstandenen Installation Alles ist gut nimmt Adam Ulen in der Fastenzeit 2017 Bedeutung und Geschichte der beiden unterirdischen Räume – dem ehemaligen Aufbahrungsraum und der Begräbnisstätte der hier seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in Nischen-gräbern bestatteten Ursulinen – zum Ausgangspunkt für seine Auseinander-setzung mit der Frage nach der menschlichen Existenz. Mit der in der Krypta inszenierten Situation bringt er die BesucherInnen der „Letzten Ruhe-stätte“ mit Spuren menschlichen Alltagslebens in Verbindung. Er schafft auf diese Weise eine paradoxe Situation und inszeniert vor dem Hintergrund der bestehenden räumlichen Situation eine Welt, die Verweise birgt. Ausgehend von der bereits 2014 entstandenen skulpturalen Arbeit „Sandy“, der hyperrealistischen Figur eines am Boden liegenden Mädchens in rosa Schlafanzug, dessen Kopf unter einem Sandhaufen vergraben ist, verbinden sich Fragen nach dem menschlichen Umgang mit dem Tod in einem offensichtlichen Spannungsfeld. Der Strohhalm, der als Verbindungs-element zwischen Kopf und Sand-haufen nach außen ragt, hinterfragt als paradoxe Intervention die Eindeutigkeit der Interpretation.
Eine unterirdische (Alltags-)Welt, die Verweise birgt
Durch Verweise auf häusliches Leben, von Alltagsgegenständen und Nippes bis zu charakteristischen Vanitasinszenierungen und den damit in Verbindung stehenden ikonografischen Bezügen zur Passionsgeschichte, der Krypta als Begräbnisstätte sowie zu der dem Heiligen Michael geweihten Ursulinenkirche schafft Adam Ulen eine metaphorische Ebene, die nicht immer eindeutige Interpretationen zulässt, sondern die BesucherInnen mit ihrem Wunsch nach Antworten vielmehr im Dunklen tappen lässt. Der Künstler bedient sich scheinbarer und tatsächlicher Hinweise und Indizien für eine mögliche Dechiffrierung, die aber zu vage bleiben, um als objektiver Beleg zu gelten. Auf diese Weise stellt er die menschlichen Strategien der Erkennung von Mustern in Frage. Mit der Installation in der Krypta der Ursulinenkirche verbindet Adam Ulen „Die Frage nach dem Schein, dem Sein und dem Nichtsein.“
Vanitassymbole
In der seit rund 20 Jahren bestehenden Reihe von künstlerischen Arbeiten in der Krypta der Ursulinenkirche stellt sich Adam Ulen mit seiner Installation Alles ist gut dem Leitthema des Memento Mori auf eine ganz neue Weise. Der ehemalige Aufbahrungsraum links vom Abgang wird mit einem leuchtend gelben Teppich, einem Schreibtisch mit flüchtigen Notizen auf Post-its, dem blütenweiß überzogenen Bett mit aufgeschlagenem Bettlaken, einem Fernseher, dessen Bildschirm das immer gleiche mit Ton unterlegte Ping-Pong-Spiel auf vier Feldern zeigt und allerlei Nippes auf einem Wandregal zu einem Lebensraum der eine Vielzahl an Vanitas Symbolen in sich trägt. Die beiden barocken Gedenkreliefs an den Stirnwänden bilden mit ihren Vergänglichkeitssymbolen, Sanduhr, Kronos und Sense, in der Totenstille der unterirdischen Begräbnisstätte den historischen Bezugspunkt für Alles ist gut als ein Stillleben des 21. Jahrhunderts.
Die klassische christliche Ikonografie wird von Adam Ulen mit Lammschädel und Lammfell, Küken (als Osterwerbesujet), Totenkopf (als Klammermaschine), Herz und elektronische Waage in ihrer zeitgebundenen Objektbeschaffenheit ebenso einbezogen wie Behälter mit Flüssigwaschmittel für schwarze Wäsche und ein Waschmittelzusatz für Weißwäsche.
Adam Ulen konfrontiert uns in der Installation mit einer – beim ersten Eindruck nicht als solcher erkennbaren – Kunst, im Sinne von Gegenständen, deren Objektbeschaffenheit den Kriterien dafür entsprechen würde. Er arbeitet in Anlehnung an die Pop Art mit „Ready mades“, Alltagsgegenständen, die er in seiner Installation mit Bedeutungen auflädt und die er – vor dem Hintergrund des in Alltagssprache und Philosophie auf unterschiedliche Weise mit Bedeutung versehenen Begriffes der „Absurdität“ – inszeniert.
Charakteristisch für die Arbeit des Künstlers ist, keine eindeutigen Interpretationen und Antworten anzubieten und die Besucher und Besucherinnen mit ihren Fragen und Antworten „im Vagen“ zu belassen. Für Adam Ulen gibt es in seinem künstlerischen Konzept der Installation keine letztgültigen Antworten; auch nicht auf die alles Leben beherrschende Frage nach dem Tod. Alles ist gut, im Sinne der Tafel über dem Betthaupt „Home, Sweet Home“, zeigt eine trügerische Idylle, die im Angesicht des Todes als existentielle Frage das menschliche Leben begleitet.
Adam Ulen, geboren 1980 in Wien, studierte Germanistik und Volkskunde an der Leopold Franzens Universität Innsbruck und seit 2007 Plastische Konzeptionen/Keramik an der Kunstuniversität Linz.
Die künstlerischen Arbeiten von Adam Ulen erzählen vom Absurden. Damit geht eine wichtige menschliche Eigenschaft einher: die Fähigkeit Fragen zu stellen und das Bedürfnis nach Antworten: Bleiben essentielle Fragen unbeantwortet, stellt sich ein Gefühl des Absurden und der Unsicherheit ein. www.ulen.180r.com
Weitere Informationen
Predigt von Dr. Markus Schlagnitweit am Aschermittwoch