Dropdownmenü:
Ausstellungsdauer:Aschermittwoch, 17. Februar bis Karfreitag, 2. April 2010
Eröffnung: 1. Februar 2010, 20.00 Uhr
Ursulinenkirche, Landstraße 31, 4020 Linz, www.fss-linz.at.tf
Kunstgespräch mit Judith Huemer und Präsentation der Katalogbroschüre
Samstag, 13. März 2010, 18.00 Uhr
Die Linzer Ursulinenkirche tritt als Gemeindekirche des Forum St. Severin seit mehr als 20 Jahren mit einem ambitionierten kulturellen Programm an die Öffentlichkeit.
Zu Beginn der Fastenzeit, am Aschermittwoch, wird alljährlich der „Aschermittwoch mit Künstlerinnen und Künstlern“ begangen. Unter dem Leitthema „Memento mori“ wird für die Dauer der Fastenzeit eine Künstlerin/ein Künstler eingeladen, ein Werk in der Krypta der Kirche zu präsentieren.
2010 ist dies die in Münzkirchen/Schärding geborene und an der Akademie der bildenden Künste in Wien lehrende Künstlerin Judith Huemer.
Die Arbeit von Judith Huemer fokussiert auf gesellschaftsrelevante Themen. Ihre künstlerische Praxis ist vielschichtig. Performance, Video, Fotografie und Installation zählen für sie zu den wesentlichen Ausdrucksformen. Inhaltlich kreisen ihre Arbeiten meist um die menschliche Existenz.
Für die Krypta der Ursulinenkirche hat die in Wien lebende Künstlerin eine situationsbezogene neue Arbeit mit dem Titel Goldstück geschaffen.
Anknüpfungspunkt für Goldstück sind die Ursulinen, die bis 1968 – nahezu 300 Jahre lang – diesen Ort prägten, die Generationen von Schülerinnen geformt haben und deren Ordensmitglieder in der Krypta bestattet sind.
Thematischer Ausgangspunkt der Installation ist das Leben der Ordenschwestern, das mit ihrem Eintritt in die Gemeinschaft von strengen Regeln, Disziplinierung und von einem hohen Maß an Uniformität bestimmt war. Ihre Ordenstracht trägt als textiles Merkmal einer geschlossenen Gruppe diesen Verhaltens- und Lebenskodex auch nach außen.
Judith Huemer unternimmt den Versuch Elemente und Zeichen, welche Gruppierungen definieren und prägen, ihrer Bedeutung zu entkoppeln. Die Künstlerin bricht den symbolischen Gehalt von Textilien und Moden in deren Aneignung und Konstruktion von Identität.
Über die spezifische Situation der Ordensmitglieder hinaus, geht sie in der Installation Goldstück der wechselseitigen Prägung von Identität, den eigenen Normen und Zuschreibungen anderer nach.
Die Installation in der Krypta besteht aus einem Video, einer Fotoarbeit und Blumen, die bereits im Kirchenraum auf die Arbeit verweisen.
Das Video in der Krypta zeigt zunächst eine Leiter. Die Künstlerin und Protagonistin tritt ins Bild und steigt mit Goldschuhen Stufe um Stufe die Leiter empor. Oben angekommen rollt sie eine Fahne in den österreichischen Nationalfarben rot-weiß-rot aus. Die mittlerweile unsichtbare Trägerin der Fahne wird durch die Ausrufe Goldstück hörbar.
Die eindimensionale Lesart der Zuschreibung – im übertragenen Sinne mit einer einzigen Rolle – löst Judith Huemer im zweiten Teil der Installation mit einer Fotoarbeit, die im ehemaligen Aufbahrungsraum der Nonnen hängt, auf. Diese zeigt Textilrollen unterschiedlicher Farbigkeit und Volumina, die Rolle für Rolle an eine Wand gelehnt scheinen. Im übertragenen Sinne setzt sie der festen Zuschreibung und Normen eine Vielzahl bunter Rollen entgegen und regt die BetrachterInnen an, ihre eigenen Lebenskonzepte auszurollen, zu probieren und mitzutragen.
Goldstück ist eine konsequente und radikale Fortsetzung der Werkserien „balance of mind“, „Balcony Session Constructed“ oder „overall“. Die auf den ersten Blick ästhetisch ansprechenden Bilder eröffnen in ihrem symbolischen Gehalt eine ungeahnte Tiefe.
„Das Individuum ist keine abgeschlossene Wesenheit, sondern steht zu anderen in Beziehung, ist der Brennpunkt aller Beziehungen.“ (Carlo Levi)
1969 geboren in Münzkirchen/Schärding (A)
Studien an der Akademie der bildenden Künste Wien; an der Universität für angewandte Kunst Wien und an der G. Rietveld Academie Amsterdam
Dozentin an der Akademie der bildenden Künste Wien
Seit 1994 zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland u.a. in der Fotogalerie Wien, im Austrian Cultural Forum in New York City, im Fotohof Salzburg und im Museum Benediktinerstift Admont.
Katalogbroschüre
Zum Projekt erscheint eine Katalogbroschüre mit Texten von Ursula Maria Probst und Martina Gelsinger. Die Broschüre wird beim Kunstgespräch mit Judith Huemer am 13. März 2010 vorgestellt.
Veranstalter
Forum St. Severin/Kath. Akademikerverband der Diözese Linz
in Kooperation mit dem Kunstreferat der Diözese Linz
Kuratorin: Martina Gelsinger
Mit Unterstützung von: Otto-Mauer-Fonds und Textil Müller GmbH
