Donnerstag 18. Juli 2024

2015: Hannelore Demel-Lerchster - “ich bin vergangen, du bist”

Installation

Aschermittwoch mit Kunst, Krypta der Ursulinenkirche Linz
18.2.2015–3.4.2015
Die Krypta ist nach der Aschermittwochsliturgie bis 22.30 Uhr geöffnet.
Die Künstlerin ist anwesend.

Kuratorin: Martina Gelsinger

 

Memento Mori

Der Aschermittwoch, jener Tag, der im Christentum die Menschen an ihre Vergänglichkeit erinnern und zu Besinnung und Umkehr aufrufen soll, markiert den Beginn der Ausstellung “Memento Mori“ in der Krypta der Ursulinenkirche.

Die Krypta ist Bestattungsort der Ursulinen, die rund 300 Jahre – bis 1968 – im Linzer Ursulinenkloster und in der Kirche ansässig waren. Die unterirdische Grabstätte wird in der Fastenzeit geöffnet und zum Ort der Auseinandersetzung mit Zeit und Vergänglichkeit. Seit mehr als 20 Jahren sind KünstlerInnen hier mit ihren Arbeiten zu Gast. Zuletzt waren dies Judith Huemer (2010), Karin Peyker und Arnold Reinthaler (2011), Elisabeth Kramer (2012), Renate Herter (2013) und Roman Pfeffer (2014).

 

“ich bin vergangen, du bist”
2015 ist unter dem Titel “ich bin vergangen, du bist” in den beiden Räumen der Krypta eine Installation von Hannelore Demel-Lerchster zu sehen. Hannelore Demel-Lerchster wurde 1962 in Radlach (Kärnten) geboren, studierte an der Kunstuniversität Linz “Bildhauerei – transmedialer Raum” bei Prof. Renate Herter und lebt in Leonding.


Mit ihrer Serie “ich bin vergangen, du bist” gibt die Künstlerin dem Kreislauf der Natur menschliche Züge. Das Fotomotiv der Einladungskarte zeigt die Grundzüge eines menschlichen Gesichtes: die kantig herausgearbeitete Nase tritt hervor, die angedeuteten Augen mit wulstigen Augenbrauen wirken eingefallen, der Mund ist leicht geöffnet. Das Ausgangsmaterial der bildhauerischen Arbeit gibt Rätsel auf. Die leicht poröse Oberfläche und der ins Gelb verfärbte weiße Ton erinnern an die kristalline Oberfläche von Alabaster. Bei genauer Betrachtung werden feine Wassertropfen sichtbar, die das Gesicht benetzen. Oberflächenwirkung und Figurenbearbeitung
eröffnen Bezüge zu klassischen Werken der Bildhauerei.

Hannelore Demel-Lerchster hat für die erstmals im Jahr 2012 im Stift Admont präsentierte Arbeit Äpfeln portraithafte Züge gegeben und ihren Wandel fotografiert. Anstatt sie zu schälen, in Spalten zu zerteilen und genüsslich zu verzehren, setzt sie ein scharfes Messer an, um ihnen ein menschliches Antlitz zu geben. Als Apfelsorte wählte sie nach einer Reihe von Experimenten den Golden Delicius, der sich aufgrund seiner Beschaffenheit für ihr Vorhaben am geeignetsten erwies. An rund 200 Äpfeln hat die Bildhauerin über mehrere Jahre ihr Handwerk erprobt. 60 davon wurden schließlich in das Kunstwerk aufgenommen und dem Prozess der "Zersetzung" preisgegeben.

Zunächst knackig und mit glänzender glatter Schale, zeigen sich die Schnitzobjekte nach etwa drei Wochen – durch das Verdunsten des Wassers – verwandelt: klein, schrumpelig und mit welker Haut. Hannelore Demel-Lerchster dokumentiert diesen “Wandel“ in der zweiteiligen Präsentation in den beiden Räumen der unterirdischen Grabstätte. In dem kleineren Raum links vom Abgang, dem ehemaligen Aufbahrungsraum der verstorbenen Ordensfrauen, zeigt die Künstlerin Fotografien der Gesichter als Nahaufnahmen in unterschiedlichen Stadien und lässt die BesucherInnen über ihr Wesen rätseln. Erst auf den zweiten Blick geben die Fotoarbeiten ihre Materialität preis. Im zentralen Raum der Krypta, der zu beiden Seiten von den Mauern mit den Nischengräbern der bestatteten Ursulinen umschlossen ist, hängen rund 40 der “verwandelten“ Äpfel in ihrer letzten Phase von der Decke. Bis zuletzt "wahren“ sie ihr Gesicht und lassen menschliche Züge erkennen. Als „die Frucht“ schlechthin symbolisieren Apfel und Apfelbaum die Themen Fruchtbarkeit und Leben, Erkenntnis und Entscheidung. Es sind die großen Themen des Mensch-Seins, die Hannelore Demel-Lerchster in ihrer Arbeit aufgreift. Mit handwerklichem Geschick wird in “ich bin vergangen, du bist“ ein alltägliches Nahrungsmittel zum Kunstobjekt und die Natur zum menschlichen Ebenbild. Anhand von Naturgesetzen führt die Künstlerin das Wesen der Vergänglichkeit vor Augen. Der Mensch, eingebettet in den Kreislauf der Natur, ist dem Wandel unweigerlich unterworfen.

Hannelore Demel-Lerchster personalisiert diesen Wandel und macht einen runzeligen Apfel zum Objekt der Erkenntnis.
Mit ihrer Zustandsveränderung und Neuinterpretation werden die Fotoarbeiten und Skulpturen der Serie “ich bin vergangen, du bist” zu Sinnbildern für Fragen zu Veränderung, Zeitablauf, Werden und Vergehen.

 

ich bin vergangen, du bist
ich bin vergangen, du bist
ich bin vergangen, du bist
ich bin vergangen, du bist
ich bin vergangen, du bist
ich bin vergangen, du bist
ich bin vergangen, du bist
ich bin vergangen, du bist
ich bin vergangen, du bist
ich bin vergangen, du bist
ich bin vergangen, du bist
ich bin vergangen, du bist

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