LAST SUPPER
Roman Pfeffer
Video und Skulpturen
Krypta der Ursulinenkirche Linz
Aschermittwoch, 5. März, bis Karfreitag, 18. April 2014
Predigt: Markus Schlagnitweit
Musik: Orgelimprovisationen, Peter Paul Kaspar
Kuratorin: Martina Gelsinger
Memento Mori
Unter dem Leitthema "Memento Mori - Gedenke des Todes" werden seit rund drei Jahrzehnten KünstlerInnen mit bereits bestehenden Werken oder ortsspezifischen Interventionen jeweils von Aschermittwoch bis Karfreitag in der ursulinenkirche in Linz eingeladen.
In der Fastenzeit 2014 ist dies der in Vöcklabruck geborene und an der Universität für Angewandte Kunst lehrende Roman Pfeffer. Die Arbeiten von Roman Pfeffer bewegen sich auf der Ebene des Konzeptuellen und Prozesshaften. Vorhandenes wird in eine neue Ordnung gebracht und ermöglicht somit eine andere Sichtweise und Interpretation.
Roman Pfeffer greift den speziellen Charakter des Ortes auf und zeigt in den beiden Räumen der Krypta mit einer Videoarbeit und einer Skultpurengruppe zwei Arbeiten aus verschiedenen Werkgruppen die trotz ihrer unterschiedlichen Formen in ihren kulturhistorischen Referenzen und Metaphern aufeinander Bezug nehmen.
Mit dem Video "Last Supper" und der Skulpturengruppe "Mazzocchio revisioniert I-III" transformiert er bekannte Motive der Kunst- und Kulturgeschichte und eröffnet mit ihrer Zustandsveränderung und Neuinterpretation eine Metapher für Fragen zu Veränderung, Zeitablauf und Rhythmik.
Last Supper
An der zentralen Wand der Krypta, die zu beiden Seiten von den Mauern mit den Nischengräbern der bestatteten Ursulinen umschlossen ist, ist das Video „Last Supper“ (Kooperationsprojekt Roman Pfeffer/Aldo Giannotti) zu sehen.
Das Bildsetting der ersten Einstellung zeigt eine lediglich mit einem Tischtuch bedeckte Tafel vor einem Architekturhintergrund. Das Motiv erinnert an Leonardo da Vincis „Letztes Abendmahl“. Nach einem Moment der Stille – einer Sequenz von etwa 30 Sekunden – tritt blitzartig für eine Sekunde Bewegung und Ton ins Bild:
13 weiße Teller, 13 Gläser, 13 Bestecksets fallen von oben auf den in blau gehaltenen Tisch herab und zersplittern mit lautem Getöse - danach stellt sich wieder absolute Stille ein.
„Last Supper“ ist eine Manifestation eines bestimmten Moments der die Situation verändert und einen neuen Zustand dokumentiert.
Mazzocchio revisioniert I-III
Für den zweiten Raum, der ehemals als Aufbahrungsraum genutzt wurde, hat Roman Pfeffer eine neue Arbeit, die ebenfalls an Kultur- und Kunsthistorischem anknüpft, entwickelt.
Diese Arbeit nimmt Bezug auf den von Paulo Uccello entwickelten Mazzocchio, der in seiner Malerei als Kopfbedeckung und Halsreifen eine zentrale Rolle spielt. Es handelt sich dabei um ein 16-teiliges, achteckiges mathematisches Objekt, welches in einer Zeit geschaffen wurde in der die Entwicklung der Perspektive Thema war. Uccello beschäftigte sich in der Zeichnung und Malerei intensiv mit den perspektivischen Gesetzen. Die Darstellung dieser Form unterlag höchsten Anforderungen - als komplexe mathematische Idealform war sie der Inbegriff von Schönheit, Purheit und Perfektion.
Uccellos Ausgangspunkt für die mathematische Entwicklung dieser Form war ein Kopfbedeckung im 15. Jahrhundert. Ein Metallgerüst welches mit Stoffstreifen überzogen worden war und getragen wurde.
Ausgehend von Uccellos Mazzocchio übernimmt Roman Pfeffer in seiner Skulptur die Bauteile und entwickelt aus der unendlichen 16-eckigen idealen Kreisform neue Formen.
In dialektischer Form entstehen zwei Formen: eine in sich ruhende lineare Form und als Gegenstück ein Objekt mit der Form einer nicht endenden Spirale, die durch die Drehung der einzelnen Elemente zustande kommt.
Beide Werke, Video und Skulpturengruppe, verbindet ein Moment, eine Cäsur, der eine veränderte Situation mit sich bringt. Im Video ist es der blitzartig eintretende und gut hörbare - mit einem lauten Klirren verbundene - Moment der Zustandsveränderung durch das Herabfallen des Gedeckes; in der skulpturalen Arbeit sind es zwei Formen, die einander zugeordnet sind, aber den Prozess der Veränderung nur gedanklich nachvollziehen lassen.
Beide Arbeiten – Skulpturen und Video – sind vor dem Hintergrund kultureller Zitate Metapher für Fragen nach Veränderung, Adaptierung, Zeitablauf und Rhythmik, sowie der Frage nach dem Anfang und Ende, denen der Mensch als soziales Wesen unterliegt.
ROMAN PFEFFER
geboren 1972 in Vöcklabruck
Lebt und arbeitet in Wien
1996-2001 Akademie der bildenden Künste Wien
1999-2000 Kent Institute of Art and Design, Canterbury/England
Seit 2010 Co-Leitung der Studienrichtung TransArts an der Universität für Angewandte Kunst Wien
Österreichischer Grafikwettbewerb 2013 (Hauptpreis)
Ausstellungen (Auswahl)
Art meets Language, Austrian Cultural Forum London, London
1. Österreichischer Grafikwettbewerb (Preisträger), Galerie im Taxispalais, Innsbruck
Wärmetauscher, KUNSTHALLE Wien, Videowall/Photowall, Wien