20. Plattformtagung Krisenintervention
Zur 20. Tagung der österreichischen Plattform Krisenintervention hatte diesmal die Notfallseelsorge Österreich eingeladen, um die Auswirkungen der Pandemie und der vorherrschenden Krisen auf die psychosoziale Notfallversorgung zu diskutieren.
Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer dankte in seinem Grußwort allen Kriseninterventions-organisationen, die in Extremsituationen begleiten, denn ohne Ehrenamt könne kein Gemeinwesen funktionieren.
Oberkirchenrätin Mag.a Ingrid Bachler verwies auf die „unverzichtbare und herausfordernde Arbeit“ und die Last der Verantwortung, die mit Gottes Hilfe getragen und ertragen werden könne. Sie erinnerte dabei an das Wort Dietrich Bonhoeffers: „Gott ist ein Gott des Tragens ... so sind auch wir zum Tragen berufen. Im Tragen besteht das Christ:in-Sein.“
Die Fachvorträge behandelten das Tagungsthema unter den verschiedensten Aspekten und waren von angeregten Podiums- und Plenardiskussionen begleitet.
Prof.in Dr.in Barbara Juen, fachliche Leiterin der psychosozialen Dienste des Österreichischen Roten Kreuzes, wies darauf hin, dass der Zustand der Dauerkrise nur für Europa neu und überraschend sei, im globalen Kontext hingegen normal. Infolgedessen sei die negative Befindlichkeit hierzulande viel stärker angestiegen, verbunden speziell in Österreich mit einem besonders hohen Vertrauensverlust ins System (politisch, gesundheitlich, ...). Zu lernen sei daher Unsicherheitstoleranz und Dankbarkeit.
Mag. Lukasz Wojtyczka, Priester und Pastoralpsychologe, berichtete aus seiner seelsorglichen Praxis von den menschenunwürdigen Auswirkungen der Lockdowns, etwa auf die Begleitung Sterbender und die Gestaltung von Begräbnissen.
Dr. Steffen Glathe, Psychotherapeut und Psychiater, brachte ein bewegendes Fallbeispiel für die heilsame Kraft der zwischenmenschlichen Begegnung, die kostbar und wahrhaftig sei und in letzter Konsequenz etwas Transzendentes beinhalte.
Dr. Jürgen Guldner, Neurologe und Palliativmediziner, sprach über Traumabewältigung und Trauerarbeit. Seinen Vortrag leitete er mit einem Zitat von Mascha Kaléko ein: „Den eigenen Tod stirbt man nur, doch mit dem Tod der anderen muss man leben.“
BezInsp. Hans-Peter Schume, Landespolizeidirektion Steiermark/Landeskriminalamt Kriminal-prävention mit den Hauptgebieten Gewaltprävention, Suchtprävention und digitale Medien, berichtete von steigender Gewaltbereitschaft, auch unter Jugendlichen, analysierte die dafür maßgeblichen gesellschaftlichen und medialen Einflüsse und sprach über Strategien für den Umgang mit Anfeindungen und Gewalt.
Dr. Detlef Schwarz, Leiter der Krankenhaus- und Notfallseelsorge Salzburg, sprach in seinem Beitrag über die Wichtigkeit von Psychohygiene und Selbst(für)sorge angesichts wachsender Herausforderungen im Einsatz, für die nicht zuletzt auch die persönliche Spiritualität eine wichtige Ressource sei.
Darüber hinaus gab Mag. Martin Dobretsberger, Innungsmeister der Bestatter OÖ, interessante Einblicke in die Veränderung der Trauer- und Begräbniskultur durch die Pandemie und plädierte dafür, traditionelle Rituale mit neuen Sinninhalten zu füllen.
Für Gespräche und Begegnungen war in den Pausen ausreichend Gelegenheit, vor allem auch für Kontakte zwischen den verschiedenen Einsatzorganisationen, die in den jeweiligen Bundesländern Krisenintervention und psychosoziale Akutbetreuung anbieten. Die Notfall-seelsorge ist seit über 20 Jahren österreichweit im Einsatz und wird ökumenisch von der römisch-katholischen und evangelischen Kirche verantwortet. Sie versteht sich selbst als „Krisenintervention in spiritueller und ritueller Grundhaltung“.
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Notfallseelsorge Österreich