Erste Hilfe für die Seele und Hilfe in der Not
Derzeit leiden viele Menschen unter verschiedenen Formen von Ängsten. Die Ursachen scheinen unterschiedlich zu sein: Unsicherheit der Lebensstrukturen, steigende Anforderungen, Einsparungen, die Befürchtung, sinnentleert zu leben.
In dieser gesellschaftlichen Verunsicherung werden auch wieder vermehrt Fragen nach Spiritualität, nach Sinn und Werten gestellt.
Am Montag, 19.12.2011 gaben in einer Pressekonferenz im Linzer Presseclub, Mathias Mühlberger / Direktor der Caritas in Oberösterreich, Abt Mag. Martin Felhofer / Stift Schlägl, Mag.a Silvia Breitwieser / Leiterin TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142 ihre Erfahrungen in der Vorweihnachtszeit weiter.
Der Abt des Stiftes Schlägl und der Caritas-Direktor machten am 21. Dezember 2011 von 18.00 bis 20.00 Uhr Dienst bei der Telefonseelsorge.
Sehnsucht nach Harmonie und Geborgenheit zu Weihnachten besonders groß
Die Nummer 142 der Telefonseelsorge ist auch zu Weihnachten besonders gefragt, schildert die Leiterin der Telefonseelsorge Silvia Breitwieser: „Am Heiligen Abend und zu den Feiertagen findet sich dort rund um die Uhr und kostenlos ein offenes Ohr für Nöte und Anliegen. Weil rund um Weihnachten die Sehnsucht nach Geborgenheit, Harmonie und Liebe besonders groß ist, sind die in dieser Zeit vorgebrachten Themen zwar nicht anders, aber sie erhalten noch einmal eine andere Dimension, Lebensbrüche, Enttäuschungen, Verluste und manches Scheitern, das alles wird deutlicher und schmerzhafter erlebt.
Am Heiligen Abend werden aber auch Menschen anrufen, die wenigstens über das Telefon mit einem Menschen sprechen wollen, einfach, weil sonst niemand da ist.“ Besonders auffallend ist für Breitwieser, dass sich im letzten Monat sehr viele Anrufer*innen mit Beziehungsproblemen an die Telefonseelsorge gewandt haben. Das nahende Weihnachtsfest als Fest des Friedens und der Harmonie rücke Beziehungskonflikte und familiäre Konflikte mehr ins Bewusstsein. Es sei deshalb wichtig, in der Familie, in der Beziehung die Erwartungen zu kommunizieren und auszutauschen, vor allem den anderen teilhaben zu lassen.
Feste sind Haltepunkte im Strom der Zeit
Abt Felhofer geht in seinem Statement aus von der christlichen Weihnachtsbotschaft: „Gott geht mit uns! Vielen von uns wurden Werte mitgegeben, die uns getragen haben und vielleicht heute oder besonders in Krisenzeiten wieder neu gesucht werden: Treue, Verantwortung, Ehrfurcht, Einsatz für den Nächsten, Verzicht, Wertschätzung des Sonntags, Religion, Sinn.“ Felhofer spricht deshalb vom Mut zum ethischen Handeln und dem Mut zu gesunden Lebensrhythmen. „Wir brauchen heilsame Rhythmen, die uns auch vorgegeben und damit gegeben sind. Deshalb sind die Feste des Glaubens so kostbar: Feste sind Haltepunkte im Strom der Zeit. Sie lassen uns innehalten und geben dem Inneren Halt und einer Gemeinde und Gemeinschaft Zusammenhalt“, so der Abt von Schlägl.
Zu Weihnachten wird Armut noch schmerzvoller erlebt
„Die Weihnachtszeit ist generell eine Zeit, in der wir in den Caritas-Einrichtungen merken, dass der psychische Druck auf Menschen in Notlagen zunimmt. Die eigene Armut wird jetzt als besonders schmerzvoll erlebt, offene Konflikte in den Familien belasten zusätzlich“, beschreibt Caritasdirektor Mathias Mühlberger die aktuelle Situation.
Derzeit leben rund 70.000 Oberösterreicher*innen in akuter Armut. 6.900 Menschen wurden heuer bereits von den 12 Beratungsstellen der Caritas für Menschen in Not in Oberösterreich unterstützt. Rund 50 Prozent davon sind Familien mit Kindern. „Auffällig ist, dass Menschen, die sich an die Caritas wandten, im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent weniger Geld zum Leben zur Verfügung haben“, so Mühlberger: „Leider wächst die Kluft zwischen Arm und Reich in unserem Land auch insofern, als die Sorgen und Ängste der ’Armen’ gar nicht mehr wahrgenommen werden.
Politiker argumentieren mit Zahlen und Statistiken, ohne die Schicksale und die Verzweiflung der einzelnen Menschen zu kennen, die dahinter stehen. Gerade in Zeiten instabiler wirtschaftlicher Verhältnisse haben wir alles zu tun, um mit sozialen Maßnahmen den Menschen Sicherheit und Perspektiven zu geben.“