Weihnachten - für viele ein Fest zwischen Stress und Einsamkeit
![Weihnachten / © Unsplash/pixabay.com/CC0 für viele ein Fest zwischen Stress und Einsamkeit](/img/33/68/e46c3e450155378c6670/Weihnachten_-christmas-tree-1149619_640.jpg)
Die TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142 ist während der Feiertage rund um die Uhr Gesprächspartnerin für Menschen, die sich einsam und ausgeschlossen fühlen, niemanden zum Reden haben, Trauer und Angst erleben oder mit der Weihnachtsstimmung wenig anfangen können.
Auch für Eltern kann die Weihnachtszeit eine besondere Herausforderung darstellen, hier bietet das ElternTelefon der TelefonSeelsorge OÖ ein offenes Ohr für konkrete Anliegen, Sorgen und Nöte.
Wie Eltern mit ihren verschiedensten Lebenshintergründen und Familienformen, aber auch alleinstehende und einsame Menschen das Fest gestalten können, war Thema der Pressekonferenz am 17. Dezember 2012.
Telefonseelsorge OÖ und BEZIEHUNGLEBEN.at: Hilfe zu Weihnachten
Rund um Weihnachten sind die Probleme der Menschen die gleichen wie während des Jahres – aber sie werden emotional anders wahrgenommen. Unerfüllte Sehnsüchte, der Verlust eines geliebten Menschen, Unfrieden mit den Nachbarn, Konflikte mit den Kindern oder Beziehungsprobleme – all das überfordert viele Menschen gerade in der Weihnachtszeit und ruft eine Krise hervor. Bei der Pressekonferenz im OÖ. Presseclub informierten Mag.a Silvia Breitwieser (Leiterin TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142), Mag.a Barbara Lanzerstorfer-Holzner (Projektleiterin ElternTelefon der TelefonSeelsorge OÖ) und Mag. Josef Lugmayr (Leiter Zentrum BEZIEHUNGLEBEN.at) über Hilfsangebote, mögliche Zugänge und Wege aus der Krise.
TelefonSeelsorge: Sich Belastendes offen von der Seele reden
„Die Themen der Menschen sind zu Weihnachten nicht anders als sonst – aber die Dimension ist eine andere. Kränkungen, Enttäuschungen, eine Trennung oder ein Todesfall werden viel intensiver wahrgenommen“, so Mag.a Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142.
Sie ortet in der Weihnachtszeit eine größere Sehnsucht nach einer heileren Welt, nach Frieden, Versöhnung und einem guten Miteinander. „Viele ziehen rund um Weihnachten und den Jahreswechsel Bilanz – und wenn bewusst wird, dass sich Sehnsüchte nicht erfüllt haben, dass eine Herausforderung trotz großen Bemühens nicht gelungen ist, also etwa ein Konflikt nicht bereinigt werden konnte, dann ist die Enttäuschung schmerzhafter und größer als sonst“, betont Breitwieser.
Die TelefonSeelsorge bietet dann die Möglichkeit, sich kostenlos, anonym und rund um die Uhr unter der Notruf-Nummer 142 alles einmal von der Seele zu reden. „Vielen tut es gut, manches einfach einmal aussprechen zu können, auch Themen, für die sie sich schämen. Es ist jemand da, der zuhört, versteht und die Menschen so nimmt, wie sie sind. Wenn beim Telefonat ein guter Kontakt entsteht, dann kann die Hoffnung gestärkt werden, dass in ganz kleinen Schritten Veränderung möglich ist. Wir möchten helfen, realistische Ansatzpunkte zu finden“, erklärt Breitwieser das Anliegen der TelefonSeelsorge.
ElternTelefon: Überzogene Erwartungen herunterschrauben
„Familienleben kann nervenaufreibend und kräfteraubend sein – warum soll dann am 24. Dezember plötzlich Frieden und Stille herrschen? Die Kinder und die Eltern bleiben ja die gleichen“, so Mag.a Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Projektleiterin des ElternTelefons der TelefonSeelsorge OÖ. Sie rät den Eltern, das Weihnachtsfest einem Realitäts-Check zu unterziehen und überzogene Erwartungen herunterzuschrauben.
„Wichtig ist, sich rechtzeitig vor Weihnachten als Familie zusammenzusetzen, damit die einzelnen Familienmitglieder ihre Erwartungen und Wünsche einbringen können. Dann wird ein Plan erstellt, wie gefeiert werden kann, damit sich jeder wiederfindet. Vielleicht muss auf Traditionen oder Rituale, die früher stimmig waren, verzichtet und eine neue Feierform gefunden werden“, so der Tipp von Lanzerstorfer-Holzner.
Das schönste Geschenk für Kinder ist Zeit und Zuneigung. „Kinder wollen zu Weihnachten spüren, dass sie so angenommen werden, wie sie sind. Gemeinsam verbrachte Zeit, beim Kochen, Spielen, Singen oder Spazierengehen ist für Kinder mehr wert als ein Geschenkeberg, der sie meist nur überfordert“, betont Lanzerstorfer-Holzner.
Eltern, denen alles über den Kopf wächst, rät sie, das ElternTelefon unter der Nummer 142 in Anspruch zu nehmen. „Es ist keine Schande, sich in Erziehungsfragen Hilfe zu holen. Unser Ziel ist es, Wege und Ideen aufzuzeigen, die die Eltern ohnehin in sich haben und die nur hervorgelockt werden müssen.“
BEZIEHUNGLEBEN.at: Weihnachten als Belastungsprobe für Beziehungen
Anders als TelefonSeelsorge und ElternTelefon bietet BEZIEHUNGLEBEN.at in 27 Beratungsstellen in Oberösterreich nicht Hilfe im Akutfall, sondern „für die Zeit danach“, wie Mag. Josef Lugmayr, Leiter des Zentrums BEZIEHUNGLEBEN.at, erläutert. „Ähnlich wie im Urlaub verbringen zu Weihnachten Paare mehr Zeit miteinander als sonst – und Probleme, die vielleicht schon länger schwelen, treten besonders deutlich zutage. Oft wird dann schmerzlich klar: 'Wir können nicht mehr miteinander, es wird nichts mehr.'
Auf diese Erkenntnis folgt dann häufig der Schritt zur Paarberatung“, so Lugmayr. Er erlebt immer wieder, dass Menschen nach einem guten Gespräch mit der TelefonSeelsorge eine längere Beratung für sich als sinnvoll erkennen. Seiner Erfahrung nach ist Weihnachten eine Herausforderung für besondere Familien-Formen, etwa für Patchwork-Familien oder getrennt lebende Paare. In diesem Fall rät Lugmayr zu rechtzeitigen Absprachen zwischen allen Beteiligten, damit sich die Kinder darauf einstellen können, wann sie mit wem feiern.
Ist ein Familienmitglied verstorben, ist es wichtig, diesen Menschen mit hineinzunehmen, betont Lughmayr. „Die Trauer nicht verschweigen, sondern ansprechen, auch unter Tränen – so bekommt der bzw. die Verstorbene seinen Platz und das Feiern wird authentisch“, so Lugmayr.