Ein Jahr ElternTelefon - Notruf 142
Ich habe völlig versagt, ich bin eine schlechte Mutter …
Ich kann nicht mehr, ich habe niemanden, der mich unterstützt …
Meine Kinder bringen mich zur Verzweiflung, ich weiß nicht mehr weiter...
Diese Sätze stammen von Eltern, die die Nummer 142 gewählt haben. Sie drücken aus, welch große Herausforderungen Elternschaft und Erziehung darstellen. Darum bietet das ElternTelefon seit Oktober 2012 ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte von Eltern. Unter der Nummer 142 ist es das ganze Jahr rund um die Uhr, vertraulich und kostenlos erreichbar.
Das erste Jahr des ElternTelefons zeigt: Eltern schätzen es, Zuspruch und Unterstützung, aber auch Beratung und Information zu erhalten. Und das innerhalb der eigenen vier Wände, in der Akutsituation, ohne den eigenen Namen nennen oder einen Beratungstermin vereinbaren zu müssen.
Wer ruft an?
- Eine junge Alleinerzieherin, Mutter von zwei Söhnen, die überlastet ist und einfach „mal Dampf ablassen will“.
- Eine Mutter eines dreijährigen Buben, die das Gefühl hat, die Oma des Kindes missachtet ihre mühsam erarbeiteten Familienregeln.
- Ein Vater, der seine Tochter auf Grund der Scheidung nur mehr am Wochenende sehen kann und sehr darunter leidet.
- Ein Vater, dessen 15-jährige Tochter die Schule mitten unter dem Jahr beenden will.
- Eine Mutter, deren 13-jähriger Sohn zum ersten Mal betrunken nach Hause gekommen ist.
- Eine Mutter einer minderjährigen Tochter, die Nacktfotos ihrer Tochter auf Facebook entdeckt.
- Und viele mehr ...
Worum geht es?
Es lassen sich vier große Themenbereiche beziehungsweise Anlässe, die zu einem Anruf beim ElternTelefon führen, herausarbeiten:
- 66 Prozent der Anrufer*innen sind mit der eigenen Situation als Eltern völlig überfordert, überlastet und am Ende ihrer Nerven. Sie wissen weder ein noch aus und können oft nicht auf ein stützendes soziales Netz zurückgreifen.
- 53 Prozent der anrufenden Eltern thematisieren entweder die Herausforderungen bei einer bevorstehenden Trennung/Scheidung sowie die damit verbundenen Konflikte bei der Obsorgeregelung oder aber die Auswirkungen einer schon erfolgten Trennung/ Scheidung auf das Verhalten des Kindes/der Kinder.
- 33 Prozent der Anrufenden sprechen über Erziehungsprobleme mit pubertierenden Kindern.
- 24 Prozent der Eltern rufen wegen Herausforderungen auf Grund von physischen oder psychischen Erkrankungen des Kindes an.
Wie wird geholfen?
Auch beim ElternTelefon zeigt sich, dass in schwierigen Situationen und Krisen ein Gespräch schon sehr viel weiterhilft.
Als erstes geht es um Entlastung: Die Anrufenden können ohne Angst vor Bewertungen oder Konsequenzen, ohne das Gefühl versagt zu haben und ohne Scham mit einer neutralen Person über ihre Erziehungsschwierigkeiten, Sorgen, Ängste, Nöte sprechen.
Die Mitarbeiter*innen strukturieren die Gespräche und klären die Anliegen der anrufenden Eltern. Dadurch kann das, was manchmal bis jetzt ungesagt geblieben ist, konkreter und bewusst werden. Es lichtet sich das Gefühl der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins und der Überforderung. Eltern können so aus ihrer emotionalen Betroffenheit aussteigen und die eigene Situation neutraler betrachten.
Am ElternTelefon wird gemeinsam nach gangbaren, situationsangemessenen Lösungen in kleinen Schritten gesucht. Eltern werden bei Bedarf ermutigt, passende Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen und mit Adressen von Hilfs-/Beratungseinrichtungen versorgt.
Auch Eltern dürfen Probleme, Sorgen und Ängste haben; ärgerlich, traurig oder wütend sein. Das ist ganz normal - Erziehung ist eben kein Kinderspiel. Sich dann Hilfe zu holen, ist keine Schande, sondern ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein.
Wählen Sie 142. Darüber reden hilft!
Das ElternTelefon wird gefördert vom Familienreferat des Landes Oberösterreich.
Weitere Informationen: Mag.a Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Tel: 0732-731313-3529, Mail: barbara.lanzerstorfer@dioezese-linz.at