Pressekonferenz "Ich bin dann mal im Internet!"
Internet, Smartphone und Tablet prägen den Alltag von Erwachsenen, aber zunehmend auch von Kindern und Jugendlichen. Wo endet der „gesunde“ Umgang mit der digitalen Welt, wo beginnt die Sucht?
Über diese und andere Fragen rund um Internet und Social Media informierten Nina Mengin BA, Primar Dr. Kurosch Yazdi, Mag.a Barbara Lanzerstorfer-Holzner und Mag.a Silvia Breitwieser.
Nina Mengin BA von der EU-Initiative Saferinternet.at unterstrich die Erziehungsaufgabe in Familie, Schule und Gesellschaft, die mit einer verantwortungsvollen Nutzung digitaler Medien verbunden ist. Sie betonte dabei die Vorbildfunktion der Eltern beim Umgang mit Smartphone & Co. „Es geht darum, sich und den Kindern den Umgang mit digitalen Medien bewusst zu machen. So kann etwa vereinbart werden, dass beim Familienessen kein Handy auf dem Tisch liegen darf. Wer sich nicht daran hält, übernimmt den Abwasch“, nennt die Expertin ein Beispiel für klare Regeln in der Familie.
Hilfreich sei auch, digitale Medien für die Planung von Familienaktivitäten zu nützen und dabei die Kinder und Jugendlichen für den Umgang mit ihnen zu sensibilisieren – etwa gemeinsam zu schauen, welche Quellen vertrauenswürdig sind und welche nicht. Ab wann ein Smartphone für ein Kind sinnvoll sei, könne nicht fix festgelegt werden, so Mengin. Wichtig sei, den Umgang damit gemeinsam zu entdecken und zu besprechen, sobald das Kind Kontakt damit habe.
Primar Dr. Kurosch Yazdi, Leiter des Zentrums für Suchtmedizin an der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg, ortete eine massive Zunahme an Verhaltenssüchten. Phänomene wie Spiel- und Kaufsucht, Internet- und Handysucht seien im Steigen, weil die Verfügbarkeit steige, nicht zuletzt durch die Möglichkeit, jederzeit und überall online sein zu können.
An die Glücksspiel-Ambulanz an der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg, wo alle Verhaltenssüchte behandelt werden, wenden sich immer mehr verzweifelte Eltern, die nicht wissen, ob ihr Kind internet- oder handysüchtig ist. „Der Hut brennt dann, wenn das Verhalten des Kindes bzw. des Jugendlichen sich auf Internet und Smartphone beschränkt. Das heißt: Wenn die Pflichten am Arbeitsplatz oder in der Schule vernachlässigt werden, Freunde keine Rolle mehr spielen, Hobbys nicht mehr gepflegt werden und auf eine Teilnahme am Familienleben verzichtet wird“, so der Experte.
Yazdi betonte die Bedeutung eines wertschätzenden Umgangs, weil mit Abwertung nichts erreicht werde. Für Kinder unter 14 Jahren brauche es klare Regeln für die Mediennutzung durch die Eltern, bei jungen Erwachsenen ein Hilfsangebot, das auch professionelle Unterstützung umfassen könne.
Mag.a Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Projektleiterin des ElternTelefons – Notruf 142, erläuterte das Hilfsangebot des ElternTelefons der TelefonSeelsorge OÖ. Eltern können sich rund um die Uhr, kostenlos und vertraulich unter 142 melden, wenn sie nicht mehr weiterwissen. „Meist wenden sich die Mütter an uns, wenn es in der Familie eine akute Krise gibt, sei es mit kleineren Kindern oder mit pubertierenden Jugendlichen.“ Die Hauptthemen der Anrufer*innen: Überforderung, Trennung/Scheidung bzw. Alkohol-, Drogen- oder exzessiver Medienkonsum der Kinder. „Wir erarbeiten individuelle Lösungswege und ermutigen dazu, auch andere Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen“, so Lanzerstorfer-Holzner.
Mag.a Silvia Breitwieser, die Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142, resümierte abschließend: „Das Wichtigste ist, über den Nutzen und die Gefahren von digitalen Medien mit den Kindern und Jugendlichen im Gespräch zu bleiben.“
Hier finden Sie die gesamten Statements der Pressekonferenz.