Welt-Suizid-Präventionstag: Was macht mein Leben l(i)ebenswert?
Aus diesem Anlass organisieren die beiden kirchlichen Beratungsstellen TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142 und BEZIEHUNGLEBEN.AT in der Paschinger PlusCity an diesem Nachmittag eine Aktion zum Thema: "Leben lieben!"
„Es gibt viele Gründe, das Leben zu lieben – was ist deiner?“
Der Welt-Suizid-Präventionstag hat das Ziel, für den Umgang mit Menschen in Krisensituationen zu sensibilisieren, sodass Suizide verhindert und die Ressourcen der Betroffenen gestärkt werden können.
Mit der Aktion „Leben lieben!“ am 10. September 2014 von 14 bis 17 Uhr in der Paschinger PlusCity möchten die beiden kirchlichen Beratungseinrichtungen TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142 und BEZIEHUNGLEBEN.AT das Bewusstsein für das Thema Suizid erhöhen, auf Hilfsangebote aufmerksam machen und die Notwendigkeit von Prävention aufzeigen.
Menschen werden eingeladen, darüber nachzudenken und aufzuschreiben, was das Leben für sie persönlich liebens- und lebenswert macht. „Es geht um die Fragen: Was trägt mich? Was gibt mir Halt? Was gibt meinem Leben Sinn? Wofür bin ich dankbar? Was hat mir aus einer schweren Krise wieder herausgeholfen?“, erklärt Mag. Josef Lugmayr von BEZIEHUNGLEBEN.AT den Hintergrund der Aktion. Die Antworten werden auf Kärtchen geschrieben und aufgehängt – und können so anderen Mut machen bzw. Wege aus der Krise aufzeigen.
Kommunikation kann Leben retten
Bei der Pressekonferenz am 10. September 2014 im OÖ. Presseclub gab der Leiter des Wiener Kriseninterventionszentrums Dr. Claudius Stein Einblicke in Schwerpunkte seiner Arbeit. 2012 gab es in Österreich doppelt so viele Suizide (1.275 Personen) wie Verkehrstote (554 Personen).
Auffallend sei, so der Mediziner, dass sich deutlich mehr Männer als Frauen das Leben nehmen und deutlich mehr ältere Menschen als jüngere – ein Drittel aller Suizide entfällt auf die Altersgruppe über 65. Dem Kriseninterventionszentrum ist daher auch das Thema „Suizidprävention im Alter“ ein großes Anliegen. Mit Schulungsmaßnahmen und verstärkter Öffentlichkeitsarbeit sollen Mediziner*innen und die Bevölkerung für dieses Thema sensibilisiert werden.
Das zentrale Anliegen der Suizidprävention sei, eine Verbindung zwischen betroffenen Menschen und ihren Angehörigen herzustellen. Wenn es gelinge, eine vertrauensvolle Beziehung herzustellen, führe das aus Isolation und Einsamkeit heraus, was einen hohen präventiven Effekt habe, so Stein. Darüber hinaus brauche es die Vernetzung von Menschen und Institutionen, die in die Suizidverhütung eingebunden seien.
Stein appellierte an die Medien, durch seriöse Berichterstattung das Thema Suizid zu enttabuisieren und immer auf Unterstützung und Hilfsangebote hinzuweisen. „Wenn die Sensation im Vordergrund steht, vermutete Gründe angeführt werden, das Alter genannt und die Art des Suizids genau beschrieben wird, bietet das für suizidgefährdete Personen viele Möglichkeiten zur Identifikation und unterstreicht die Ausweglosigkeit.“ Hilfreich dagegen sei eine möglichst nüchterne Berichterstattung ohne Details und mit dem Hinweis darauf, dass in vielen Fällen Hilfe möglich sei. Er wünsche sich Berichte über Menschen, die eine suizidale Krise überwunden hätten, und detaillierte Hinweise auf Beratungsstellen, so Stein.
Entlasten und gemeinsam Ressourcen entdecken
Mag.a Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142, und Mag. Josef Lugmayr, Leiter von BEZIEHUNGLEBEN.AT, betonten, wie wichtig es sei, Menschen als ersten Schritt zu entlasten. „Zuhören, nachfragen, nach möglichen Ressourcen suchen, mit dem Betroffenen Momente der Freude im Leben entdecken“, so Breitwieser über die Möglichkeiten im Gespräch mit suizidgefährdeten Personen. „Die Frage ist: Was nährt die Menschen, was stärkt sie?“ Lugmayr unterstrich, es sei wichtig, die Betroffenen durch tragfähige Beziehungen ein erstes Stück zu begleiten und ihnen den Weg in professionelle Beratungseinrichtungen zu erleichtern.
Unterstützung weitet den Blick
Alle drei Expert*innen wiesen darauf hin, dass ein offenes Gespräch, in dem der Betroffene mit seinen Suizidgedanken ernst genommen werde, das Wichtigste sei. Ein Gespräch mache die Möglichkeiten aus der Krise wieder sichtbar. Auch Angehörige und Freund*innen von Betroffenen, die oft selber an der Grenze ihrer Belastbarkeit angekommen seien, sollten sich professionelle Unterstützung holen, um den eigenen Blick zu weiten und neue Perspektiven zu erkennen.