Fachtagung "Ängste bewältigen - Vertrauen stärken" - Nachbericht
Sie begaben sich auf die Spuren des Lebens-Phänomens der Angst und setzten sich mit Möglichkeiten der Bewältigung auseinander.
Die Vorträge des Vormittags können Sie hier nachschauen:
https://youtube.com/live/6w0SBFZSQAE?feature=share
Die Präsentation von Herrn Dr. Längle finden Sie hier zum Download
Die Zusammenfasstung des Vortrags von Frau Mag.a Pinter finden Sie hier zum Download
Grußworte von Frau Mag.a Dr.in Ekim San, Gesundheitsreferentin Gesundheit Österreich GmbH
„Angst ist eine Erregung, die den ganzen Menschen erfasst“, erläuterte Prof. Alfried Längle. Der Arzt und Psychotherapeut hat die Existenzanalyse in Österreich maßgeblich weiterentwickelt. Prof. DDr. Alfried Längle unterschied in seinem Vortrag zwischen Grundangst und Erwartungsangst.
In der Grundangst hätten wir Angst, zu sterben oder vernichtet zu werden. “Wir müssen immer wieder das Tor des Todes durchschreiten, wenn wir Angst bewältigen wollen”, so Prof. Längle. Dabei helfe Kraft und Mut im Menschen und Halt im Außen. Wenn man Menschen hat, bei welchen man sich wirklich gut verstanden und aufgehoben fühlt, erlebe man Halt. Dieser Halt würde im Inneren als Sicherheit abgespeichert und der Mensch könne immer wieder darauf zurückgreifen. Schon das Wissen um Halt könne den Menschen mutig machen.
“Wenn wir unter Erwartungsangst leiden, möchten wir etwas Bestimmtes erreichen und haben Angst, das nicht zu schaffen”, beschrieb Prof. Längle in seinem Vortrag. Z.B. bei einer Prüfung. Aus Erwartungsängsten könne eine Angststörung entstehen. Dann könne sich eine Angst vor der Angst vor der Prüfung entwickeln. “Wir können kein bestimmtes Ergebnis erreichen!”, so Längle. “Wir können nur für die Prüfung lernen, wir können das Ergebnis nicht beeinflussen!”
Längle beschrieb auch noch eine weitere Kompetenz, um mit der Angst umgehen zu können: “Der Mensch muss auch etwas lassen können.” Um das zu lernen, müssten wir Menschen uns immer wieder mit unseren schlimmsten Ängsten konfrontieren: “Was wäre das Schlimmste, das passieren könnte? Wie würde sich das anfühlen? Was wäre die Konsequenz?” - “Dann würden wir damit leben...”, so Längle. So können wir auch etwas loslassen und die Angst läuft uns nicht mehr hinterher.
Vortrag von Alfried Längle, PH Dr. med. Dr. Phil
Die zweite Vortragende Frau Mag. Karin Pinter ist Expertin für die Behandlung von Angststörungen. Sie meinte: “Angststörungen sind unkontrollierbar gewordene Ängste, deren Quellen in verschiedenen emotionellen Bereichen liegen können. Die Angst, die grundsätzlich vor Gefahren warnen sollte, wird zu einer Art fehlprogrammierter Alarmanlage, die wir nicht mehr abschalten können - dadurch entsteht ein Gefühl der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins und der Angst vor der Angst.” Frau Pinter erläuterte in ihrem Vortrag, wie die frühe Eltern-Kind-Beziehung und der Bindungsstil zur Entwicklung einer Angststörung beitragen könnten und wie diese behandelt werden kann.
Pinter meinte, dass einerseits Angstkonfrontation auf der kognitiven Ebene eine wichtige Rolle spiele, auf der anderen Seite in ihrer Arbeit die größte Rolle aber das empathische Verstehen des Menschen spiele. Über das tiefe Verstandenwerden in der Psychotherapie könne der/die Klient/in sich selbst mit all den Ungereimtheiten und Widersprüchen besser verstehen.
Vortrag von Mag.a Karin Pinter
Mag.a Karin Pinter, Mag.a Silvia Breitwieser, Dr. Alfried Längle
In den acht Workshops am Nachmittag konnten die Teilnehmer/innen die Workshopleiter/innen auf Herz und Nieren befragen und deren kompetente Antworten in ihren Arbeitsalltag mit nach Hause nehmen.
- “Wie kann man mit Sozialphobien umgehen? Und wie erkennt man überhaupt eine Sozialphobie?”, erläuterte Frau Mag. Martina GenserMedlitsch in ihrem spannenden Workshop.
- “Wie können wir Menschen ein achtsames Selbstmitgefühl entwickeln und wie kann es bei der Bewältigung von Angst unterstützen?”, war das Thema von Frau Mag. Dr. Elisabeth ReisenzeinHirsch
- Herr Prof. Dr. Frank Schwab zeigte in seinem kurzweiligen Workshop auf, wie angstauslösende Inhalte in den Medien genutzt würden und beleuchtete anhand von praxisnahen Beispielen aktuelle Medienphänomene.
- Die Fachärztin für Kinder und Jugendpsychiatrie Frau Primaria Dr. Doris Koubek zeigte auf, wann es wichtig sei, Ängste von Kindern und Jugendlichen zu behandeln bzw. wie man mit Ängsten, die durch ein Trauma ausgelöst wurden, umgehen könne.
- Die Teilnehmer/innen des Workshops von Herrn Mag. Harald Burgauner setzten sich mit dem Gewaltkreislauf auseinander und überlegten Interventionen in der Beratung von Menschen, die Gewalt ausgeübt haben. Hier finden Sie die Unterlagen zu seinem Workshop zum Download.
- Mag. Johannes Hessler lud die Teilnehmer/innen in seinem Workshop ein, sich mit ihren Vertrauensankern auseinander zu setzen: “Wie gehe ich mit Herausforderungen um? Wie bewältige ich meine Ängste? Was hilft mir, ins Vertrauen zu kommen?”
Hier finden Sie die Unterlagen zu seinem Workshop zum Download. - Die Teilnehmer/innen des Workshops von Frau Mag. Karin Pinter erfuhren von der Expertin noch mehr darüber, wie die Bindung zwischen Eltern und Kindern verbessert werden können. Die Unterlagen dazu finden Sie hier zum Download.
- Und Last but not Least setzte sich die Akad. Palliativexpertin Frau Desiree Amschl-Strabegg in ihrem Workshop mit dem Umgang mit der Angst vor dem Tod auseinander.
Moderator Josef Hölzl, MSc
Abschließend noch ein Satz von Prof. Längle: “Manchmal muss man im Umgang mit der Angst auch ein bisschen todesverachtend sein, um mutig zu werden und die Herausforderungen des Lebens bewältigen zu können.”
Nachbericht von Mag. Andrea Holzer-Breid, BEZIEHUNGLEBEN.AT Familienberatung