Aktuell ist die Situation in Belarus für engagierte Menschen nicht einfach. Mit dieser Ausstellung möchten wir zeigen, wie es trotzdem und noch immer möglich ist, junge Menschen für den Glauben zu begeistern. Und wir möchten zeigen, wie die Projekte, die vom Osthilfefonds unterstützt werden, wirken - oft noch viele Jahre lang.
Br. Korneliusz Konsek wurde 1962 in Proszkow bei Opole, Polen, geboren. 1981 trat er in die Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare ein. Seit 1998 lebt Br. Kornelius in Baranowitschi, Belarus.
Er ist Chefredakteur der Monatszeitschrift DIALOG der Steyler Missionare in Belarus, leitet das Bildungs- und Exerzitienhaus der Steyler in Baranowitschi (in dem u.a. die Ausbildung für Katechese und Familienberatung angeboten werden) und engagiert sich in vielfältiger Weise für die Kirche in Belarus. Seine eindrucksvollen Fotografien zeigen die sozialen Probleme aber auch die schönen Seiten in Belarus und wurden mehrfach ausgezeichnet. Br. Kornelius ist seit vielen Jahren ein zuverlässiger Projektpartner der Caritas Internationale Hilfe und des Osthilfe-Fonds.
Eine offene Kirche für Kinder und Jugendliche ist ihm ein besonderes Anliegen und eine Herzensangelegenheit, besonders für Kinder und Jugendliche aus vulnerablen Gruppen.
Katharina und Anna – die beiden Mädchen links auf dem Bild – stammen aus einer kleinen Pfarre im Nordwesten von Belarus. Das Bild entstand schon vor einigen Jahren auf einem der Ferienlager der Kirche, an dem die Mädchen teilnahmen. Heute sind die beiden jungen Damen Studentinnen in Minsk. Nach wie vor sind sie eng befreundet. Und sie engagieren sich in einer Minsker Pfarre in der Jugendarbeit. „Gerade jetzt sehen wir, dass viele Kinder unter Unsicherheit und Angst leiden. Wir möchten dazu beitragen, dass die Pfarre für sie ein sicherer Ort ist, ihnen Halt und Unterstützung geben“, meinen die beiden.
Anastasija – oder Nastja, wie sie von allen gerufen wird – freut sich, dass ihre Palmbuschen am Palmsonntag alle verkauft wurden. Schließlich war sie zum ersten Mal mit beim Basteln dabei. Und sie weiß, dass es wichtig ist für die Pfarre auch Geld zu sammeln. Ihre Oma und ihre Tante hatten versprochen, die von Nastja gebastelten Palmbuschen notfalls zu kaufen – doch das war gar nicht notwendig. „Mir gefällt es im Kinderclub der Pfarre sehr gut. Meine beste Freundin geht am Sonntag in eine andere Kirche, aber das macht uns nichts. Im Kinderclub bei uns können alle Kinder kommen“, erzählt Nastja. Sie meint damit die orthodoxe Kirche.
Pawel ist stolz – stolz darauf, dass er so heißt wie sein Pfarrer. Und er ist stolz darauf, Ministrant zu sein. Besonders zu den Feiertagen wie Ostern und Weihnachten möchte er unbedingt ministrieren. Für seine „Mini-Stunden“ verzichtet er sogar auf sein geliebtes Eishockey-Training, obwohl sein Trainer nicht zufrieden ist. Ob er Priester werden möchte? „Ich weiß es nicht, aber viel lernen muss man dann schon,“ ist die Antwort von Pawel. Die Hausaufgaben für die Schule müssen aber erledigt sein, darauf besteht auch der „große“ Pawel.
Jelena war 12 Jahre alt, als ihre Mutter gestorben ist. Auf dem Bild ist sie mit ihrem Vater zu sehen. Das war vor 7 Jahren. Heute arbeitet sie als Verkäuferin in einem Lebensmittelgeschäft. „Es war sehr schwierig in der ersten Zeit. Schwester Klara in der Pfarre hat mir viel geholfen. Sie war immer für mich da, wenn ich traurig war.“ Mit ihrem Vater hat sie bis heute ein sehr enges Verhältnis. „Dank Schwester Klara haben wir beide wieder das Beten gelernt.“ Bekannte aus der Pfarre haben die beiden ebenfalls unterstützt. Geblieben aus der schwierigen Zeit ist die Gewissheit, dass immer jemand da ist – und der schöne Brauch, zu Jelenas Geburtstag eine Feier in der Pfarre zu organisieren.
Maxim ist auf dem Bild in der Mitte zu sehen. Das Foto zeigt einen wichtigen Brauch in Belarus: Die Segnung der Wohnung oder des Hauses in den Tagen rund um das Dreikönigsfest. Die Pfarrer besuchen alle Familien in ihrer Pfarre. „Damals hat meine Oma noch gelebt, ihr müsst unbedingt dieses Bild nehmen!“ Großeltern spielen in der Glaubensvermittlung nach wie vor eine große Rolle – sie sind es oft, die Traditionen und christliche Bräuche in der Familie weitergeben. Maxim ist heute in seiner Pfarre in Grodno Katechet und unterrichtet am Wochenende als Freiwilliger Religion.
Jaroslav ist der mittlere der drei Buben auf der linken Seite des Bildes, er ist 11 Jahre alt. „Zuerst habe ich beim Bauen des Vogelhauses nur mitgemacht, weil ich gerne mit Holz arbeite und weil der Pfarrer immer lustig ist. Dann hat uns aber der Pfarrer erklärt, warum das wichtig ist. Ich finde, die alten Leute (er meint damit die Generation seiner Eltern, Anm.) tun zu wenig für die Umwelt. Sie verstehen nicht, dass sie mit ihrem Auto nur Dreck machen.“ Der Schutz von Umwelt und Natur ist in Belarus nach wie vor ein gesellschaftliches Randthema, dessen sich vor allem die Kirche annimmt. Seine Biologie-Lehrerin ist erstaunt, wie sehr er sich nun interessiert. Jaroslav möchte Techniker werden, damit er für die Kirche ein Solardach bauen kann.
Oleg und Alexander leben in Minsk, die beiden sind Brüder. Im neuen Pfarrzentrum wurde das erste Mal die Osternacht gefeiert. Ernst halten die beiden ihre Kerzen. „Wir haben uns gar nicht gestritten an dem Abend“, erzählen sie stolz. Schade finden die beiden nur, dass sie in der Schule nicht so viel von ihrem Erlebnis erzählen können. „Die Lehrerin von Oleg will immer nur patriotische Geschichten hören, und meine gar keine“, erzählt Oleg bedauernd. Ihre Eltern sind seit drei Jahren nach einem Familien-Wochenende in der Pfarre engagiert.
Alexandra war 21 Jahre alt und eine der jüngsten Teilnehmer*innen des Lehrgangs für Katholische Medienarbeit der Steyler Missionare in Baranowitschi vor einigen Jahren. Heute schreibt sie ab und zu Artikel zum Thema „Familie“ für verschiedene katholische Medien. Ihr Geld verdient sie als Krankenpflegerin, denn es ist nicht einfach, heute in Belarus Journalistin zu sein. „Aber unser Netzwerk aus den Lehrgängen hat bis heute gehalten, obwohl einige von uns nicht mehr in Belarus leben. Wir unterstützen uns gegenseitig.“ Alexandra ist froh, dass sie in ihren Artikeln auch ethische Fragen ansprechen kann.
Seit ihrem 10. Lebensjahr spielt Marina Geige. Das Bild zeigt sie bei einem Konzert, das ihre Pfarre jedes Jahr veranstaltet. In diesem Jahr kamen so viele Besucher*innen wie nie zuvor; mehr als 600. Mit dem Erlös aus dem Konzert wird die pfarrliche Jugendarbeit finanziert. Marinas Band tritt seit einigen Jahren auf. „Wir werden immer professioneller“, meint die junge Musik-Studentin lächelnd. „Wir haben mit der Band begonnen, weil wir etwas Modernes über unsere Liebe zu Jesus machen wollten.“ Der Applaus nach dem Auftritt hat sie darin bestärkt weiterzumachen.
Viktor lächelt, als er das Bild sieht. Er erinnert sich noch gut daran, wie es war, als er das Kreuz tragen durfte – obwohl es schon einige Jahre her ist. Aus dem Teenager wurde ein junger Mann, der in diesem Jahr den Vorbereitungs-Lehrgang für das Priesterseminar besucht. „Es gefällt mir sehr gut, wir sind eine gute Gruppe. Am Anfang war es schwer, weil meine Schulfreunde meine Entscheidung komisch finden.“ Seine Eltern sind nicht sehr begeistert, seine Oma dafür umso mehr. „Meine Eltern sind sehr katholisch, doch sie haben ein bisschen Angst vor einer unsicheren Zukunft. Doch Oma meint, wir sollen einfach auf Gott vertrauen.“