Journalistische Textformen
Hier ein Überblick über die wichtigsten journalistischen Formen:
Nachricht und Bericht
Die Nachricht ist die einfachste journalistische Form. Ihre Charakteristika sind Kürze, Klarheit und Genauigkeit. Ein Bericht ist eine ausführlichere Nachricht.
Beide beantworten die sechs journalistischen W-Fragen: Was? Wer? Wann? Wie? Wo? Warum?
Das Wichtigste steht am Anfang, eine Nachricht enthält keine Meinung und spekuliert nicht. Um die Leser:innen bei der Stange zu halten, darf der Autor, die Autorin ihnen keine Rätsel aufgeben, sondern muss von Anfang an klar darstellen, worum es geht.
Interview und Kurzstatements
Interviews und Kurzstatements sind dialogische journalistische Formen. Sie geben den Leser:innen das Wort. Interviews sind ausführlich: Sie bestehen aus mindestens drei Fragen und Antworten. Von Kurzstatements spricht man, wenn drei oder mehr Personen in ein bis drei Sätzen ihre Meinung zu ein und derselben Frage kundtun (Fotos nicht vergessen!).
Checkliste für ein Interview:
- Thema und/oder Person wählen (Anlass, Problem): Was kann die LeserInnen meines Pfarrblattes interessieren? Was steht gerade an? Bei einem Sachinterview soll es die fachlich kompetenteste Person sein. Im Fall von Konflikten müssen alle beteiligten Parteien interviewt werden.
- Ort/Medium: Versuchen Sie unbedingt, das Interview persönlich zu führen, schon wegen der Fotos. Vereinbaren Sie einen Termin, an dem weder der/die Interviewer:in noch der/die Interviewte zeitlich gedrängt ist. Wenn das nicht geht, führen Sie das Gespräch telefonisch. Nur als letzten Ausweg sollte ein Interview per E-Mail abgewickelt werden (Fragen senden, Antworten kommen zurück). Denn hier haben Sie keine Möglichkeit, auf überraschende Antworten spontane Zusatzfragen zu stellen.
- Fragen schriftlich vorformulieren: Beginnen Sie mit leichten Fragen, gut geeignet ist etwa die persönliche Einstiegsfrage: "Wie sind Sie zu ... gekommen?“ An die Antworten können Sie manchmal Kurzfragen anschließen und so vertiefte Information bekommen. Stellen Sie keine Suggestivfragen wie "Meinen Sie nicht auch ...?" Halten Sie die Antworten am besten mit Tonband und durch Mitschreiben fest.
Das Gespräch kann im Pfarrblatt als klassisches Frage-Antwort-Interview oder als Interview-Story (indirekte Rede und persönliche Färbung: der/die Autor:in erzählt, was er/sie vom Interviewten erfahren hat). Auf jeden Fall braucht es Fotos der interviewten Person - am besten während des Gesprächs gemachte. Und lassen Sie das Interview vor dem Abdruck autorisieren, wenn Ihr:e Gesprächspartner:in das wünscht.
Reportage
Die Reportage ist die „Königsdisziplin“ unter den journalistischen Formen. Das wichtigste Wort zur Reportage heißt: hinaus. Sie darf nicht am Schreibtisch entstehen.
Eine Reportage ist nahe an Menschen und einzelnen Szenen. Sie ist subjektiv, aber nicht wertend und eignet sich für Themen, die sehr umfangreich sind. Nicht die „harten Fakten“ stehen im Mittelpunkt, sondern die Atmosphäre, das Selbsterleben, die Geschichte. Die Reportage wechselt bewusst die Perspektive, um einen anderen Blick auf ein Thema zu werfen. Sie braucht eine bildhafte Sprache und viele Fotos.
Als Einstieg für eine Reportage wählen Sie am besten eine Szene oder ein Zitat. Der Hauptteil beschreibt viele Szenen, schenkt dem Lesenden das Gefühl, live dabei zu sein und das Geschehen selbst mitzuerleben. Der Schluss bildet wieder eine Klammer zur Einstiegsszene und endet mit einem Zitat oder einer Pointe. Und noch ein wichtiger Tipp: Schreiben Sie Reportagen in der Gegenwart. Das unterstützt den Charakter des „Ich bin dabei“.
Kommentar
Bei einem Kommentar dürfen, ja müssen Sie Ihre Meinung sagen – und diese unbedingt gut begründen. Ein Kommentar sollte die Leserschaft nicht ratlos zurücklassen, sondern Orientierung bieten und Sachverhalte aus persönlicher Perspektive darstellen.
Er eignet sich besonders bei umstrittenen und heiß diskutierten Themen innerhalb der Pfarre wie etwa: Zur Renovierung des Pfarrheims gibt es unterschiedliche Ansichten. Ein Kindergarten soll umziehen. Ein Kirchengebäude soll nicht mehr kirchlich genutzt werden...
Sollen unterschiedliche Sichtweisen dargestellt werden, geht das übrigens nicht in einem Kommentar – dafür braucht es mindestens zwei, die jeweils die verschiedenen Positionen vertreten. Eine solche Rubrik „Pro und Contra“ wird erfahrungsgemäß von den Leser:innen gut angenommen, weil persönliche Meinungen sichtbar werden, die Redakteure bekommen ein Gesicht und Kontur.
Kommentare sind nicht neutral und objektiv wie eine Nachricht oder ein Bericht – und das sollte man auch schon im Layout sehen, etwa durch eine andere Schrift oder einen Kasten.
Wann ist ein Text ein guter Text?
Gute Texte sind die Ergebnisse harter Arbeit. Was sich leicht liest, beruht auf genauer Beobachtung und überlegter Wortwahl. Meist sind mehrere Arbeitsgänge - vom Rohtext bis zum fertigen Artikel - notwendig. Ein guter Text ...
- ist in aktiven Sätzen geschrieben und vermeidet das Passiv. Statt: Der Beschluss wurde gefasst: Der Pfarrgemeinderat beschloss ...
- verwendet einen Zeitwortstil anstelle eines Hauptwortstils. Statt: ... ist zuständig für die Abwicklung der Versteigerung: ... organisiert die Versteigerung.
- sagt es so genau wie möglich. Ist das ein Haus? Oder doch eine Villa, ein Bungalow oder eine abrissreife Ruine?
- vermeidet schwache Wörter wie „Personen“, „man“, „ist“ „hat“ und verwendet statt dessen „Männer und Frauen“, „die Pfarrleitung“ etc.
- verwendet viele Adjektive, die den Leser:innen Stimmungen, Farben, Gerüche eines Geschehens näherbringen.
Weiterführende Links:
Tipps für eine gute Interviewtechnik
Spirituelle Textformen im Pfarrblatt