Gedanken zum Propädeutikumskurs – „Kommt und seht“
Am Beginn unserer priesterlichen Ausbildung fand im Rahmen des Propädeutikums im bischöflichen Seminar zu Linz ein dreitägiger Kurs mit dem Titel „Kommt und seht“ statt. Ausgehend vom ersten Kapitel des Johannesevangeliums (Verse 35-40), in dem Jesus seine ersten Jünger zu sich beruft, wurde uns von unseren Ausbildern ein professionell gestalteter Überblick zur Einführung ins geistliche Leben bereitet. Zahlreiche Impulstexte zum Thema Gebet und Spiritualität, Betrachtung der Hl. Schrift, eine erste Hinführung zum Bibliolog oder der Austausch über Erfahrungen beim Rosenkranzgebet, haben unseren Geist angeregt.
Dabei ist für mich ganz zentral: Wenn Christus den beiden Jüngeren die Antwort gibt „Kommt und seht!“, so verdichtet sich in dieser Aussage die gesamte menschliche Existenz. Alles, auf was wir hoffen, wonach wir uns sehnen, was wir in der tiefsten Falte unseres Herzens als innigste Wünsche vor der Welt verborgen halten, alles, was uns vor uns selbst noch verborgen ist, alles was uns bedrückt und Leid verursacht, kurzum, das ganze Drama der menschlichen Existenz, möchte Jesus uns in seiner unendlichen tiefen Liebe abnehmen und verwandelt wieder schenken. Er möchte uns durch den Glauben an Ihn Erkenntnis schenken. Erkenntnis über uns selbst, über Ihn, aber auch über die letzten Dinge.
Die verschiedenen Bereiche, die wir in unserem Kurs besprochen haben, sei es Gebetspraxis, Schriftlesen, die Möglichkeit sich geistlich begleiten zu lassen etc., hatten sich unter der schöpferischen Gnade des Heiligen Geistes in der zweitausendjährigen Geschichte des Christentums entwickeln dürfen. Sie sind uns letztlich Instrumente, Arbeitsmittel, manchmal auch Krücken, die uns auf unserem Weg helfen sollen. Gott gibt sie uns bei genauerer Betrachtung im reinen Selbstzweck, sie dienen uns, so wie Jesus den Menschen von Anfang an in seiner tiefen unergründlichen Liebe dienen wollte.
Dieser Kurs beinhaltete wichtige Ecksteine unseres christlichen Lebens und unseres zukünftigen priesterlichen Weges. Jeder in unserem Jahrgang hat durch seine persönliche Erfahrungen nicht nur die Mitbrüder, sondern auch die geistlichen Betreuer angeregt und bereichert. Als wichtigste Erfahrung sehe ich, dass die Gemeinschaft dieses Propädeutikums ein wunderschönes Erlebnis für alle Beteiligten ist und somit die lebendige Gemeinschaft unserer Kirche widerspiegelt. Dieser Kurs war letzten Endes nicht nur Unterricht, er war lebendiges Gebet in einer Gemeinschaft, in der Christus zugegen ist. Und das spürt man.
Wir hoffen, dass es uns mit Hilfe der vermittelten Instrumente gelingen wird, zu Sehenden zu werden, dass wir erkennen, wohin uns die Reise trägt, wo Christus uns in seiner Kirche haben möchte. Möge der Hl. Geist uns dabei führen.
Philipp-Michael Porta