Warum ich gerne Priester bin
Ich bin nun fast 34 Jahre als Priester in verschiedenen Funktionen (Kooperator, Pfarrer) und unterschiedlichen Pfarrgemeinden tätig. Am Anfang stand die Erfahrung als Kaplan in einer Stadtpfarre in Linz, später Landpfarrer in Mühlviertel, jetzt in St. Georgen im Attergau mit etwas über 5.000 Katholiken. Es kamen die Verantwortung für mehrere Gemeinden und die Funktion des Dechanten dazu. In all den Jahren war ich immer gerne Priester. Ich hatte als junger Priester folgenden Traum von der Seelsorge: am Vormittag Religionsunterricht, Kanzleitätigkeiten und Vorbereitungszeit. Und am Nachmittag hinaus zu Menschen, verbunden mit einem Spaziergang; am Abend die notwendigen Besprechungen zur Vorbereitung auf die Sakramente, Sitzungen und dergleichen. Dieser Traum hat sich zumindest in meiner ersten Pfarrerstelle noch ein wenig verwirklichen lassen. Gottlob ging mir aber nie die Freude an meiner Berufung und meiner Arbeit als Priester verloren und stünde die Entscheidung nochmals an, sie würde wieder mit einem klaren Ja zur Priesterweihe ausfallen.
Worin gründet diese Klarheit?
Ich bin gerne Priester, weil die Freundschaft mit Jesus ein integraler Bestandteil meines Lebens ist und ich mich vom Herrn gerufen und gebraucht weiß.
Ich bin gerne Priester, weil ich von der Botschaft des Evangeliums überzeugt bin und diese für ein exzellentes Angebot an die Menschen aller Zeiten halte. Der Glaube gibt mir eine innere Ausrichtung und Kraft. Das möchte ich gerne auch anderen vermitteln. Dafür stelle ich mich mit meinen Fähigkeiten - aber auch Grenzen - zur Verfügung.
Ich bin gerne Priester, weil es eine vielseitige Arbeit mit sich bringt. Diese spannt sich von der Taufe über die Arbeit mit Kindern bis hin zu den Trauungen, dazu die Begegnungen mit kranken und alten Menschen einschließlich der Begleitung am letzten irdischen Weg. Es geht um Menschen an Lebenswenden, um ihre Fragen und Freuden. Das konkrete Leben im Licht des Glaubens zu deuten ist eine schöne und erfüllende Aufgabe.
Ich bin gerne Priester, weil ich mich getragen weiß von Menschen und weil ich erfahre, dass mein Dienst erwünscht und gebraucht wird. Das Danke oder Vergelt’s Gott ist nicht immer nur eine Floskel, weil es sich eben gehört.
Ich bin gerne Priester in dieser katholischen Kirche. Es gibt vieles, was nicht optimal ist, aber die Kirche und die damit verbundene Gemeinschaft ist für mich Heimat und sie bewahrt und transportiert seit Jahrhunderten den kostbaren Schatz des Glaubens.
Ich versuche meine Aufgabe als Priester mit Gottvertrauen, Engagement aber auch Gelassenheit und einer Portion Humor zu erfüllen, und das gerne noch viele Jahre, wenn der liebe Gott mir dazu seinen guten Geist, die Zeit, Kraft und Gesundheit schenkt.
Mag. Johann Greinegger
Pfarrer von St. Georgen im Attergau
Pfarrprovisor von Pöndorf
Erschienen in: Unsere Brücke. Juni 2022 bis Dezember 2022, hg. v. Priesterseminar der Diözese Linz, 22.