So sehen zufriedene Pfarrer aus
Als ich neulich wieder einmal mein Profilbild auf Facebook geändert habe, hat jemand obigen Kommentar daruntergeschrieben. Ich gestehe, dass ich mich darüber gefreut habe. „Wir sind nicht Herren über euren Glauben, sondern wir sind Mitarbeiter eurer Freude“, schreibt Paulus im 2. Brief „an die Kirche Gottes, die in Korinth ist“ (2 Kor 1,24). Wie könnte ich Mitarbeiter an der Freude im Sinne von Glaube, Liebe und Hoffnung der Leute sein, wenn das nicht auch an meiner Körpersprache ablesbar wäre.
Meine Zufriedenheit gründet sich auf über viele Jahre hinweg gelebte treue persönliche Freundschaften. Im pastoralen Dienst habe ich mich niemals hinter meinem Amt oder einer Rolle versteckt, sondern mich den Menschen als Person zugewandt und wohl auch zugemutet. Das ist durchaus anspruchsvoll und manchmal überfordert es mich auch, aber ich habe immer so viel zurückbekommen an Zuspruch, Energie, Vielfalt in den Lebensentwürfen, spannenden Gesprächen über Gott und die Welt, dass ich nichts davon missen möchte. Es macht mir nach wie vor Freude, in der Taufe unsere Solidarität mit den Familien in der Hoffnung auf gelingendes Leben zu bekunden. Obwohl ich der Lebenswelt heutiger Jugendlicher schon ziemlich fernstehe, ist es mir ein Anliegen, sie im Sakrament der Firmung in ihrer Suche nach einem sinnvollen Leben zu begleiten. Bei Verabschiedungs- und Begräbnisfeiern erreiche ich viele Menschen und kann die Treue Gottes zur menschlichen Person über ihren Tod hinaus bezeugen.
Heuer vor vierzig Jahren wurde ich im Zusammenhang mit der Weihe zum Diakon dazu aufgefordert, einige Fragen zu beantworten. Ich kann noch immer jeden Satz unterschreiben, den ich damals formuliert habe. Auf die Frage nach meinem persönlichen Zugang zur Eucharistie habe ich geantwortet: „Ich habe meine Spiritualität bisher wesentlich auf der Feier der Eucharistie aufgebaut. Gemeinsames `Brot brechen` in Erinnerung an Leben, Tod und Auferstehung Jesu Christi hat einen zentralen Stellenwert in meinem Leben.“ Aus diesem Grund hat für mich das Recht jeder Gemeinde - und sei sie noch so klein – auf die regelmäßige Feier der Eucharistie absoluten Vorrang vor den jeweils vereinbarten Zulassungsbedingungen für den Vorsteherdienst. Geschlecht und Lebensform der Priester sind nachrangig, Berufung, Eignung und Beauftragung vorrangig. Dafür setze ich mich seit Jahren ein, und es ist auch etwas weitergegangen, wenn ich an die vielen Frauen und Männer in den Pfarrleitungen denke.
Ein Mensch, der mich sehr gut kennt, hat in einer Ansprache an meinem fünfzigsten Geburtstag gemeint: „Darum geht’s Dir vor allem: dass Kirche ein durchsichtiges Fenster auf Gott hin ist. Du weißt um die Gefahr, dass es vor allem und nur noch um uns selber geht.“ Ja darum geht`s mir tatsächlich. Und dass in unseren Gemeinden Christus gegenwärtig ist und er mit uns Realität gestaltet und formt.
Mag. Christian Öhler
Pfarrer von Bad Ischl
Erschienen in: Unsere Brücke. Juni 2022 bis Dezember 2022, hg. v. Priesterseminar der Diözese Linz, 21.