Warum ich gerne Priester bin?
Die Berufungsgeschichte des Propheten Jeremia begleitet mich schon sehr lange. „Ach, mein Gott und Herr, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch zu jung. Aber der Herr erwiderte mir: Sag nicht: Ich bin noch zu jung. Wohin ich dich sende, dahin sollst du gehen.“ (Jer 1,6-7).
So ähnlich habe ich mich in meiner Jugendzeit öfters gefühlt. Mein damaliger Heimatprovisor hat mich im Alter von 16 ½ Jahren angesprochen, ob ich nicht Priester werden möchte. Ich lehnte sofort ab und sagte: „Ich kann nicht reden.“ Ich hatte damals Sprachbarrieren, die mir Probleme bereiteten. Ich verwies darauf, dass es genügend andere für dieses Amt gäbe. Eine gewisse Unruhe begleitete mich trotzdem und manche Bedenken und Zweifel verschwanden allmählich.
Schließlich absolvierte ich die Studienberechtigungsprüfung und studierte an der Hochschule in Linz und an der LMU in München Theologie. Am 29. Juni 1995 wurde ich von Bischof Maximilian Aichern im Mariendom zum Priester geweiht. Vor 2 Jahren durfte ich das „Silberne Priesterjubiläum“ feiern. Für meine Primiz wählte ich als Evangelium die Stelle aus dem Johannesevangelium, wo Jesus gefragt wird: „Meister, wo wohnst du?“ und seine Antwort lautete: „Komm und sieh!“ (Joh 1,38f.) Diese Bibelverse begleiten mich bereits viele Jahre.
Diese Einladung Jesu ist mir sehr wichtig geworden: Immer wieder bei ihm zu sein, aufzutanken, ihm alles hinzulegen, was mich freut und was mir Sorgen bereitet.
Meine ersten Jahre als Priester waren anders als heute: Ich übernahm als Pfarrer eine große Pfarre, sukzessive kamen 3 weitere Pfarren dazu, für die ich die Hauptverantwortung trage. Seit 12 Jahren bin ich Dechant und bin mit 14 Pfarren auf den Zukunftsweg unserer Diözese unterwegs.
Es braucht viele ehrenamtliche Mitarbeiter, die mit mir ringen und suchen, gemeinsam feiern, Höhen und Tiefen mit mir teilen. Dass heute viele mitgestalten, stimmt mich zuversichtlich und entlastet mich bei der Erfüllung vieler Dienste.
Für mein Wohlbefinden und die Work-Life-Balance sind mir ein strukturierter Tag und ein guter Lebensrhythmus sehr wichtig. Wichtig sind mir jedes Jahr meine Exerzitien, sie sind für mich Urlaub mit Gott. Ich muss selber auftanken, erst dann kann ich anderen geben. Im Johannesevangelium heißt es: „Da gingen sie mit und blieben jenen Tag bei ihm.“ (Joh 1,39b). Für dieses Mitgehen mit Gott bin ich sehr dankbar.
Mag. Konrad Hörmanseder
Dechant und Pfarrer von Perg
Pfarrprovisor in Münzkirchen, Allerheiligen und Pergkirchen
Erschienen in: Unsere Brücke. Juni 2022 bis Dezember 2022, hg. v. Priesterseminar der Diözese Linz, 14.