„Wir sind nicht auf Erden, um ein Museum zu hüten, sondern einen Garten zu pflegen, der von blühendem Leben strotzt und für eine gute Zukunft bestimmt ist.“
Diese Worte vom großen Konzilspapst Johannes XXIII drücken aus, was ich mit Kirche und Dienst in der Kirche verbinde. Ich durfte schon als Kind an meinen Eltern eine vielschichtige, bunte Kirche erleben.
Die Liturgie – besonders in der Karwoche – hat mich so fasziniert, dass ich sie mit Lego nachspielte. Besonders prägend für mich als Kind war die Begegnung mit Priesterstudenten aus verschiedenen Erdteilen, so lernte ich eine internationale Kirche kennen.
Auch die bedrohliche Seite hatte auf meine spätere Haltung Einfluss. Als rothaariger Schwächling, der zudem nicht Fußball spielte, hatte ich es im Internat nicht leicht, die Verantwortlichen blickten weg, und am Sonntag hörte ich lange Höllen- und Drohpredigten.
So wurde mir als Jugendlicher zusehends bewusst, wie sehr es von den Verantwortlichen abhängt, ob Kirche einladend und lebendig, oder abschreckend und als Museum erlebt wird.
Gegen Ende des Lehramtsstudiums entschloss ich mich Priester zu werden und fand im Priesterseminar eine tragende Gemeinschaft mit Kollegen, die bis heute hält. Vom ersten Tag an erlebte ich, dass es kaum einen vielseitigeren Beruf gibt. Zunächst stark in der Kinder- und Jugendarbeit engagiert, lernte ich deren Themen, ihre Fragen und Sorgen kennen, fand es erfrischend, von Kindergartenkindern mit ihren unbedarften Fragen konfrontiert zu sein, und dann wieder bei Begräbnissen mit der Trauer der Angehörigen. Sehr schnell wurde mir in Gesprächen klar, dass hinter manch glücklicher Familienfassade ganz viel Kummer verborgen ist. Sich dem zu stellen, die vielfältige Not zu sehen und begleitend da zu sein, ist auch für mich selber eine große Bereicherung.
Es ist eine unwahrscheinliche Chance, Sonntag für Sonntag viele Menschen zu erreichen und den Mitfeiernden etwas Aufbauendes, Ermutigendes mitzugeben; zuzusprechen, dass sie geliebte Kinder Gottes sind, egal wie ihr Leben aussieht. Ansprechende Predigten und eine würdige Feier der Liturgie sehe ich daher als zentrale Aufgabe und Verpflichtung meines Priesterseins.
Das Erleben der bunten Gemeinschaft baut einen selber auf. Und nicht zuletzt schätze ich die Herausforderung in der Erwachsenenbildung, Fragen der Menschen aufzugreifen und auch zur Auseinandersetzung mit heiklen Themen einzuladen.
Menschen aller Altersstufen in verschiedensten Lebenssituationen zu begleiten und sie mit einem liebenden und barmherzigen Gott in Berührung zu bringen, macht für mich den Beruf des Priesters zu etwas Besonderem.
MMag. Klaus Dopler
Pfarrer in Gallneukirchen, Pfarrprovisor in Treffling
gf. Vorsitzender des Linzer Priesterrates
Erschienen in: Unsere Brücke. Juni 2022 bis Dezember 2022, hg. v. Priesterseminar der Diözese Linz, 12.