Tod UND Leben
Josef Bauer gestaltete 2015 den Altar für die barocke Linzer Priesterseminarkirche. Umgeben von ornamentalem Stuckdekor und biblischen Szenen auf den Altarbildern trägt die Wortskulptur „UND“ die Altarplatte.
Das UND im Altar steht für Verbindendes. Ebenso ist die Liturgie, die darauf gefeiert wird, etwas Verbindendes. Eine Verbindung zwischen Mensch und Gott, eine Verbindung unter den Menschen, eine Verbindung zwischen dem gesprochenen Wort und den symbolischen Gaben Brot und Wein.
Der 1934 in Wels geborene Josef Bauer verwendete in seinen Arbeiten Worte, Zeichen, Symbole, Naturelemente, Gefundenes, wie alte Schulhefte, ebenso wie Farbe. „Dem Künstler ist alles Material.“, so sagte er über sich selbst.
Josef Bauer beschäftigte sich mit Bildern und Begriffen aus dem Alltag, stellte sie in einen neuen Kontext und hinterfragte damit unsere Wahrnehmung. In seinen Papierarbeiten schrieb er etwa auf gefundenen alten Schulheften weiter oder überarbeitete sie mit Farbe. Darstellungen von Menschen übermalte er mit einem plastisch erscheinenden Pinselstrich, umgebogene Bilderecken versah er mit Farbe und weckt damit Neugierde auf die Rückseite.
Das „UND“ der Wortskulptur des Altares tritt als alltäglicher Begriff immer wieder in den Zeichnungen des Künstlers auf.
Das Schaffen von Josef Bauer war vielfältig. Seine Bildfindungen und Überarbeitungen bieten den BetrachterInnen viele Anknüpfungspunkte aus dem Alltag, schaffen einen überraschenden Blick auf die Dinge und eine neue Sichtweise auf die Welt.
Der international beachtete und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Künstler zeigte zuletzt von Juni 2020 bis Jänner 2022 bei uns im Seminarhaus Priesterseminar ergänzend zur Altarraumgestaltung im Rahmen einer Ausstellung einen Einblick in sein künstlerisches Schaffen.
Martina Gelsinger/Hubert Nitsch/Michael Münzner