Mittwoch 3. Juli 2024

Allerseelen am 2.11.2009

Predigt zum Allerseelentag im Linzer Mariendom am 2.11.2009

Der heutige Tag ist gekennzeichnet von frommen und liebevollem Gedenken an jene Verstorbenen, die uns im Leben teuer waren. Jeder von uns trägt so ein kleines Verzeichnis im Herzen. Und jene, die jüngst verstorben sind, kommen uns da vor allem in den Sinn. Neben vielen Erinnerungen wecken sie in uns auch Gedanken der Trauer und des Schmerzes. Es ist gut so, dass wir heute all jene Personen Raum geben, damit sie in unserem Herzen und Gebet wieder neu aufleben.

In einem italienischen Gedicht „Die Gräber“ wird gesagt, dass die Toten nur in der Erinnerung ihrer Nachkommen weiterleben und sonst nicht.
Wir Christen glauben, dass unsere Verstorbenen in einem wahren und vollen Sinn weiterleben: sie leben in Gott.

Wenn wir in diesen Tagen auf den Friedhof gehen, um ihre Gräber zu besuchen, so tun wir dies nicht, um Erinnerungen wachzurufen oder schmerzvolle Momente der Trennung nachzuvollziehen. Nein, durch diese sichtbaren Zeichen wollen wir einen realen Kontakt mit ihnen, um von ihnen etwas über die große Reise zu lernen, die wir früher oder später selber antreten müssen.

Im Hinhören auf die Bibeltexte wird uns deutlich gemacht, dass wir mehr über den Tod und weniger über die Toten reden sollen: „Die Seelen der Gerechten sind nämlich in Gottes Hand und keine Qual kann sie mehr erreichen.“, heißt es im Buch der Weisheit.
Der Tod hingegen blickt uns alle aus der Nähe an. Aber sein wahres Gesicht kann uns nur das Wort der Schrift enthüllen. Und da wird uns gesagt, dass der Tod seinen Stachel verloren hat und dass er vom Sieg verschlungen worden ist (1 Kor 15,54). Er bedroht also unser Dasein nicht mehr mit der totalen Zerstörung.

Um diese Sprache zu verstehen, brauchen wir den Glauben. Wir müssen glauben, dass der Tod besiegt ist, ein für alle Mal, und zwar in dem Augenblick, als Jesus Christus durch ihn hindurchgegangen ist. Er hat sozusagen alles Gift aus dem Tod herausgezogen und ist siegreich auferstanden.

Die Hl. Schrift versucht, uns das christliche Antlitz des Todes in zwei Bildern zu enthüllen.
1. Der Tod ist eine Geburt. Das irdische Leben wird von Jesus, aber auch von Paulus, als ein Zustand des Wartens gesehen und wird ausdrücklich mit dem Zustand einer schwangeren Frau verglichen. An diesem Tag des Todes endet die lange Schwangerschaft der neuen Schöpfung, es wird der neue Mensch geboren, der dazu bestimmt ist, für immer zu leben. So wie aus der Raupe ein bunter Schmetterling hervorgeht, so entsteht der neue Mensch. Deshalb nennt die Liturgie den Todestag der Märtyrer und der Heiligen als deren „dies natalis“ (Geburtstag). Wir sind schon diese neue Schöpfung, d.h. Kinder Gottes, aber erst dann wird das offenbar, war wir jetzt schon in Wahrheit sind.

2. Ein zweites Bild: Der Tod ist auch eine Taufe. Jesus sagt: Es gibt eine Taufe, mit der ich erst getauft werden muss“, und damit spielte er auf seinen Tod an (Lk 12,50). Taufe und Tod sind zwei austauschbare Begriffe in der Sprache des hl. Paulus. Dieses Bild wurde in den Anfängen des Christentums viel besser verstanden. Damals wurde der Katechumene, Taufbewerber zum Wasserbecken geführt, wo er entkleidet untertauchte und dann in ein weißes Kleid gehüllt, von dort wieder heraus stieg.

Der Tod, sagt uns Paulus, ist etwas Ähnliches: Es ist ein Entkleidet werden vom Elend unseres Körpers, und dann ein Hineingetaucht werden in die Erde, um eines Tages mit einem neuen Kleid aufzuerstehen, das ist der verklärte glorreiche Leib der Auferstehung.
In der heutigen Lesung im 2. Buch der Makkabäer wird uns gezeigt, dass schon im Alten Testament der Glaube an die Auferstehung lebendig war. Man hat für die Gefallenen gesammelt und gebetet, damit sie den herrlichen Lohn bei Gott erhalten und zum ewigen Leben auferstehen.

Auch Paulus sagt, dass wir nicht entkleidet sondern überkleidet werden möchten. Und wenn er dann hinzufügt: „Wie Christus himmlisch ist, so werden auch wir himmlisch sein“, so will er damit sagen: was Christus in der Auferstehung zuteil wurde, das werden auch jene erhalten, die zu Christus gehören. Darum heißt es im Kanon 3: Er wird unseren sterblichen Leib umgestalten nach dem Bild seines glorreichen Leibes.

Ja, am Allerseelentag endet unser Denken immer bei dem Begriff Auferstehung. Denn ohne sie wäre unser Glaube leer und unsere Verkündigung sinnlos. Wie trostreich ist das Wort Jeus: Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Amen.


(Manuskript der Homilie – es gilt das gesprochene Wort)


+ Ludwig Schwarz SDB
Bischof von Linz


 

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