Montag 26. August 2024

Predigt bei der Tagung der Höheren Oberinnen in St. Klara/Vöcklabruck

Am Samstag, 27. Februar 2010 hielt Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz SDB bei der Tagung der Höheren Oberinnen in der Vereinigung der Frauenorden Österreichs im Seminarhaus St. Klara der Franziskanerinnen in Vöcklabruck folgende Predigt:

Ein herzliches Willkommen und Grüß Gott hier bei uns in Oberösterreich Ihnen liebe und geschätzte Schwestern, die Sie im Rahmen der Vereinigung der Frauenorden Österreichs hierher nach St. Klara, in das Seminarhaus unserer Franziskanerinnen von Vöcklabruck, zur jährlichen Tagung der Höheren Oberinnen gekommen sind.

Sie alle, wie Sie in dieser Kapelle heute Früh bei unserer Messfeier versammelt sind, haben – die einen vor langer, andere vielleicht auch vor gar nicht so langer Zeit - den Wunsch, den Drang in sich verspürt, Ihr Leben ganz für unseren Herrn zu geben, Jesus Christus in der Welt von heute nachzufolgen und zu bezeugen - in Ihrem Denken, Beten und Arbeiten IHN ganz in die Mitte zu nehmen und in dieser Mitte zu behalten. Der Entscheidung Ordensschwester zu werden ist sodann eine Zeit der Prüfung vorangegangen, in der Sie sich nochmals persönlich und tiefgehend gefragt und gleichsam getestet haben, ob dieser innere Wunsch und Drang nur vorübergehend auftritt oder wirklich tragfähig werden kann für die große Lebensentscheidung. Sie liebe Schwestern haben Ihre Entscheidung getroffen. Sie schenken Ihr Leben, Ihr Beten und Ihr Tun Gott, unserem Herrn, sowie Ihrer geistigen und geistlichen Gemeinschaft und all jenen Menschen, für und mit denen Sie in Ihrem Wirken ständig in Beziehung sind. Ihr Dasein für Gott und für die Welt ist ein wirklicher Segen.

Jede Schwesterngemeinschaft setzt ihre spezifischen Akzente, verfolgt konsequent Ihre Schwerpunkte getreu ihres Gründers bzw. ihrer Gründerin. Die Frauenorden in jeder einzelnen Diözese und noch mehr auf gesamtösterreichischer Ebene spiegeln so eine bunte Vielfalt von Ordensfrauen mit ihren unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern wieder. Die Vereinigung der Frauenorden ist Ihnen, geschätzte Schwestern Oberinnen, eine gute Plattform einer Einheit in Vielfalt - so wie ja auch unsere Katholische Kirche generell Einheit in Vielfalt sein soll, ja zu sein hat.

Die Sorge um neue Berufungen ist in unseren Tagen nicht nur bei Priestern und Männerorden Realität, sie geht auch an den weiblichen Ordensgemeinschaften nicht einfach vorüber. Ich weiß, dass so manche von Ihnen beunruhigt sind im Hinblick auf die Zukunft der eigenen Gemeinschaft, des Nachwuchses, der Überalterung und der Tätigkeitsfelder, die mit immer weniger Schwestern auch immer schwerer zu bewältigen sind. Ich denke, auch hier tut der gemeinsame Blick von der Ebene der Vereinigung der Frauenorden gut. Von hier aus wird dieser Blick weiter, man erfährt von den Sorgen auch anderer Gemeinschaften, manches kann aber ebenso relativiert, manches kann gemeinsam besser und leichter in die Hände Gottes gelegt werden. Die Frauenorden in Österreich haben über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte segensreich für ihre Mitmenschen gewirkt – durch ihr Beten, im Bereich der Erziehung und Bildung, in Spitälern, Alten- und Krankenhäusern, für die Armen, als Kindergärtnerinnen, als Ersatzmütter, als Katechistinnen und Missionarinnen und vieles mehr. Dafür gilt es rückblickend danke zu sagen. Aber wir können genauso heute stolz und glücklich darüber sein, was Sie und Ihre Mitschwestern nach wie vor leisten. Es besteht kein Grund, resignieren zu müssen. Es stimmt - die Herausforderungen und Anforderungen im Heute sind nicht einfach. Ich bin aber überzeugt, dass Sie alle, geschätzte Oberinnen, mit Hirn und mit Herz an diese neuen Gegebenheiten herangehen und Ihre Weichenstellungen und Entscheidungen sehr wohlüberlegt mit bestem Wissen und Gewissen und im Gebet vor Gott getragen treffen. Und ich weiß, dass wir unsere Sorgen dem Herrn selbst anvertrauen dürfen und es auch in unseren Tagen und in den Tagen der Zukunft Wunder geben kann und wird. Für uns Christen ist eine solche Hoffnung nicht  naiv, sie macht uns vielmehr glaubwürdiger als jene, die ihrem Gott Veränderung auch tatsächlich zutrauen.

Einst als Novizin in Ihre Gemeinschaft eingetreten zählen Sie heute zu den Höheren Oberinnen. Dorthin zu gelangen, wo Sie heute stehen und wirken, wird wohl kaum der Beweggrund des damaligen Eintritts gewesen sein. Oberin zu sein, Höhere Oberin zu sein trägt vor allem Verantwortung in sich - Verantwortung der Sendung der Ordensgemeinschaft gegenüber, den Menschen in der Welt gegenüber, sich selbst gegenüber und in allem Gott gegenüber. Die Gründe, die Sie zur Höheren  Oberin werden ließen, sind gewiss verschiedenste: Erfahrung, Bewährung, Ausbildung, das jüngere oder auch das fortgeschrittenere Alter, u.a.m. Als Höhere Oberin stehen und gehen Sie den Mitschwestern vor, Sie haben Entscheidungen zu treffen, die Einzelne wie die ganze Gemeinschaft betreffen und berühren.

Dass Sie sich heuer bei Ihrer Tagung mit dem Thema „Leitungsmodelle aus der Bibel“ beschäftigen, das kann Ihnen in Ihrer Funktion gewiss sehr hilfreich sein – für Ihre Tätigkeit und vor allem dafür, den Blick auf IHN nicht zu verlieren, um dessentwillen Sie sich einst für die Gemeinschaft entschieden haben – Jesus Christus. Es ist gut und hilfreich, heute durch Führungskurse und –seminare Leiten zu lernen, es ist meiner Meinung nach mindestens so notwendig und hilfreich, dabei immer wieder in die Bibel zu schauen und dort nach Antworten und Lösungen zu suchen, durchaus auch mit entsprechender professioneller Begleitung. Als Ordenleute haben wir hier den Vorteil, dass wir uns täglich bewusst eine Auszeit nehmen können zum Gebet und zum Lesen in der Hl. Schrift.

In der heutigen Lesung aus dem alttestamentlichen Buch Deuteronomium haben wir gehört: „Er will dein Gott werden, und du sollst auf seinen Wegen gehen, auf seine Gesetzte, Gebote und Rechtsvorschriften achten und auf seine Stimme hören.“ Der Blick in die Bibel, auf das Wort Gottes, welches uns seinen Willen für uns  kundtut, soll uns immer Richtschnur für uns und unser Miteinander sein. Mit seinen Geboten will der Herr uns keine Bürde auferlegen, im Gegenteil: Er will uns offen und frei machen, uns von der Pflicht, vom Muss zu einem von der Liebe bestimmten Leben führen, das darin gipfelt, auch unsere Feinde zu lieben, die uns verfolgen, wie es im Evangelium nach Matthäus geheißen hat.

Ehrwürdige Schwestern! – Ja, Ihr Dasein und ihr christliches Wirken in der Kirche und Gesellschaft unseres Heimatlandes und oftmals darüber hinaus ist der Ehre würdig. Ehrwürdige Schwestern, richten wir uns immer wieder neu aus nach den Worten der Heiligen Schrift, folgen wir dem Sohn Jesus Christus nach in Freude und Zuversicht und strahlen wir dies nach innen, in unsere Kirche selbst, wie nach außen, in die Welt, froh und glaubwürdig aus. Der Hl. Geist Gottes begleite und stärke uns dabei. Amen.
 

Offizielle Bilder zum Download Bischof Schwarz
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