Dienstag 4. März 2025

Festabend der Initiative Christlicher Orient am 22.10.2009

Rede anlässlich des Festabends: „20 Jahre für die Christen im Orient“ am 22.10.2009 an der Katholisch theologischen Privatuniversität Linz
 

Es ist für mich als Diözesanbischof, aber ebenso als Vorsitzender der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz, zu deren Mitgliedern auch die „Initiative Christlicher Orient“ gehört, eine Freude, ein Schlusswort zur Feier „20 Jahre für die Christen im Orient“ sagen zu können. So viel ich weiß, hat Professor Hollerweger am Beginn dieser Tätigkeit meinen Vorgänger Bischof Maximilian ausdrücklich gefragt, ob er sich für die Christen im Orient engagieren soll und hat von ihm eine positive Antwort erhalten. So war seine Arbeit von Anfang an eingebunden in die Diözese Linz, auch wenn es sich um eine private Initiative gehandelt hat. Aus diesen Anfängen ist ein ansehnliches und wichtiges Werk geworden.
Die Diözese Linz hatte in der Vergangenheit außer dem Heiligen Land als Wallfahrtsziel kaum Beziehungen zu den Christen im Orient. Dagegen bestanden in Wien, Graz oder Salzburg schon lange Zeit Kontakte zu den Kirchen des Ostens und des Orients. Ich denke an die verschiedenen Gemeinden byzantinischer und orientalischer Kirchen in Wien, an die Catholica Unio (heute Andreas-Petrus Werk) in Salzburg, einer Gründung nach dem Ersten Weltkrieg. Erst vor einigen Jahrzehnten etablierte sich in unserer Diözese die Serbisch-orthodoxe Kirche und etwa vor zwei Jahrzehnten die Koptisch-orthodoxe Kirche. Andere orientalische Traditionen hatten und haben bei uns nur von Zeit zu Zeit einen Gottesdienst in ihrem Ritus.
Erst vor etwas mehr als 20 Jahren wurde eine Sektion Linz der Stiftung PRO ORIENTE, die von Kardinal Franz König ins Leben gerufen wurde, gegründet. Sie arbeitet auf der Ebene der theologischen und ökumenischen Information und bemüht sich um Begegnungen vor allem mit den östlichen Kirchen byzantinischer Tradition.

Die Gründung der „Freunde des Tur Abdin“ vor 20 Jahren, die dann in die „Initiative Christlicher Orient“ überging, war ein neuer und mutiger Schritt. Er brachte für die Diözese Linz und darüber hinaus eine Erweiterung des Blickfeldes und die Ausrichtung auf einen Bereich der Christenheit, der im Großen und Ganzen im Abseits lag und leider immer noch liegt. Dabei ist bemerkenswert, dass der Anfang, der mit der Arbeit für die Christen im Tur Abdin gemacht wurde, im vollen Umfang ökumenisch ausgerichtet war, gehören doch die Christen im Tur Abdin fast vollständig der Syrisch-orthodoxen Kirche an. Über diesen Weg Tur Abdin wurden einige Jahre später auch die anderen Kirchen des Orients in die Bemühungen einbezogen.
Da die Arbeit der ICO zwar in unserer Diözese ihr Zentrum hat, aber von Anfang an auf Österreich ausgeweitet war, hat die Österreichische Bischofskonferenz im Jahre 2000 die „Initiative Christlicher Orient“ als private kirchliche Vereinigung im Sinne der Bestimmungen von cann. 322 ff. des Kirchenrechts anerkannt. Damit wurde festgestellt, dass der Verein im Sinne der Kirche Österreichs arbeitet und die Zustimmung und den Segen der Bischöfe hat.

Diese Zustimmung wird deutlich im Besuch des Tur Abdin und der Flüchtlingslager an der Grenze zum Irak im Jahre 1992 durch Weihbischof Florian Kuntner, der in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Belange „Weltkirche“ zuständig war. Ebenso besuchte im November 2008 eine Delegation der Österreichischen Bischofskonferenz unter der Führung von Weihbischof Franz Scharl die Christen im Nordirak. Beide Besuche wurden durch die ICO initiiert und organisiert.

Die Einbindung in das kirchliche Leben wird auch durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen offiziellen kirchlichen Organisationen unterstrichen: Es besteht ein enges Verhältnis der ICO zu PRO ORIENTE, zur Caritas Salzburg, die im Libanon und in Syrien hilft, zum Petrus-Andreas Werk und zu „Kirche in Not“ in Königstein. Durch die Konzentration auf die Christen im Orient und die pastorale Ausrichtung der Projektarbeit ergänzen sich die Bemühungen der verschiedenen Organisationen in besonderer Weise. Außerdem ist die ICO eingebunden in die Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz, in der alle Spenden sammelnden Organisationen der Kirche Österreichs verbunden sind.
Was die ICO zu bewegen vermag, habe ich selbst bei der 12. ICO-Tagung in Salzburg im vergangenen September erlebt: Zum Thema „Christentum am Nil“ referierte Kardinal Walter Kasper vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen, aber ebenso der koptisch-katholische Bischof von Assiut in Ägypten, der koptisch-orthodoxe Bischof von Österreich und auch ich durfte einleitende Worte dazu sprechen. Es war vom Inhalt her eine hervorragende und ausgezeichnet besuchte Tagung.

Neben dieser mehr inhaltlichen Feststellung fällt mir auf, dass sich die ICO nicht scheut, in Ländern zu arbeiten, in denen der Aufenthalt wenigstens für Außenstehende gefährlich zu sein scheint. Der Tur Abdin wurde besucht während dort die Kämpfe zwischen PKK und türkischem Militär am Höhepunkt waren. Bethlehem kann heute wieder ohne Probleme besucht werden, dem war aber nicht so vor 10 Jahren. Der Nordirak wird laufend besucht ohne an eine Gefahr zu denken. Bei der ICO wird, wie mir scheint, an erster Stelle auf die Not der Christen geschaut und weniger auf die Gefahren geachtet. Offensichtlich ist ein guter Schutzengel bei den Besuchen mit dabei.
Die nächste Weltbischofsynode vom 10. bis 24. Oktober 2010 wird die Christen im Nahen Osten zum Thema haben. Damit wird auf Weltebene eine Thematik, die vielfältig ist, aufgegriffen, die von der ICO schon seit 20 Jahre auf der Ebene der Information, der Kontakte und der konkreten Hilfe zu verwirklichen versucht wird. Offensichtlich liegt die Arbeit der ICO auf der richtigen Linie; sie leistet, so kann man ohne Übertreibung sagen, in einem kleinen Bereich Pionierarbeit.

Und Pionierarbeit hat vor allem unser geschätzter Monsignore Professor Dr. Hans Hollerweger für die Christen im Orient geleistet. Er war es, der in die Länder des Nahen Ostens aufgebrochen ist, um Kontakte mit den dortigen Christen zu knüpfen, um zu erfahren wo deren Sorgen und Nöte liegen. Professor Hollerweger hat auf seine Initiative hin sehr viel bewegt in diesen 20 Jahre. Er hat mit seinem Verein – und hier gilt es auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ihn dabei unterstützen, herzlich zu danken – die Menschen hier, er hat uns, aufmerksam gemacht auf unsere christlichen Geschwister im Orient. Er hat Geld gesammelt und damit überlebenswichtige Anliegen von Diözesen, Klöstern, Pfarren und von einzelnen Familien initiiert und unterstützt. Er informiert laufend in der Zeitschrift der ICO über Neuigkeiten in den Ländern des Nahen Ostens in Kirche, Gesellschaft und Politik sowie über den Fortgang der Projekte. Seit seiner Emeritierung als Hochschulprofessor ist sein Alltag geprägt von seiner Liebe und Leidenschaft für die Christen des Orients. Bereits im 80. Lebensjahr zeigt er nach wie vor keine Ermüdungserscheinungen. Immer wieder bricht er auf in eines seiner Schwerpunktländer, um bei den dortigen Christen zu sein und mit ihnen konkrete, nötige Hilfen zu setzen. Dennoch macht sich auch unser Herr Professor Gedanken um seine Nachfolge, die die Initiative Christlicher Orient weitertragen soll. Ich wünsche ihm und seinem Verein dafür gute Überlegungen und Entscheidungen und schließlich zufriedenstellende Lösungen für die weitere Zukunft - um der Christen im Orient willen, die Hilfe und Solidarität nach wie vor dringend benötigen. Mögen Dir auch Mitarbeiter geschenkt werden, die Deine Mission aufgreifen und Dein Werk weiterführen.
Lieber Herr Professor, Hochachtung, danke und Vergelt’s Gott für all Dein segensreiches Wirken! Möge Dein Lebenswerk auch in Zukunft viele gute Früchte tragen.

Wenn es im Himmel einen eigenen Sektor für die Christen des Orients gibt, dann wirst Du dort nicht nur einen Ehrenplatz einnehmen, sondern den Rang eines Patriarchen erhalten, weil Du eben diese Menschen so sehr liebst, alles für sie tust und ein echter Anwalt für nachhaltige Hilfe bist und immer auch im Gebet und bei der hl. Messe ihre Anliegen vor Gott hinträgst. Du bist bei den Christen des Orients, um es etwas banal zu sagen, ein Zeichen der Hoffnung und wirklich ein Aushängeschild für die Diözese Linz. Dafür danke ich Dir als Bischof von ganzem Herzen. Ad multos et fructuosos annos!

(Manuskript der Ansprache – es gilt das gesprochene Wort)

+ Ludwig Schwarz SDB
Bischof von Linz
 


 

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