Auch heuer setzten die christlichen Kirchen mit dem traditionellen ökumenischen Event am 7. Juni 2024 wieder ein kräftiges Zeichen der Gastfreundschaft, Offenheit und Vielfalt. Unter dem Motto „Offene Kirchen, weites Herz“ waren rund 100 Kirchen, Kapellen und Begegnungsorte in Oberösterreich eine ganze Nacht lang zugänglich. 330 Veranstaltungen – 80 davon in Linz – boten über 400 Stunden Programm. Erfrischend, inspirierend, herzerwärmend: So sollte die Lange Nacht der Kirchen erlebt werden und viele schöne Begegnungen ermöglichen. Dass dieses Wunschziel erreicht wurde, zeigte die Freude und Begeisterung der vielen Besucher:innen. Möglich gemacht haben dies unzählige Ehrenamtliche, die mit viel Herzblut die Lange Nacht der Kirchen vorbereitet bzw. gestaltet haben. „Die Lange Nacht der Kirchen ist ein ökumenisches Projekt und damit auch ein starkes Zeichen für die christliche Vielfalt und für gelingende Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen christlichen Kirchen hier in Oberösterreich. Dies ist keine Selbstverständlichkeit, sondern verdankt sich dem ständigen Bemühen von Menschen an vielen Orten. Die Lange Nacht der Kirchen wurde mit viel Herz vorbereitet – und ich glaube, sagen zu können, dass sie die Herzen vieler Menschen berührt hat“, sagt Gudrun Becker vom Projektteam der Langen Nacht der Kirchen OÖ und Ökumene-Referentin der Diözese Linz, die sich über einen gelungenen Abend mit regem Besucherinteresse freute.
Auftakt der Langen Nacht der Kirchen in Linz war ein ökumenisches Abendgebet mit Vertreter:innen der christlichen Kirchen in Oberösterreich: Dompfarrer Maximilian Strasser, Ökumene-Referentin Gudrun Becker und Bischofsvikar Adi Trawöger (Römisch-katholische Kirche), Superintendent-Stellvertreter Senior Pfarrer Gernot Mischitz und Pfarramtskandidatin Svenja Sasse (Evangelische Kirche A. B.), Heinrich Benz (Evangelische Kirche H. B.), Pastor Martin Obermeir-Siegrist (Evangelisch-methodistische Kirche), Pfarrer Samuel Ebner und Elisabeth Steinegger (Altkatholische Kirche), Pastor Alexander Strecker (Baptistengemeinde Linz), Hans-Jürgen Brunner (Neuapostolische Kirche) und Pfarrer Sorin Bugner (Rumänisch-orthodoxe Kirche). Musikalisch gestaltet wurde das Gebet vom Vokalensemble der Dommusik unter der Leitung von Andreas Peterl und Domorganist Wolfgang Kreuzhuber.
Auftakt der Langen Nacht der Kirchen in Linz war ein ökumenisches Abendgebet mit Vertreter:innen der christlichen Kirchen in Oberösterreich.
In seiner Predigt nahm Bischofsvikar Adi Trawöger Bezug auf das Motto der diesjährigen Langen Nacht der Kirchen. Das Herz sei ein Symbol für Liebe, Glück und Schmerz und in vielen religiösen Vorstellungen – auch außerhalb des Christentums – ein Ort, wo der Schöpfer beim Geschöpf ankomme, so Trawöger. „Das Herz Jesu ist Symbol für sein Leiden-Können aufgrund seiner Liebe. Sein immer schon offenes Herz wurde am Kreuz aufgerissen, geöffnet für uns Menschen. Es lässt uns erleben, dass Gott ein Herz hat für uns Menschen. In der Wunde der verletzbaren Liebe, erfahren wir, wie Gott selbst ist.“ Im Gebet dürften Christ:innen ihre eigenen Wunden zeigen – die Wunden des Scheiterns und Versagens, die Wunden der Trennungen und Spaltungen im lick auf den christlichen Glauben und die Konflikte in der Welt, so der Bischofsvikar. „Menschen, die wie Jesus mit dem Herzen denken, denken berührend. Wenn wir mit dem Herzen denken, denken wir freundlich und zärtlich. Wir machen uns verletzbar, weil wir Anteil nehmen an der Erfahrung Gottes, die Jesus erlitten hat. Wir verlieren unser Herz – so wie Liebende – immer mehr in Gott, der die Liebe ist. Das weit geöffnete Herz ist jener Ort, wo Gott bei uns ankommt und wir bei Gott ankommen“, so Bischofsvikar Trawöger
Bischofsvikar Adi Trawöger bei der Predigt
Auch in Bad Ischl – Bannerstadt der Kulturhauptstadt-Region Bad Ischl Salzkammergut 2024 – wurde die Lange Nacht der Kirchen feierlich eröffnet. Um 19 Uhr fand in der Evangelischen Friedenskirche eine ökumenische Vesper mit Bischof Manfred Scheuer und Superintendent Gerold Lehner statt. Musikalisch gestaltet wurde sie vom Jugendchor der Landesmusikschule Bad Ischl. Im Anschluss diskutierten Superintendent Lehner und Bischof Scheuer bei einem Podiumsgespräch, moderiert von Evelyz Szalony, zur Frage „Warum die westliche Welt das Christentum braucht“.
Erlebbar wurde Ökumene nicht nur beim ökumenischen Gebet im Linzer Mariendom, sondern unter anderem auch in der „Ökumene ErfahrBar“, einer ökumenischen Begegnungszone im Bischofshof in Linz. Vertreter:innen verschiedener christlicher Kirchen kamen mit den Besucher:innen ins Gespräch und waren auch musikalisch hörbar. Zudem stand der Garten des Bischofshofes für Interessierte offen und lud zum Flanieren und Verweilen ein. Auch an anderen oberösterreichischen Orten fanden ökumenische Begegnungen statt. Ein Ökumenisches Nachtgebet wurde in der Pfarrkirche Steyr gefeiert. In der Pfarrgemeinde St. Franziskus in Braunau fand ein interreligiöses Friedensgebet statt. In der evangelischen Christuskirche in Wels konnten Besucher:innen eine Taizé-Andacht mitfeiern und sich einen ökumenischen Segen zusprechen lassen. In Vöcklabruck zogen katholische, evangelische und neuapostolische Christ:innen gemeinsam von einer Kirche zur nächsten, um gemeinsam die verschiedenen Veranstaltungen zu besuchen. Weitere ökumenische Gebete und Veranstaltungen fanden in Gmunden, Eferding, Attnang-Puchheim, Ebensee und Mattighofen statt. In Linz bildeten eine Feuershow mit einem zum Motto der Langen Nacht passenden Flammenherz und ein ökumenischer Abschlusssegen das Ende der Langen Nacht der Kirchen.
„Ökumene ErfahrBar“, eine ökumenische Begegnungszone im Bischofshof in Linz
Der Vielfalt waren bei der Langen Nacht der Kirchen in ganz Oberösterreich keine Grenzen gesetzt. Die bunte Programm-Palette beinhaltete Konzerte, Tanzaufführungen, Vorträge und Lesungen sowie spirituelle Angebote und interaktive Aktionen – von Poetry Slam, Feuershow, Blutspendeaktion bei Orgelmusik über Friedhof im Kerzenschein bis hin zu Antworten auf Fragen wie zum Beispiel „Wie kommt das Einhorn in die Bibel?“ oder „Warum gibt es keine katholischen Priesterinnen?“. Spezielle Kirchenführungen, Turmbesteigungen, geführte Pilgerwege, thematische Nachtspaziergänge und Lichter-Labyrinthe sowie Kulinarisches aus aller Welt rundeten das kulturell-spirituelle Programm in dieser Nacht ab.
Darf man in der Kirche eine Banane essen? Der Theaterverein Stellwerk öffnete Augen, Ohren und Herz.
Das Motto der diesjährigen Langen Nacht der Kirchen „Offene Kirchen, weites Herz“ zog sich wie ein roter Faden durch viele Veranstaltungen in Linz und ganz Oberösterreich. Eine Auswahl: Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel und Désirée Biri am Mikrofon erkundeten im Linzer Mariendom „HERZräume“ in all ihren Facetten und Farben. Mit Musik, die das Herz zum Klingen brachte, und Worten, die das Herz ganz weit machten, führte der Weg bei diesen musikalisch-poetischen „Herzstücken“ mitten ins Herz. Poesie von Herzen: Bei einem Poetry Slam („Poesie von Herzen“) in der Kirche der Kreuzschwestern in Linz konnten junge Menschen ihre Gedanken in selbst geschriebenen Texten präsentieren. „Herzensbewegungen – auf Hoffnung hin“ wurden auch in der Kirche der Kreuzschwestern in Linz in Gedanken, Texten und Gesängen spürbar. In der Pfarrkirche Steyr präsentierte ein Damenensemble der Landesmusikschule Steyr unter dem Titel „herz-erfrischend | herz-ergreifend“ ein Programm mit sehr viel Herz. Ebenfalls in Steyr wurden unter dem Motto „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ in der Michaelerkirche zusammen mit meditativer Orgelmusik, Biblisches, Literarisches, Inspirierendes und Überraschendes zum Thema „Herz“ vorgetragen. Mitsingen, zuhören und dazugehören – unter dem Titel „Singen mit Herz“ lud die Pfarre Rüstdorf insbesondere musikbegeisterte Besucher:innen in die Pfarrkirche ein. Ebenfalls musikalisch war das Programm in der Pfarrkirche Herz Jesu in Bruckmühl in Ottnang am Hausruck. Gestaltet vom Kirchenchor und der Kantorei Bruckmühl mit Instrumentalisten wurden dort „Herz Jesu Lieder“ aus dem alten Notenarchiv des Klosters sowie neue geistliche Liebes- und Segenslieder gesungen. Ein brennendes Herz im Rahmen einer Feuershow war in Bad Ischl zu sehen. Dort konnte man in die Faszination des Feuers eintauchen und erfahren, was die Bibel über Feuer und Gott erzählt. Gedanken unter dem Motto „Er erleuchte die Augen eures Herzens“ waren in der Basilika St. Michael in Mondsee zu hören.
Die über 300 Veranstaltungen, 80 davon in Linz, hatten für jeden Geschmack etwas zu bieten. Die musikalischen Darbietungen spannten einen Klangbogen von Chor- und Sologesang über Orgel- und Instrumentalmusik bis hin zu Gospelmusik und Jazz. Die Besucher:innen begaben sich auf Klangreisen durch verschiedene Länder und Epochen. In Linz servierten unter anderem Studierende der Anton Bruckner Privatuniversität unter der Leitung von Till Körber, die Leonfeldner Kantorei, die Academy Singers, das Vokalsextett VOICES und der Upper Austrian Gospel Choir klangliche Leckerbissen. In der Pfarrkirche Urfahr-St. Josef faszinierte der Gebärdenchor durch sein Singen mit den Händen.
Schüler:innen verschiedener Schulen komponierten neue geistliche Lieder – und führten sie im Laufe der Langen Nacht der Kirchen im Festsaal des Bischofshofes vor.
Auch Gaumenfreuden kamen nicht zu kurz: So wurde im Linzer Priesterseminar Kulinarisches aus dem Orient angeboten; auch auf dem Domplatz und auf dem Martin-Luther-Platz konnten sich Besucher:innen für ihren Weg durch die Nacht stärken. Gutes für das leibliche Wohl gab es unter anderem auch in Neukirchen am Walde, Eferding, Lasberg, Haid, Kirchdorf an der Krems, Bad Ischl, Gmunden, Gschwandt, Regau und Vöcklabruck.
Auch für das leibliche Wohl war während der Langen Nacht der Kirchen gesorgt.
Die Lange Nacht der Kirchen hatte auch für Kinder, Jugendliche und Familien einiges zu bieten. Bereits am Nachmittag konnten Kinder die Rudigierorgel im Mariendom mit Domorganist Wolfgang Kreuzhuber hautnah erleben. Die youngCaritas veranstaltete auf dem Martin-Luther-Platz in Linz ein abwechslungsreiches Kinderprogramm: Die jungen Besucher:innen konnten besonderen Schmuck basteln oder sich ein Herz ins Gesicht zaubern lassen. Ebenfalls auf dem Martin-Luther-Platz zeigte die ukrainische Kindertanzgruppe „Viserunky“ ihr Können in einem bunten Programm, in dem auch österreichische Elemente eingebaut wurden. Alle Kinder und Jugendlichen waren außerdem eingeladen, an einer interaktiven Entdeckungstour zum Mitmachen in und rund um die Martin-Luther-Kirche teilzunehmen.
Buntes Tanzprogramm auf dem Martin-Luther-Platz
Die Jugendkirche Grüner Anker bot in diesem Jahr eine Vorstellung der Parkour-Gruppe Flying Freaks unter dem Titel „Fliegende Körper in heiligen Hallen“. Zwischen Barockaltären füllten vier junge Männer den Kirchenraum mit Saltos, Sprüngen, Akrobatik und jeder Menge Lebensfreude. Ebenfalls im Grünen Anker zu erleben war ein Kurzfilmkino. Weitere Angebote waren eine Aufführung des Kindermusicals „Mit Jesus an Board“ in der Evangelischen Toleranzkirche Scharten, Wimmelbilder und Taschenlampen-Erlebnisse in der Pfarrkirche Thalheim, eine Schatzsuche in St. Martin/Attnang-Puchheim oder eine Rätselrallye in Offenhausen, bei der die Kinder selbst zu aktiven „Kirchen-Forscher:innen“ werden konnten.
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