„Ich liebe meinen Beruf...“
Seit 2004 ist sie als Pfarrassistentin in Steyr-Christkindl tätig und hauptverantwortlich für das pfarrliche Leben in der Gemeinde. Beruf und Berufung – das ist für sie eines. Die Theologin empfindet es als Privileg, das machen zu dürfen, was sie im Tiefsten erfüllt, woraus sie lebt. Glaube, Leben, Kirche sind keine unterschiedlichen Welten für sie. Immer wieder merkt sie, wie Menschen – Pfarrmitglieder und Kirchenferne – berührt sind, wenn sie gemeinsam Liturgie feiern, das Leben vor Gott und der Gemeinde zur Sprache bringen, miteinander singen und beten. Kirche ist normal, hat mit dem Leben zu tun. Sie macht dies spürbar und bekommt viele positive Rückmeldungen zu ihrer Arbeit.
Spiritualität. „Als Frau in einem kirchlichen Beruf geht es mir gut. Mit den Strukturen der Kirche geht es mir nicht gut. Das einzige Mittel, dies immer wieder zu ertragen, ist die Vertiefung meiner Spiritualität“, sagt sie offen. Das Problem sieht sie nicht nur in der Geschlechterfrage. Nicht Frau oder Mann mache den unheilvollen Unterschied, sondern die Frage, ob jemand „Laie“ (ungeweiht) oder Geweiht, sprich Diakon oder Priester, sei. „Diese Kluft macht uns das Leben schwer“, sagt sie. Unverständlich bleibt für sie, warum die „Geweihten“ nicht mehr Sehnsucht nach Gemeinschaft haben.
Berufung. Wäre ihre Berufung nicht so stark, hätte sie vieles nicht durchgestanden, ist sie ehrlich. Dazu zählt auch der Widerstand, den ihre Eltern an Tag legten, als sie ihnen mitteilte, Theologie studieren zu wollen. Bis heute kämpft ihr Vater damit. Nach wie vor findet sie, das Beste, was man/frau studieren kann, sei Theologie. Nur bei der Empfehlung zur Berufswahl ist sie vorsichtig: „Es braucht schon einen ganz langen Atem, als Frau in der Kirche zu arbeiten – oder eben eine ganz starke Berufung.“
Das weibliche Gesicht. Dort, wo Frauen in der Seelsorge der Diözese Linz zu erleben sind, erleben sie viel Akzeptanz und Selbstverständlichkeit. Oft ist für Gläubige nicht mehr nachvollziehbar, warum Seelsorgerinnen keine Eucharistie feiern dürfen. Dennoch fehlt in den Bildern vieler Menschen das weibliche Gesicht der Kirche „fast zur Gänze“, meint die 60-jährige, die mit ihrer Familie in Garsten lebt. Die Vorstellungen seien nach wie vor männlich geprägt. Dabei geht es ihr nicht darum zu zeigen, dass Frauen etwas besser können. Frauen sind DA. Sie nicht zu berücksichtigen, erlebt sie als großes Unrecht. „Es bewegt sich strukturell ganz wenig, dennoch vertraue ich darauf, dass die Geistkraft Gottes hineinweht.“ – Als Vorsitzende der Frauenkommission ist sie seit 2011 engagiert, Frauen in der Diözese Linz Gewicht und Stimme zu verleihen und deren Anteil an der seelsorglichen Arbeit sichtbar zu machen.
(Elisabeth Leitner)
Zur Person: Mag.a Sissy Kamptner, geb. Berger, geb. 1957 in Vöcklabruck, aufgewachsen in Schwanenstadt in einer Unternehmerfamilie. verh. mit einem Theologen und Obstbauern, zwei Töchter (Studium Recht und Wirtschaft und Mikrobiologie-keine Theologie;). VS Schwanenstadt, neusprachl. Gymnasium Vöcklabruck, Theologiestudium in Salzburg, dann Pastoralassistentin in Traun und Steyr-Ennsleite, Krankenhausseelsorgerin in Linz und Steyr, seit 2004 Pfarrassistentin in Steyr-Christkindl, seit 2007 in der Frauenkommission, seit 2011 Vorsitzende.