Bischof Manfred Scheuer weihte sieben Männer zu Ständigen Diakonen
Erstmals hat Bischof Manfred Scheuer die Teilnehmer eines Ausbildungsjahrgangs gemeinsam im Linzer Mariendom zu Diakonen geweiht. Bisher wurden praktisch alle Diakone einzeln in ihrer jeweiligen Pfarre geweiht. Heuer wurden Menschen aus den Heimatpfarren der Weihekandidaten zur feierlichen Weihe in der Bischofskirche eingeladen. „Die Weihe im Mariendom bringt zum Ausdruck, dass der Einsatz der Diakone nicht auf die Pfarren beschränkt, sondern mit der gesamten Diözese verwoben ist“, erklärt Mag. Herbert Mitterlehner, Sprecher der Ständigen Diakone. Ebenso wichtig ist die Einbindung der neugeweihten Diakone in die Pfarre, in der sie tätig sind und in der sie meist auch wohnen. Deshalb wird es in den Wochen nach der Weihe in den Pfarren Einführungsfeste geben, an denen auch ein diözesaner Vertreter teilnehmen wird.
Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer feierte mit etwa 800 Gläubigen im Linzer Mariendom den Festgottesdienst zur Diakonenweihe. Mit ihm feierten Generalvikar DDr. Severin Lederhilger OPraem, der Bischofsvikar für Orden, Säkularinstitute und geistliche Gemeinschaften Dr. Adi Trawöger, der Leiter der Abteilung Priester und Diakone der Diözese Linz Dr. Martin Füreder, der Referent für Diakone Peter Schwarzenbacher MSc., der Sprecher der Diakone Mag. Herbert Mitterlehner, Mitglieder des Linzer Domkapitels sowie Priester und Diakone aus den Heimatgemeinden und Dekanaten der Weihekandidaten. Auch viele Pfarrangehörige aus den Heimatorten der neuen Diakone waren gekommen, um mitzufeiern.
Feierliche Diakonenweihe im Linzer Mariendom. © Diözese Linz / Wakolbinger
Musikalisch gestaltet wurde der festliche Gottesdienst im Linzer Mariendom vom Kirchenchor Höhnhart und vom Familienchor Maria Schmolln (Gesamtleitung: Eva-Maria Korntner) und von Markus Reisecker bzw. Anita Korntner an der Orgel.
Die neugeweihten Ständigen Diakone:
- Johannes Bretbacher: Geboren 1960, verheiratet | Beruf: Landesbeamter i. R. |
Künftiger Einsatzort: Pfarre Maria Puchheim
- Bernhard Kapeller: Geboren 1969, verheiratet | Beruf: Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger | Künftiger Einsatzort: Pfarre Neumarkt im Mühlkreis
- Rudolf Korntner: Geboren 1975, verheiratet | Beruf: EDV-Servicetechniker |
Künftiger Einsatzort: Pfarre Maria Schmolln
- Johann Kothgassner: Geboren 1962, unverheiratet | Beruf: Technischer Angestellter | Künftiger Einsatzort: Pfarre Losenstein
- Andreas Neumüller: Geboren 1975, verheiratet | Beruf: Konditor und Bäcker |
Künftiger Einsatzort: Pfarre St. Oswald bei Freistadt
- Josef Wirrer: Geboren 1961, verheiratet | Beruf: Bankangestellter | Künftiger Einsatzort: Pfarre Liebenau
- Gottfried Zopf: Geboren 1968, verheiratet | Beruf: KFZ-Techniker und Kundendienstleiter | Künftiger Einsatzort: Pfarre Steinbach am Attersee
Bischof Manfred Scheuer mit den neugeweihten Diakonen und ihren Ehefrauen. © Diözese Linz / Wakolbinger
„Ihr seid ein Geschenk Gottes“
Bischof Manfred Scheuer in seiner Begrüßung: „Ich danke euch, dass ihr heute euer Ja bekundet, zu Diakonen geweiht zu werden. Und ich danke allen, die diese Bereitschaft mitgetragen haben, besonders den Ehefrauen. Mein Dank gilt auch allen, die euch in der Ausbildung begleitet haben, die euch gefördert, gefordert und ermutigt haben. Ihr seid ein Geschenk Gottes für die Kirche von Linz, für eure Pfarrgemeinden und in allen Bereichen, in denen ihr lebt und arbeitet.“
Am Beginn des Gottesdienstes wurde jeder Kandidat einzeln aufgerufen und bekräftigte seine Bereitschaft zum Dienst als Diakon mit den Worten: „Hier bin ich“.
Der Bischofsvikar für Orden, Säkularinstitute und geistliche Gemeinschaften Dr. Adi Trawöger, der auch Verantwortlicher für die Ausbildung der Ständigen Diakone ist, bezeugte, dass die Weihekandidaten gut vorbereitet sind, das Volk Gottes deren Weihe unterstützt und dass sie würdig sind, die Diakonenweihe zu empfangen. Hierauf wurden die sieben Kandidaten von Bischof Scheuer zu Diakonen erwählt.
© Diözese Linz / Wakolbinger
„Diakon ist Sinnbild für eine barmherzige und solidarische Kirche“
In seiner Predigt erinnerte Bischof Manfred Scheuer eingangs an die Wiedereinführung des Ständigen Diakonats vor mehr als 50 Jahren beim Zweiten Vatikanischen Konzil. Nicht der Priestermangel habe damals dazu geführt, sondern die Erkenntnis, dass Priester und Diakon zwei grundverschiedene Berufungen seien, so Scheuer. Der Bischof wörtlich: „Der Diakon ist Vermittler und Botschafter Jesu Christi, in dem das Soziale und Pastorale zusammenfließen. Er ist Auge der Kirche und Sinnbild für eine barmherzige und solidarische Kirche. Sein Wesen ist, Gott nachzuahmen in seiner Liebe zum Nächsten. Die Diakone sind das Gesicht der Kirche im Alltag der Menschen, dort wo sie wohnen, arbeiten, einkaufen, sich in Vereinen engagieren und ihre Freizeit verbringen. Ihr seid daher nicht Diakon neben eurem Beruf in der Bäckerei, in der Pflege, in der Bank oder in der Technik, sondern mittendrin.“
Bischof Scheuer („Ich bin selbst seit 24. März 1979 Diakon“) bezeichnete die Diakone als „Wanderer und Vagabunden“ zwischen den binnenkirchlichen Milieus, den pfarrlichen Gruppen und den Grenzen der Gesellschaft. Scheuer wörtlich: „Ich halte es für wichtig, dass ihr euch als Pilgerexistenzen und Kundschafter neuen Lebens versteht, die Mauern und Barrieren überwinden und die oft eng gezogenen Grenzen dynamisieren. Denn: Gott kommt uns in der heutigen Wirklichkeit entgegen. Gott erscheint an den Wegkreuzungen, an den Orten, die uns nicht vertraut sind, an denen wir uns nicht auf Sicherheiten stützen können.“ Es brauche eine Kirche und Menschen, so Scheuer, die keine Angst hätten, in die Nacht der Menschen hineinzugehen.
Diakone seien gerufen, „Diener der Freude und Dankbarkeit“ zu sein. Scheuer zu den sieben Kandidaten: „Ihr seid Mitarbeiter an der Erlösung, Zeigefinger in eine andere Welt, Verweis auf den offenen Himmel.“ Es gehöre aber noch eine zweite Dimension dazu, ergänzte der Bischof: Wie der Barmherzige Samariter aus dem Evangelium, der an der Not des Nächsten nicht vorübergegangen sei, brauche es eine große Sympathie für die Menschen und die Fähigkeit des Mitleidens mit anderen. Scheuer: „Ein Diakon ist einer, der die Menschen gut leiden kann – in der doppelten Bedeutung des Wortes: Ich mag dich, und: Ich lasse dich im Leiden nicht im Stich.“
Gedanken von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen
Bischof Manfred Scheuer bei seiner Predigt. © Diözese Linz / Wakolbinger
Bereitschaft zum Dienst an den Menschen
Nach der Predigt von Bischof Manfred Scheuer erfolgte die Weihezeremonie. Nach der Anrufung des Heiligen Geistes in einem gemeinsamen Lied fragte Bischof Scheuer die Weihekandidaten nach ihrer Bereitschaft, den Glauben in Wort und Tat zu verkünden, das Stundengebet der Kirche zu pflegen, sich für Arme und Kranke einzusetzen, Heimatlosen und Notleidenden zu helfen und so ihr Leben nach dem Beispiel Christi zu gestalten. Die persönliche Antwort der Kandidaten: „Ich bin bereit“. Danach legten die sieben Männer einzeln ihr Gehorsamsversprechen gegenüber dem Bischof und seinen Nachfolgern ab. Bischof Scheuer befragte nun auch die Ehefrauen von sechs der sieben Kandidaten, ob sie bereit seien, ihre Ehemänner in ihrer Entscheidung und ihrem Dienst zu unterstützen. Auch sie bekundeten vor der Feiergemeinde ihre Bereitschaft.
© Diözese Linz / Wakolbinger
Während der Heiligenlitanei, in der die Heiligen von der Gottesdienstgemeinde als Fürsprecher und Helfer angerufen wurden, lagen die Weihekandidaten ausgestreckt auf dem Boden der Altarinsel – als Zeichen der Hingabe, Bereitschaft und Demut vor Gott.
© Diözese Linz / Wakolbinger
Danach empfingen die Kandidaten einzeln und kniend die Weihe durch Handauflegung und Gebet von Bischof Manfred Scheuer. Im Weihegebet heißt es: „Sende auf sie herab, o Herr, den Heiligen Geist. Seine siebenfältige Gnade möge sie stärken, ihren Dienst getreu zu erfüllen. Das Evangelium Christi durchdringe ihr Leben. Selbstlose Liebe sei ihnen eigen, unermüdliche Sorge für die Kranken und Armen. Mit Würde und Bescheidenheit sollen sie allen begegnen, lauter im Wesen und treu im geistlichen Dienste. In ihrem Wirken sollen deine Weisungen aufleuchten; das Beispiel ihres Lebens soll die Gemeinde auf den Weg der Nachfolge führen. So bezeugen sie wahrhaft den Glauben und bleiben bis ans Ende fest in Christus verwurzelt.“
Bischof Manfred Scheuer spendete die Weihe. © Diözese Linz / Wakolbinger
Anschließend halfen die Diakone Peter Schwarzenbacher und Herbert Mitterlehner ihren neugeweihten Mitbrüdern beim Anlegen der Stola, die von Diakonen quer über der Brust getragen wird. Danach überreichte Bischof Manfred Scheuer jedem neugeweihten Diakon einzeln das Evangeliar mit den Worten: „Empfange das Evangelium Christi: Zu seiner Verkündigung bist du bestellt. Was du liest, ergreife im Glauben, was du glaubst, das verkünde, und was du verkündest, erfülle im Leben.“ Mit einer herzlichen Umarmung besiegelte Bischof Manfred Scheuer die Aufnahme der sieben Diakone in das neue Amt. Auch die anderen Diakone umarmten und beglückwünschten die Neugeweihten als Zeichen der Verbundenheit im gemeinsamen Dienst.
© Diözese Linz / Wakolbinger
Nach dem Gottesdienst wurde auf dem Domplatz weitergefeiert. Die Agape nach dem Gottesdienst wurde von MaturantInnen der HTL Steyr vorbereitet. Sie werden auch persönlich dafür sorgen, dass die Spenden aus der Sammlung im Projekt „Mochila de Esperanza – Rucksack der Hoffnung“ in Peru ankommen: Religionslehrer Johann Gruber wird mit den MaturantInnen statt der Maturareise eine Bildungsreise nach Peru unternehmen. Gemeinsam werden sie sich im Projekt engagieren, das es sich zum Ziel gesetzt hat, möglichst vielen Kindern in den Armenvierteln von Lima einen Zugang zur Grundschulbildung zu ermöglichen.
Für zünftige Festtagsstimmung sorgten die Trachtenmusikkapelle S’Schobastoana aus Steinbach am Attersee und der Musikverein Neumarkt im Mühlkreis, die nach der Festmesse auf dem Domplatz aufspielten.
© Diözese Linz / Wakolbinger
Ständiger Diakonat
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) ist das Diakonenamt nicht mehr vorwiegend eine Station auf dem Weg zum Priesteramt, sondern steht auch (verheirateten) Männern offen, die „ständig“ Diakone bleiben wollen – daher die Bezeichnung „Ständige Diakone“. Die Aufgaben sind die gleichen: Diakone assistieren dem Priester in der Messe, verkünden das Evangelium und dürfen predigen. Sie können die Taufe spenden, Trauungen und Begräbnisfeiern leiten, Wortgottesdienste feiern und Segnungen spenden. In der Liturgie sind Diakone an der quer über der Brust getragenen Stola zu erkennen.
Zum spezifischen Profil eines Diakons gehört der Dienst an den Armen und Benachteiligten. Die soziale Dimension von Kirche ist somit stark mit dem Dienen und Helfen – dem diakonalen Amt – verbunden. In diesem Dienst liegt auch der Ursprung des Diakonats: In der Apostelgeschichte der Bibel ist nachzulesen, dass sieben Diakone, unter ihnen Stephanus, ausgewählt wurden, um für die benachteiligten Witwen der Gemeinde zu sorgen.
Bei verheirateten Bewerbern zum Diakonat ist die Zustimmung der Ehefrau Voraussetzung für die Weihe. Häufig sind die Ehefrauen wie ihre Männer kirchlich sehr engagiert.
Immer wieder wird auch das Diakonat für Frauen diskutiert bzw. gefordert – und diese Forderung ist historisch begründet: Es gab in der Kirche jahrhundertelang Diakoninnen. Papst Franziskus hat eine Expertengruppe eingesetzt, die die Geschichte der Diakoninnen dokumentieren soll.
Mit den Neugeweihten gibt es in der Diözese Linz 135 aktive Ständige Diakone. Sie sind vielfach unterstützt und begleitet von ihren Frauen. Mehrmals im Jahr kommen die Diakone und ihre Ehefrauen bei Vernetzungstreffen zum Austausch und zur inhaltlichen Auseinandersetzung zusammen. Der Sprecher der Diakone aus jeder Diözese vertritt die Anliegen der Diakone bei der „ARGE Diakone Österreichs“.
Grundvoraussetzung für die Zulassung zur Ausbildung zum Diakonat sind eine bereits bewährte diakonale Lebenspraxis in Beruf und Familie sowie die mehrjährige Verwurzelung in einer Pfarrgemeinde bzw. kirchlichen Gemeinschaft. Als theologische Grundqualifikation ist der „Theologische Fernkurs“ erforderlich. Der berufsbegleitende diözesane Ausbildungsweg dauert mindestens dreieinhalb Jahre. Den laufenden Vorbereitungslehrgang besuchen sieben Kandidaten, ein neuer Lehrgang beginnt mit Februar 2019.