Wie hast du den Weg in die Seelsorge gefunden? Gab es für deinen Weg in die Seelsorge ein prägendes Erlebnis?
In meiner Familie gab es viele Rituale rund um das Thema Glauben: den sonntäglichen Gottesdienst, das Mittagsgebet, das gemeinsame Abendgebet nach dem Vorlesen usw. Meine Oma war Lektorin, ihr konnte ich schon als Kind Fragen zu Leben und Tod und allem dazwischen stellen. Als Jugendliche habe ich mich von der Kirche entfernt, wenngleich ich Gottesdienste weiterhin als stärkend empfunden habe. Für mich war es daher ehrlich gesagt selbst überraschend, als ich auf der Studienmesse am Stand der Katholischen Universität Linz stehengeblieben bin und mir dachte: „He, das wäre aber interessant!“ Meine Befürchtung, dass es mir zu konservativ werden könnte, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet: Das familiäre Umfeld während meines Kombi-Studiums aus Religionspädagogik und Theologie hat mir total getaugt, ebenso die Sicherheit, beruflich breiter aufgestellt zu sein. Nach dem Abschluss habe ich zuerst das Unterrichts- und danach das Pfarrpraktikum absolviert. In meiner Praktikumspfarre Freistadt habe ich in einem tollen Team viel gelernt. Mein Praktikumsbegleiter hat mich dann auch dazu ermutigt, mich als Pastoralassistentin in Kefermarkt zu bewerben. Dort habe ich 2020 trotz Pandemie einen guten Start erlebt, weil ich ein erfahrenes Seelsorgeteam an meiner Seite hatte. Das ist sehr bereichernd!
Was zählt zu deinen Aufgaben?
In der Pfarre habe ich einen bunten Mix aus Gottesdiensten, Jungschar, Ministrant:innen, Katholischem Bildungswerk, Website und vielem mehr. Durch die Teamsituation mit dem Seelsorgeteam können wir charismenorientiert arbeiten, das spart allen Beteiligten Kraft und Energie. Ich freue mich z.B. über jede Taufanfrage: Auch vielen kirchenfernen Eltern ist eine Taufe oder Segensfeier wichtig, da kann ich Rituale mit persönlicher Bedeutung gestalten. Ich würde auch gerne Trauungen begleiten, denn genaugenommen spenden sich die Eheleute das Sakrament ja gegenseitig und nicht eine externe Person; hier hoffe ich auf mehr Möglichkeiten in der Zukunft .
Die Jugendpastoral gestalte ich im Dekanat Freistadt gemeinsam mit Christine Schulz. Wir achten darauf, dass wir einen ausgewogenen Jahresplan mit viel Raum zum Ausprobieren haben. Insbesondere bei der Firmvorbereitung haben wir gelernt, dass Beziehungsarbeit die unverzichtbare Basis für die Inhaltsvermittlung ist. Das gemütliche Beisammensitzen in den Pausen legt die Grundlagen fürs Vertrauen, aus dem dann neue Impulse entstehen.
Was ist dir einmal richtig gut gelungen? Und was ist schon einmal so richtig schiefgelaufen?
Mich trägt die Freude an kleinen Highlights durch den Berufsalltag: Wenn Beziehung mit Menschen spürbar wird, unabhängig von Alter oder persönlichem Background. Besonders erfüllend finde ich die Arbeit mit Kindern und Familien. Manchmal gelingt es mir nicht, liturgisch etwas so umzusetzen, wie es mir vorschwebt. Für solche Fälle führe ich eine Reflektionsliste, damit es das nächste Mal besser klappt.
Was sind deine Top 3 Tipps für angehende Seelsorger:innen?
- Der Beruf bietet ein großes Maß an Flexibilität. Du kannst zeitlich und bei den Aufgaben viel gestalten.
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Mach dir bewusst: Was sind meine Stärken und Schwächen?
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Setze gute, klare Grenzen (z.B. 1 freies Wochenende pro Monat).
Was sind deine spirituellen Kraftquellen? Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Viel Energie bekomme ich durch den Beruf zurück. Außerdem pflege ich einen großen Freundeskreis. Wir sind gerne gemeinsam unterwegs, besonders in den Bergen, die ich als große Kraftquelle schätze. Und wenn das Wetter einmal nicht mitspielt, genieße ich ruhige Tage, die ich mit einer guten Serie auf der Couch verbringen kann.
Gespräch mit Magdalena Welsch