Wie hast du den Weg in die Seelsorge gefunden? Gab es für deinen Weg in die Seelsorge ein prägendes Erlebnis?
Die Jugendbeauftragte im Dekanat Freistadt kannte mich von meinem ehrenamtlichen Engagement her und hat mich angesprochen, weil sie auf der Suche nach einer Karenzvertretung war. Damals war ich selbst noch in Elternkarenz, aber nachdem mein Ehemann und ich uns die Elternkarenz aufgeteilt haben, konnte ich 2012 mit 30 Stunden anfangen. Eigentlich habe ich Soziologie studiert und einen Diplomlehrgang für Erlebnispädagogik absolviert. Weil mir die vielfältige und abwechslungsreiche Arbeit als Seelsorgerin so viel Freude bereitet hat, habe ich meine theologische Ausbildung mit dem Pastoraltheologischen Fernkurs Würzburg nachgeholt. Mittlerweile sind meine Kinder selbst Teenager und ich habe für diese Entwicklungsphase einen beruhigenden Erfahrungsschatz durch meine Arbeit gesammelt. Manchmal kommen die Beiden zu meinen Veranstaltungen mit, das freut mich.
Was zählt zu deinen Aufgaben?
Das Dekanat Freistadt besteht aus 15 Pfarrgemeinden, wo ich die Ansprechperson für alles rund um Jugendpastoral bin. Das Spektrum reicht von persönlichkeitsbildenden Waldtagen mit Jugendlichen über die Begleitung der ehrenamtlich Engagierten in den Pfarrgemeinden (Stichwort Multiplikatoren-Arbeit) bis hin zur Unterstützung beim Aufbau eines Jugendzentrums oder der Mitgestaltung von Jugendbällen.
Mein zweites Standbein ist die Pfarrseelsorge: Ich bin Pastoralassistentin im Seelsorgeraum Rainbach im Mühlkreis mit fünf Pfarrgemeinden. Auch dort werde ich unterschiedlich gebraucht, etwa bei der Pfarrblatt-Gestaltung oder im Pfarrgemeinderat. Vor allem sehe ich mich als Unterstützerin der Ehrenamtlichen bei ihren vielfältigen Aufgaben.
Einmal pro Jahr bin ich als Festival-Seelsorgerin aktiv, heuer auf dem Woodstock der Blasmusik im Innviertel. Ich habe das Konzept für Festivalseelsorge mit ausgearbeitet und merke jedes Mal, wie gut diese alternativen Angebote der Kirche ankommen - wenn wir dorthin kommen, wo die Menschen sind.
Zudem engagiere ich mich seit zehn Jahren als Betriebsrätin. Mir ist es ein Anliegen, auf struktureller Ebene gute Rahmenbedingungen für unsere Arbeit mitzugestalten, etwa in Form von Betriebsvereinbarungen. Als Mitglied der Berufsgemeinschaft der Beauftragten für Jugendpastoral und kirchlichen Jugendleiter:innen der Diözese Linz bin ich als feste Vertreterin in die Frauenkommission entsandt. Diesem Gremium gehören 19 Vertreterinnen aus den unterschiedlichen diözesanen Berufsgruppen, Vereinigungen und Organisationen an. Wir tragen die verschiedenen Arbeits- und Lebensrealitäten von Frauen in unserer Kirche zusammen und schauen: Gibt es Ungerechtigkeiten? Wo kann man ansetzen? Hier kann ich – ebenso wie in der Seelsorge – kreativ in alle Richtungen überlegen und aktiv werden.
Was ist dir einmal richtig gut gelungen? Und was ist schon einmal so richtig schiefgelaufen?
Wenn man mit Jugendlichen zu tun hat, muss man authentisch sein, sonst bekommt man unmittelbar die Quittung präsentiert. Ich lasse mich also auf mein Gegenüber ein und versuche herauszufinden: Braucht die Person eine witzige Meldung? Oder jemanden, der zuhört? Was ist die richtige Frage? Daraus entstehen die besten Gespräche und Highlights meines Berufs.
Was sind deine Top 3 Tipps für angehende Seelsorger:innen?
- Finde heraus, was dir taugt, und setze dort deine Schwerpunkte.
- Setze klare Prioritäten. Dazu zählen insbesondere Zeit fürs Team und Supervision.
- Vor jeder wichtigen Entscheidung: Schlaf einmal drüber.
Was sind deine spirituellen Kraftquellen? Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Ich bin gerne in der Natur. Manchmal ist es Teil meiner Arbeit, gezielt ins Freie zu gehen, denn da kommen mir neue Ideen für Gottesdienste und spirituelle Impulse. Und ich schöpfe Kraft aus der Ehrfurcht vor dem, was ich säen darf: Gemeinschaftserfahrungen wie eine Übernachtung in der Kirche bleiben den jungen Menschen jahre-, jahrzehntelang in Erinnerung. Wenn ich die Rückmeldung bekomme „Schön, dass Kirche auch so sein kann“, weiß ich, dass Kirche trotz des starren und teilweise ungerechten Regelwerks etwas Gestaltbares und Lebendiges sein kann.
Gespräch mit Magdalena Welsch