Wie hast du den Weg in die Seelsorge gefunden? Gab es für deinen Weg in die Seelsorge ein prägendes Erlebnis?
Als Jugendlicher habe ich mich in der Jungschar und der Katholischen Jugend engagiert und fand es schade, dass es in meinem Dekanat damals keine hauptamtlichen Jugendbeauftragten gab und wir Ehrenamtlichen viel allein organisieren mussten. Schon in der HTL war mir klar, dass ich mein Hobby zum Beruf machen möchte! Auf einer Taizé-Reise habe ich dann Leute kennengelernt, die sich am Seminar für kirchliche Berufe zu Seelsorgerinnen ausbilden ließen, und da wurde mir klar: Das ist mein Weg! Mit 25 Jahren habe ich das Seminar abgeschlossen und bin seitdem als Seelsorger tätig. Mir taugen der praktische Zugang und dass ich eigenverantwortlich Initiativen setzen und Menschen auf ihrem Weg begleiten kann.
Was zählt zu deinen Aufgaben?
Als Seelsorger in der neuen Pfarre Schärding, die mit 1. Jänner 2023 aus dem bisherigen Dekanat Schärding hervorgegangen ist, habe ich mehrere Aufgabenbereiche: Ich bin in der Gemeindeseelsorge der Pfarrgemeinde Brunnenthal die hauptamtliche Ansprechperson für Taufen, Begräbnisse, Kinder- und Jugendliturgie und seelsorgliche Gespräche und Belange aller Art.
Auf der Ebene der Pfarre Schärding organisiere ich übergreifende Angebote wie Taizé-Gebete, Segensfeiern, für Trauernde im Advent „Weihnachten ohne dich“ und andere spirituelle Impulse.
Als Grundfunktionsbeauftragter für Verkündigung liegt mein Fokus derzeit in der Ausbildung und Begleitung der neuen ehrenamtlichen Seelsorgeteam-Mitglieder. Nach einer ersten Phase des „Wir wissen nicht, was auf uns zukommt“ sind wir bei einer Mischung aus „Wir sind ein super Team“ und „Wir sind etwas überfordert“. Hier bedarf es einer engen Vernetzung von mir als Hauptamtlichem mit den ehrenamtlichen Teams.
Zudem bin ich als Referent für Festival-Seelsorge tätig. 2023 sind wir auf sechs Festivals für die Menschen da: Donauinselfest, Woodstock der Blasmusik in Ort im Innkreis, Electric Love in Salzburg, Free Tree in Taiskirchen, Shutdown in Zwentendorf und Welser Volksfest. Ich unterstütze auch angehende Festival-Seelsorger:innen und helfe bei der Konzeptentwicklung für neue Festivalseelsorge-Einsätze.
Was ist dir einmal richtig gut gelungen?
Ich bin sehr stolz auf unser Kinder-Pfarrblatt, das bereits von fast 200 Pfarrgemeinden aus Österreich und Bayern bestellt wird. Und zuletzt war unser Pfarrgründungsfest ein echtes Highlight: Der Pfarrer, eine ehrenamtlich Engagierte, eine Kollegin und ich haben gemeinsam die inhaltliche Vorbereitung des Gottesdienst übernommen. Mitarbeiter:innen aus allen zwölf Pfarrgemeinden und den weiteren pastoralen Orten der Pfarre Schärding haben Erde gebracht und wir konnten gemeinsam etwas einpflanzen – als Symbol, dass sich jede:r „einsetzen“ und so etwas zu einer gelingenden Gemeinschaft beitragen kann. Das war ein stimmiges Gemeinschaftserlebnis in den Herausforderungen des Umstellungsprozesses.
Was sind deine Top 3 Tipps für angehende Seelsorger:innen?
- Sei authentisch: Was taugt mir? Wo liegt meine Begeisterung?
- Lass dich von den kirchlichen Strukturen nicht fertigmachen. Ich lasse mich z.B. als schwuler Mitarbeiter nicht aus der Kirche vertreiben oder verstecke mich. Vielmehr kann ich als Vorbild für andere dienen und bekomme dafür zu 99,9 % positive, ermutigende Rückmeldungen.
- Nutze die riesengroßen Gestaltungsmöglichkeiten: Du kannst Menschen begleiten und einen positiven Einfluss auf ihr Leben nehmen. Manchmal bekomme ich Jahre nach einem Gespräch die Rückmeldung: „Du hast mir damals geholfen und mir das Gefühl gegeben, dass ich richtig bin, so wie ich bin.“ Dann spüre ich, dass dieser Beruf auch meine Berufung ist.
Was sind deine spirituellen Kraftquellen? Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Mich hat die Taizé-Spiritualität nach Frère Roger stark geprägt: „Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es.“ Dieser offene, positive Zugang zum Glauben gibt mir Kraft für mein Engagement. Außerdem bin ich ehrenamtlich in der Regenbogenpastoral der Diözese Linz, als Obmann des Weltladen-Vereins „Fair leben und handeln“ in Schärding und im Vocalensemble „Innpuls“ engagiert.
Gespräch mit Magdalena Welsch