"Eine Pionierin auf der Suche nach der Fülle im Leben"
Die gebürtige St. Pöltnerin wurde 1954 in eine Pastorenfamilie der Methodistenkirche geboren und absolvierte nach der Matura am Musisch-pädagogischen Gymnasium Salzburg die Sozialakademie in Wien sowie ein Studium am Theologischen Seminar der Evangelisch-methodistischen Kirche in Reutlingen-Tübingen (Deutschland). Danach wurde sie zur Diakonin ordiniert und wirkte drei Jahre lang (als Nachfolgerin ihres Vaters) als Pastorin der methodistischen Gemeinde Salzburg. Aufgrund ökumenischer Kontakte in Salzburg begann Helga Schwarzinger, auch Katholische Theologie zu studieren und schloss dieses Studium als Fachtheologin in Linz ab (im Alter von 44 Jahren). 1987 erfolgte auch ihre Konversion zur Römisch-katholischen Kirche – ein Schritt, den Helga Schwarzinger mit der reichen katholischen Glaubenspraxis („reich an Symbolen und emotionalen Bezügen“) begründete.
Helga Schwarzingers berufliche Stationen in der Diözese Linz sind zahlreich und vielfältig: Pfarrsekretärin in der Dompfarre Linz, Sachbearbeiterin für die Causa Franz Jägerstätter im Bischöflichen Ordinariat, Altenheimseelsorgerin im Pflegeheim Sonnenhof und von 1999 bis 2017 Seelsorgerin in der Pfarre Linz-St. Margarethen: zunächst als Pastoralassistentin und von 2002 bis 2007 in Leitungsfunktion als Pfarrassistentin. Danach begleitete sie den Aufbau des Seelsorgeteams und war den Ehrenamtlichen in etlichen Belangen eine starke Stütze. Viele Pfarrbewohner:innen haben sie als mitfühlende und empathische Seelsorgerin sehr geschätzt.
Zudem war Helga Schwarzinger im Schuljahr 1994/95 als Religionslehrerin in der Volksschule St. Nikola tätig.
„Bedeutende Rolle im Bereich der Ökumene“
Tief betroffen zeigt sich auch Dompfarrer Dr. Maximilian Strasser, der zum Ableben Helga Schwarzingers folgende Zeilen übermittelt:
„Ich bin Helga Schwarzinger für ihren Einsatz in zwei Bereichen dankbar. Sie hat in der Dompfarre im Pfarrbüro und in der Liturgie mitgearbeitet und hat – neben den üblichen organisatorischen Arbeiten – oft Dienste als Organistin und Kantorin übernommen.
Bischof Maximilian Aichern hat das Ökumene-Referat eingerichtet und sie als Referentin für Ökumene und Weltreligionen der Diözese bestellt. Sie war dafür auf Grund ihrer guten Kenntnis der Kirchen, die aus der Reformation entstanden sind, geradezu prädestiniert. Sie hat aber sehr genau wahrgenommen, dass Ökumene auch den Dialog mit den Kirchen der Orthodoxie pflegen muss, und hat sich um persönliche Kontakte und Gespräche mit den Vertretern der orthodoxen Kirchen bemüht. Die ökumenischen Gottesdienste zu ganz verschiedenen Anlässen (Weltgebetswoche für die Einheit der Christen, Lange Nacht der Kirchen oder Feiern aus Anlass eines öffentlichen Gedenkens) wurden von ihr – in Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern einzelner Kirchen – immer einfühlsam und präzise vorbereitet. Sie war federführend beteiligt am „Lehrgang Ökumene“ und hat zusammen mit dem Forum der christlichen Kirchen in Oberösterreich Behelfe für die Feier ökumenischer Gottesdienste herausgegeben, ebenso eine Informationsschrift, in der die einzelnen Kirchen sich vorgestellt haben. Ihr Dienst an dem einen Herrn aus dem einen Geist zu Ehre des einen Gottes und Vaters aller (vgl. Eph 4,4-6) möge seine Vollendung finden in der Freude und in dem Frieden, die Jesus Christus denen verheißen hat, die ihm vertrauen.“
Auch der christlich-jüdische Dialog war Helga Schwarzinger ein Herzensanliegen. Sie war im Vorstand des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit mit Sitz in Wien und maßgeblich an der Gründung des christlich-jüdischen Komitees OÖ beteiligt, welches sie bis zu ihrer Pensionierung leitete.
„Musik als Leidenschaft“
Musik spielte eine wichtige Rolle im Leben Helga Schwarzingers. 1979 absolvierte sie am Wiener Konservatorium die staatliche Prüfung im Fach Klavierspiel und unterrichtete dort einige Jahre eine Klavierklasse – laut Helga Schwarzinger zählten diese Jahre zu ihren glücklichsten. In Linz belegte sie am Konservatorium für Kirchenmusik unter anderem die Fächer Orgel und Stimmbildung und war vielerorts als Organistin und Kantorin im Einsatz.
Den ersten in Linz vergebenen Solidaritätspreis erhielt 1995 übrigens das Team des „Kleinen Mittagstisches“ – eine Initiative für Obdachlose, die maßgeblich von Helga Schwarzinger als Sozialarbeiterin aufgebaut wurde.
Die ökumenische Begräbnisfeier mit feierlicher Einsegnung wird am 5. April 2024 um 12.30 Uhr auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor 3, Halle 3 stattfinden, mit anschließender Beisetzung der Urne auf dem Waldfriedhof, Gruppe 39.
Im Linzer Mariendom wird am Freitag, 8. März, um 19 Uhr eine Hl. Messe im Gedenken an Helga Schwarzinger gefeiert, zu der alle eingeladen sind, die sie auf ihrem Weg begleitet haben und die sich mit ihr verbunden fühlen.
Link zum digitalen Kondolenzbuch: www.benu.at/traueranzeigen/mag.-helga-schwarzinger