Mit Mahnwache, Betflix und einer Winterchallenge durch den Lockdown – Jugendarbeit im oberen Mühlviertel
Gemeinsam mit ihren Kolleg*innen findet Anna Bräuer in ihren unterschiedlichen Arbeitsfeldern (Jugendleiterin im Treffpunkt mensch&arbeit Rohrbach, Beauftragte für den Aufbau des „Jugend- und Kulturhaus s’Haven in Rohrbach“ und für Jugendpastoral im Dekanat Altenfelden), Wege Verschiedenes zu initiieren. Dabei gibt es Erfolge und Schwierigkeiten.
Angebote Online und Offline
Soziale Medien, die ohnehin von den Jugendlichen intensiv genutzt werden, erleichtern das Kontakt halten mit dieser Zielgruppe. „Seit dem Frühling gibt es bereits ein bis zwei Mal die Woche einen Online Jugendtreff, bei dem gemeinsam Online-Spiele gespielt werden oder einfach nur gequatscht wird. Außerdem nutzen wird die Zeit, um mit den Jugendlichen gemeinsam Pläne zu schmieden für die Zeit, wenn die Jugendzentren wieder öffnen können,“ erzählt Anna Bräuer.
Dass man auch Outdoor-Aktivitäten mit dem Austausch Online verbinden kann, zeigt die Winterchallenge mit dem Titel #mühlviertlerschneeskulpturen. Dabei werden, wie der Name schon sagt, von den Jugendlichen äußerst künstlerische Schneeskulpturen gestaltet, die dann auf Instagram geteilt werden.
Entwicklungen zum offenen Kulturhaus stark eingeschränkt
Stark beeinträchtigt von der Pandemie-Situation sind jedoch die Planungen rund um das offene „Jugend-und Kulturhaus s’Haven Rohrbach“. Im Zuge des Projektes entsteht ein Jugend- und Kulturhaus, das sich besonders an den Bedürfnissen benachteiligter Jugendliche orientiert und das einen Raum für Begegnung, Bildung und kulturellen Austausch bietet, in dem die Jugendlichen die Möglichkeit haben ihre Talente und Ressourcen in der Region einzusetzen. Aber: „Ein Kulturhaus lebt von Vernetzung, Veranstaltungen und Kontakten, die sind derzeit nur sehr eingeschränkt bis gar nicht möglich“, sagt Anna Bräuer. Insofern wird auch in Bezug auf das Kulturhaus versucht, auf Online-Möglichkeiten auszuweichen und mit Hilfe einer Homepage ein virtuelles Kulturhaus zu schaffen.
Gemeinsam mit Blick auf Menschen in der Krise
Auch wenn wenig davon berichtet und gesprochen wird, so sind viele Lehrlinge ganz besonders stark von der Coronakrise betroffen. Um deren Probleme in eine gewisse Öffentlichkeit zu rücken, arbeitet Anna Bräuer in ihrer Anstellung im Treffpunkt mensch&arbeit derzeit vorrangig an Kurzreportagen zu Lehrlingen, deren Ausbildung durch Corona stark beeinträchtigt ist. Eine Jugendliche, die derzeit die Lehre zur Fitnessbetreuerin macht, verbringt auf Grund der Coronakrise fast die Hälfte ihrer Lehrzeit in Kurzarbeit und Homeschooling. Die Artikel erscheinen auf der Homepage des Treffpunktes mensch&arbeit.
In den Blick genommen wird auch die Krisensituation in der sich geflüchtete Menschen in den Lagern Griechenlands und Bosnien befinden. So plant Anna Bräuer gemeinsam mit ihren Kolleg*innen eine Mahnwache für diese Menschen. Ihr Anliegen ist: „Wir wollen nicht mehr länger zusehen, wie Menschen mitten in Europa im Elend leben müssen, nur weil den reichen europäischen Ländern der Wille zum Helfen fehlt. Zum Vorbild nehmen wir uns die Aktion „24 Stunden der Menschlichkeit“, die bereits am Domplatz stattgefunden hat. Wir wollen damit auch aus unserer Region Signale setzen und versuchen etwas zu bewegen. Denn nur gemeinsam können wir die Welt verändern.“
Mit Betflix gemeinsam beten und feiern
Unter dem Titel Betflix (in Anlehnung an einen bekannten Streaming-Dienstleister) verwirklicht das Regionsteam oberes Mühlviertel seit Ostern 2020 auch spirituelle online Angebote. „Zu Ostern, aber auch zu Weihnachten wurde das von den Jugendlichen sehr gut wahrgenommen“, wie sie erzählt. „Beide Male haben um die 40 Jugendliche daran teilgenommen. Am 6.2.2021 findet es zum dritten Mal statt. Das „Faschings-Special“ mit dem Titel „BETFLIX 3.0 WE ARE PERFECT?!“ richtet sich vordergründig an Firmlinge und dient als Alternative zur in der Region sehr beliebten Faschingsjugendmesse, die üblicherweise im Stift Schlägl stattfindet.“
Neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit
Anna Bräuer sieht in der derzeitigen Situation aber auch Chancen für die Zukunft: „Besonders schön finde ich es, dass die beiden regionalen Jugendzentren Askju und s’Haven jetzt enger zusammenarbeiten und man auch das Gefühl hat, ein Team zu sein. Die gemeinsam angebotenen Online-Jugendtreffs geben Motivation für die Zeit nach Corona. Vielleicht schaffen wir es ja auch in normalen Zeiten die enge Zusammenarbeit aufrecht zu halten.“ Die stärkere Vernetzung genießt Anna Bräuer nicht nur auf der Ebene der Jugendzentren: „Wir, die an der Basis arbeiten, sind schon oft Einzelkämpfer. Aber durch die derzeitige Online-Vernetzung treffen wir viel häufiger unsere Kolleg*innen aus anderen Regionen, wenn auch nur online.“
Text: Mag.a Melanie Wurzer BA