Besondere Feiern als Chance für die Seelsorge
Seit Beginn seiner pastoralen Tätigkeit legt Mag. theol. Thomas Mair, Pfarrseelsorger in Alkoven, ein besonderes Augenmerk auf die Art und Weise wie er Kasualien begleitet und leitet. Der Hintergrund ist folgender Gedanke: „Wenn diese Feiern vielfach der einzige oder einer der wenigen Kontaktpunkte mit Kirche oder Gottesdienst in einem Jahr sind, dann wird darin nicht unwesentlich das Bild von Kirche geprägt. Im Optimalfall gelingt es dabei eine Beziehung zwischen den feiernden Personen und unserer Botschaft herzustellen. Das heißt, dass zumindest eine mögliche Bedeutung aufgezeigt werden konnte, die die christliche Botschaft im Leben der konkret Feiernden haben kann. Deswegen halte ich hier Qualität für wichtig.“ Als entscheidend für das Gelingen der Feier sieht Mair schon das Vorgespräch: „Bereits hier entscheidet sich häufig, wie sich die Menschen an- bzw. aufgenommen fühlen.“
Individualität wahr- und ernstnehmen
Sich selbst würde Mair nicht als großartig innovativ bezeichnen, dennoch ist es ihm wichtig entsprechend seiner Ressourcen eine gewisse Qualität bieten und auch zu halten zu können. Deshalb legt er den Fokus weniger auf neue Rituale, sondern vielmehr auf die Worte mit denen er etwa einen liturgischen Teil einleitet, oder auch seine Ansprachen. Das Wahrnehmen, aber auch das Arbeiten mit allgemeinen gesellschaftlichen Tendenzen, hilft ihm sein Anliegen für die Feiern umzusetzen. Den Ansprüchen der individualisierten Gesellschaft versucht er gerecht zu werden, indem er die jeweilige Individualität der betroffenen Personen deutlich in die Mitte der Feier nimmt: „Das erscheint mir bei Taufen wichtig, wo wir die Aufnahme eines Kindes aus der jeweiligen Familie in die Gemeinschaft der Kirche feiern. Bei Trauungen führe ich, so weit möglich und sinnvoll, die individuelle Liebesgeschichte, die gefeiert wird, vor Augen. Bei Trauergottesdiensten ist es dasselbe: Die Mitfeiernden sollen mit dem Wissen gehen, dass sie nicht bei der Feier von Irgendjemanden, sondern bei der Feier einer ganz bestimmten Person waren.“
Kreuzzeichenspendung eines achtjährigen Kindes im Zuge einer Taufe. (Das Foto ist vor der Corona-Pandemie entstanden.)
Horizonte aufzeigen
Auf der anderen Seite versucht Mair den Blick der Mitfeiernden auf den größeren Horizont hin zu weiten: „Gerade bei Trauergottesdiensten wird den Angehörigen hier vielfach erst bewusst, in welchen gesellschaftlichen Zusammenhängen ihr*e Zugehörige*r verwoben war. Dieses Wissen verändert Denken und Bilder.“ Durch das Verknüpfen des Lebens der Verstorbenen mit biblischen Erzählungen oder biblischen Personen stellt Mair eine Verbindung zur christlichen Botschaft her. Damit möchte er den Betroffenen und Mitfeiernden verdeutlichen, dass die christliche Botschaft (Heils-) Relevanz haben kann bzw. hat und zwar für sie ganz konkret, hier und heute. „Ich möchte (re-) präsentieren, dass Kirche mehr ist, als nur eine vergangene Geschichte.“ Diejenigen, die ohnehin in der Kirche engagiert sind, werden in den Kasualien auf ihrem christlichen Weg bestärkt.
Wenn sich die Menschen bei Trauerfeiern in Anspannung verabschieden müssen, etwa, weil das Leben, Sterben oder die Beziehung zum*r Verstorbenen herausfordernd war, versucht er ebenfalls neue Horizonte zu öffnen. In diesen Situationen ist es ihm ein Anliegen Druck herauszunehmen, aber auch Tabus zu benennen und Perspektiven zu weiten.
Gute Erfahrungen und offene Wünsche
Mit seinem Ansatz hat Thomas Mair bisher sehr gute Erfahrungen gemacht: „Ich freue mich jedes Mal, wenn ich das Gefühl habe, dass die Menschen bereichert nach Hause gehen. Besonders freut es mich aber natürlich, wenn Menschen ein zweites Mal auf mich zukommen, weil sie sich für einen neuen besonderen Anlass an mich wenden und vorweg mit dem Gefühl kommen, dass es gut werden wird.“
An Ideen für eine Ausweitung seiner Angebote mangelt es Thomas Mair nicht, nur fehlt ihm derzeit die Zeit dafür: „Es wäre schön, wenn ich Feiern an anderen individuell entscheidenden Lebenspunkten abseits der klassischen Kasualien anbieten könnte, zum Beispiel zum Führerschein, Arbeitsbeginn, Umzug an einen neuen Ort. Aber vielleicht kommt das ja noch.“
Text: Mag.a Melanie Wurzer BA