Landesausstellung 2021 in Steyr: Katholische Kirche setzt Impulse
Mag. Karl Ramsmaier ist Religionslehrer und Leiter des Projekts „Landesausstellung/Kirche in der Stadt“, und erarbeitet derzeit mögliche kirchliche Projekte zur Landesausstellung „Arbeit – Wohlstand – Macht“, die 2021 in Steyr zu sehen sein wird.
Im Vorfeld beschäftigte sich Ramsmaier intensiv mit dem geschichtsträchtigen Taufbecken der Stadtpfarrkirche Steyr. Sein eigenes Interesse liegt dabei aber nicht unbedingt auf den (kunst-) geschichtlichen Hintergründen, sondern vielmehr auf der pastoralen Ausrichtung des Taufbeckens. Das Taufbecken, das in der Form eines überdimensionierten Messkelchs gestaltet ist, umgibt ein durchdachtes Bildprogramm, in dem sich insgesamt zwei Mal sieben Bilder mit biblischen Darstellungen finden.
Neben je drei Bildern aus dem Alten und dem Neuen Testament wird die Kindertaufe dargestellt. Der Bildzyklus wird ergänzt durch sieben wiederkehrende Bilder, der grausamen alttestamentlichen Erzählung der Vergewaltigung und der Ermordung einer Frau des Stammes Benjamins.
Die Zahl Sieben ist begründet in ihrer Bedeutung als Heilige Zahl, die für die Vereinigung von Irdischem (Zahl 4) und Göttlichem (Zahl 3) steht. Somit spiegelt die Zahl auch die Bedeutung der Taufe wieder, mit der der Mensch vom Bösen befreit wird und ein neues Leben in Gott beginnt.
Karl Ramsmaier möchte genau diese Inhalte verwenden, um Besucher*innen der Stadtpfarrkirche zentrale christliche Glaubensinhalte zu vermitteln.
„Viele Menschen kommen in die Stadtpfarrkirche und wissen dann gar nicht, was sie da drinnen tun sollen. Sie schauen, die Kunstwerke bleiben ihnen aber verschlossen. Sie finden nichts.“ Die Aufgabe der Kirche und ihren Mitarbeiter*innen sieht er darin, diese Menschen ein Stück zu begleiten und ihnen zu ermöglichen, sich den einen oder anderen Gedanken mitzunehmen. „Mir ist es ein Anliegen, dass die Leute von etwas berührt werden, was Spiritualität und Glaube betrifft. Die Menschen sollen rausgehen und sagen, jetzt war ich zehn Minuten in der Stadtpfarrkirche und habe mir einen geistigen Input mitgenommen,“ so Ramsmaier. „Die Besucher*innen sollen spüren, dass das kein Museum ist, in dem sie sich bewegen, sondern ein Gotteshaus, ein Sakralraum.“
Um das zu unterstützen hat Ramsmaier eine 32-seitige Broschüre über das Taufbecken erstellt und herausgegeben. Die Broschüre schildert die Entstehung des Taufbeckens zur Zeit der Reformation und gibt Informationen zum Ideengeber Basilius Kammerhofer. Der Schwerpunkt liegt aber auf der Erklärung der religiösen Bilder. Mit deren Hilfe versucht Ramsmaier schwierige theologische Themen, die sehr oft kritisch betrachtet werden, wie etwa die Erbsündenlehre, so aufzubereiten, dass sie auch für „kirchenferne“ Besucher*innen der Stadtpfarrkirche nachvollziehbar werden. Mit der Broschüre möchte Ramsmaier jene Leute mit theologischen Inhalten erreichen, die sonst nicht im „kirchlichen Dunstkreis“ sind, denn: „Wenn wir uns in unserem Kreis bewegen, werden wir immer weniger.“
Neben der Arbeit rund um das Taufbecken entwickelt Ramsmaier mit jeweils unterschiedlichen Kooperationspartner*innen weitere Projekte für die Landesausstellung.
Eine Auswahl sei hier erwähnt:
Die temporäre Kunstinstallation„Friede auf Erden“ beim Kriegerdenkmal der Stadtpfarrkirche Steyr soll auf die Diskrepanz zwischen der „Christkindlstadt Steyr“ und der Tatsache, dass ein nicht unwesentlicher Teil des Wohlstands Steyrs auf die Waffenproduktion zurück zu führen ist, aufmerksam machen.
Das Projekt „Mensch im Zentrum“ soll die Anliegen und das Engagement der Betriebsseelsorge deutlich machen. Dazu werden am Michaelerplatz im Steyrer Stadtzentrum Skulpturen mit den Umrissen eines menschlichen Kopfes aufgestellt, in denen wiederum die Inhalte der Betriebsseelsorge präsentiert werden.
Ein weiteres Projekt ist der Kirchendienst in der Stadtpfarrkirche. Dieser soll den Besucher*innen der Stadtpfarrkirche Auskunft geben können, auf die Besonderheiten der Kirche hinweisen und aber auch auf die spirituelle Dimension des Kirchenbaus verweisen können.
Die Broschüre kann bei Karl Ramsmaier bestellt werden. Email: karl.ramsmaier@dioezese-linz.at Erhältlich ist sie auch in der Buchhandlung Ennsthaler, am Schriftenstand der Stadtpfarrkirche und im Pfarrbüro der Stadtpfarre Steyr. Preis: € 5.
Text: Mag.a Melanie Wurzer