Kontakt halten in schwierigen Zeiten – neue und alte Wege im Jugendzentrum „Gewölbe“ in Steyr
Mitten in den derzeit turbulenten Zeiten feiert das Steyrer Jugendzentrum Gewölbe sein 20-jähriges Jubiläum am Standort Pfarrgasse 6. Da das örtlich gemeinsame Feiern derzeit nicht wirklich möglich ist, wurde das Team des Gewölbes kreativ und hat die Feierlaune in ein Video auf Youtube gepackt. „Um ein Zeichen der Verbundenheit zu setzen, haben wir Menschen, die sich mit dem Gewölbe verbunden fühlen, gebeten, zu Hause kurze Videoclips zu filmen und einzusenden, um daraus eine gemeinsame Party werden zu lassen. Das Medium Film ermöglichte es, neben den aktuellen Stammgästen auch viele ehemalige Besucher*innen, Teilnehmer*innen an internationalen Jugendbegegnungen, Vorstandsmitglieder usw. sich kreativ an der Feier zu beteiligen,“ berichtet Mag.a Melanie Berger, Leiterin des Jugendzentrums.
Das Ergebnis können Sie hier sehen:
Neben der Feier des Jubiläums war es das Anliegen des Videoprojekts, den Jugendlichen während des Lockdowns ein Angebot zu bieten, in dem sie sich kreativ betätigen und etwas ausprobieren konnten. Als Hilfestellung wurde vom Gewölbe-Team ein Anleitungsvideo mit den wichtigsten Filmtipps und 35 möglichen Aufgaben für das Video erstellt. Besonders gefreut hat sich Melanie Berger über die Begegnungen und Rückmeldungen, die sich im Prozess ergeben haben: „Viele haben sich über die Kontaktaufnahme gefreut und es sind schöne Gespräche entstanden, selbst mit Menschen, die schließlich nicht am Video mitgewirkt haben.“
Peergroup und Körperkontakt
Auch abseits des Videoprojektes ist es dem Team des Jugendzentrums gut gelungen Kontakt zu halten, auch wenn das Fehlen des persönlichen Kontakts herausfordernd war. Dazu Melanie Berger: „Gerade Jugendliche brauchen ihre Peergroup und viel Körperkontakt. Sie fragen uns auch jetzt immer wieder, wann sie uns endlich umarmen dürfen.“
Nach Aussagen von Melanie Berger haben die Jugendlichen die Zeit des Lockdowns je nach Lebensumfeld und Situation unterschiedlich wahrgenommen: „Einige haben es genossen, von zu Hause aus lernen zu können und mehr Freizeit zu haben. Den anderen ist die Decke auf den Kopf gefallen und sie wussten nicht, was sie anfangen sollten. Für viele, die im Normalfall viel unterwegs sind, war es eine große Herausforderung, den ganzen Tag zu Hause sein zu müssen und das in oft sehr angespannten Situationen zu Hause.“
Kontakt halten in schwierigen Zeiten. Fotos © Jugendzentrum Gewölbe / Steyr
Den Kontakt mit den Jugendlichen konnte das Gewölbe-Team über verschiedene Kanäle aufrechterhalten. Ein Highlight der Online-Zusammenkünfte war eine von einigen Ehrenamtlichen organisierte sehr stimmungsvolle Osterfeier. „Bei der Feier war die Gemeinschaft über die Bildschirme hinaus spürbar,“ berichtet Melanie Berger.
Zusätzlich zu diesem und anderen Online-Angeboten wurden bei Bedarf per Telefon oder Nachrichten seelsorgliche Gespräche geführt. Außerdem wurde eine alte Art der „Long-Distance“-Beziehungspflege wiederbelebt, nämlich Brieffreundschaft. „Einen persönlichen Brief im Postkasten zu finden und in der Hand zu halten, ist immer etwas Besonderes,“ so Melanie Berger, „und sich in Ruhe ganz einem jungen Menschen widmen zu können, ebenfalls. In einem Brief kann man sich mit den Jugendlichen sehr intensiv über Themen austauschen und vieles mitteilen, was in der Geschäftigkeit des offenen Betriebes oft schwer möglich wäre. Das war eine sehr bereichernde Erfahrung.“
Das Angebot im Gewölbe ist auch nach den Lockerungen in anderen Bereichen des täglichen Lebens beschränkt. „Es gibt noch immer keine Klarheit, wie ein Alltagsbetrieb in den Jugendzentren aussehen kann,“ erzählt Melanie Berger. „Ein Präventionskonzept wird gerade im Jugendministerium erarbeitet. Bis etwas Brauchbares vorliegt, werden wir uns weiterhin mit den Jugendlichen draußen treffen und mit ihnen ins Kino gehen.“
Link: Homepage des Jugendzentrums Gewölbe in Steyr
Text: Mag.a Melanie Wurzer