Am Gelingen von Gesellschaft mitarbeiten – Seelsorger:in sein in den 2020er Jahren
Warum haben Sie sich für einen „gesendeten Beruf“ entschieden?
Susanne Lammer: Ich wollte direkt an der Basis bei der Pfarrgemeinde vor Ort in Kontakt mit unterschiedlichen Menschen sein. Für mich bedeutet gesendet sein Vertrauen, dass mein Tun und vor allem mein Wirken nicht allein von mir abhängt, sondern, dass Gott gelingen lässt. Es bedeutet für mich auch, mich in die Tradition von vielen Menschen vor mir zu stellen, die die Vision vom Reich Gottes für heute durchbuchstabieren wollen.
Astrid Hollaus: Ich wurde von klein auf christlich sozialisiert und war ein begeistertes Jungscharkind. Ich war sogar gerne im Gottesdienst, obwohl es als Kind oft fad war. In meiner Jugend machte ich mir schon viele Gedanken über das Leben und dessen Sinn und meine Gespräche mit Gott begleiteten meine Auf- und Abs als Jugendliche. Auf das Theologiestudium kam ich erst während meines ersten Studienjahrs in der Psychologie durch Kolleg:innen im Studierendenheim in Salzburg. Die Idee Theologie zu studieren kam wie ein Blitz während der Vorbereitung auf mein geplantes Sportstudium. Ich war von Anfang an begeistert – vor allem von den Bibelwissenschaften. Im dritten Semester des Studiums und gemeinsam mit meinem ersten Kind, begann ich mich in einer Pfarre im Salzburger Pinzgau ehrenamtlich zu engagieren. Die Begeisterung für diese Dienste – vor allem die Begeisterung für die Bibel - trieb mich an, neben meinen zwei Kindern das Studium abzuschließen. Nach meinem dritten Kind und 9 Jahren als Religionslehrerin am Gymnasium Freistadt entschied ich mich, im Dekanat Unterweißenbach mein pastorales Einführungsjahr zu machen.
Robert Janschek: Ich habe mein Studium und damit meinen Bildungs- und Ausbildungsweg mit dem klaren Ziel verfolgt, in der Pastoral arbeiten zu wollen. Dass ich dabei auch „gesendet“ werde, wurde mir erst am Ende meines Ausbildungsweges klar. Mit der Sendung verbinde ich, dass ich von Bischof Manfred, dem obersten Hirten unserer Diözese das Vertrauen ausgesprochen bekommen habe, einen wirksamen Beitrag für die Menschen in Oberösterreich zu leisten. Aber auch von ihm persönlich als Nachfolger der Apostel den Auftrag zugesprochen zu bekommen: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung“ (Mk 16,15).
Iris Gumpenberger: Ich habe Theologie vor allem deshalb studiert, weil es mich interessiert hat, und ich habe nach Wegen gesucht, das, was ich gelernt und verstanden habe anzuwenden.
Was waren die Umstände Ihres Berufseinstiegs – gesamtgesellschaftlich und kirchlich?
Janschek: Ich bin Mitten in der Corona-Pandemie 2020/21 in das Pastorale Einführungsjahr gestartet. Bei allen Schwierigkeiten und Einschränkungen war es trotzdem eine gute Zeit. Es galt vieles Neues zu entwickeln und alte Traditionen zu hinterfragen. Es war eine „Rosskur“ für viele Pfarren, bei der man gelernt hat, dass wir als Seelsorger*innen auch ohne Gottesdienst wirksam sein können und müssen.
Lammer: Ja, der Beginn der Corona-Pandemie war für alle herausfordernd und es mussten neue Formate gefunden werden. Meiner Kollegin und mir ist es gelungen Adventwege mit Stationen im Freien zu gestalten und auch ein Advent- sowie ein Osterheft zum Feiern zu Hause zu machen. Auch Maiandachten haben wir mit Stationen zum Selberfeiern gestaltet. Außerdem haben wir zu Allerheiligen kleine Andachtsvorschläge, sowie ein Weihwasserfläschchen fürs Feiern am Grab bzw. zu Hause angeboten. Schließlich haben wir auch die Erstkommunionsvorbereitung umgestellt.
Hollaus: Im Herbst 2022 lag der Beginn des Ukrainekrieges ca. ein halbes Jahr zurück. Für mich, wie sicher für viele andere auch, brach eine Welt zusammen. Eine Welt, in der ich mich hier in Europa sicher fühlte und Frieden als normal erachtete, obwohl er weltweit keine Normalität darstellte. Gerade war die Coronapandemie mit der damit verbundenen Polarisierung im Abklingen, da tat sich die nächste Krise auf. Damit wurde für mich sehr schmerzhaft spürbar, dass die Bewältigung der Klimakrise noch weiter nach hinten in der Prioritätenliste der Gesellschaft rückt. Da sein, wo die Menschen, die Welt dich oder uns als Kirche braucht bzw. brauchen, verbindend wirken und Hoffnung stärken, sehe ich als sehr wichtig für mich in meiner Arbeit und uns als Kirche in der Gesellschaft.
Dazu begann die Diözese den Strukturprozesses, den ich im ersten Jahr kennenlernte. Das Dekanat Unterweißenbach wird jedoch erst 2026 umstellen. Der Eintritt in den pastoralen Dienst wurde für mich zu einer großen Zerreißprobe zwischen vorgegebenen (klerikalen) Strukturen und Traditionen, sowie der Weite und Tiefe, die ich in den biblischen Texten spüre. Mich treibt die Frage um, wie eine Einheit in Vielfalt in der Kirche in Zukunft aussehen kann. Ich hoffe, dass es das geben kann und versuche, mit vielen anderen Menschen daran mitzubauen. Überzeugt bin ich auf jeden Fall davon, dass unsere christliche Botschaft immer weiterleben wird!
Welche Aufgaben haben Sie vorrangig übernommen?
Lammer: Im ersten Jahr hatte ich nur eine halbe Anstellung und war vor allem für die Erstkommunion, liturgische Feiern, Bibliolog-Runden, sowie größere Projekte wie die Nacht der 1000 Lichter zuständig. Dazu kam die Entwicklung von Corona-tauglicher Verkündigung. Seit zwei Jahren habe ich nun eine Vollanstellung und arbeite auch als Dekanatsassistentin, seitdem bin ich für alles, was in der Pfarre und im Dekanat anfällt zuständig.
Hollaus: Als Pastoralassistentin, die für das ganze Dekanat angestellt ist, sind meine drei Hauptaufgaben die Vernetzung und die Begleitung Ehrenamtlicher, sowie dekanatsweite Angebote entsprechend den Bedürfnissen der Menschen und meiner Fähigkeiten zu gestalten. Auf Grund des großen Interesses an Bibelrunden, entwickelte sich die Bibelarbeit als mein Schwerpunkt. Auch das Ausprobieren von verschiedenen liturgischen Feiern zum Beispiel mit thematischen Schwerpunkten oder in der Natur und mit verschiedenen Möglichkeiten der Beteiligung gehört zu meinen Arbeitsbereichen. Im sozial-caritativen Bereich bin ich zudem für Asylwerbende aktiv und für die Vernetzung mit der Mühlviertler Alm, bei der ich im Kernteam mitarbeite und vor allem im Bereich Klima und Nachhaltigkeit engagiert bin.
Janschek: Meine erste offizielle Stelle war als Pastoralassistent in Gallneukirchen sowie mit einer kleinen Anstellung als Beauftragter für Jugendpastoral. Nachdem ich nach wenigen Monaten eine Vollanstellung in der Pfarre bekam, war ich für die Jungschar und Jugendarbeit zuständig und wurde als Begräbnisleiter eingesetzt. Zudem war ich im Tauf- und im Predigtdienst, sowie als Wortgottesfeierleiter im Einsatz.
Gumpenberger: Ich leite Wortgottesdienste, Andachten und Begräbnisse, halte Taufen ab und bin in der Trauerbegleitung, sowie in der Erstkommunions- und Firmvorbereitung aktiv.
Wie sah es mit der Akzeptanz durch Kleriker und die Pfarrbevölkerung aus?
Lammer: In Kirchdorf selbst ist es üblich, dass Pastoralassistent:innen da sind, insofern war ich dort gleich sehr akzeptiert, vor allem auch vom Pfarrer. Anders ist es auf Dekanatsebene. Nachdem es ein Stiftsdekanat ist, in dem es viele Priester gibt, ist es dort nicht üblich, dass Pastoralassistent:innen taufen bzw. beerdigen, zudem gibt es kaum Wortgottesfeiern.
Hollaus: Ich empfinde es bis heute als Herausforderung in einem in einem sehr klerikal geprägten Gebiet tätig zu sein. Gleichzeitig bekomme ich aber auch sehr viel Wertschätzung und erlebe eine gewisse Offenheit. Die Menschen sind dankbar, wenn sich etwas tut und entwickelt. Ich habe auch schon viele sehr engagierte Ehrenamtliche kennengelernt, die mich ebenfalls unterstützen!
Janschek: Dank unseres damaligen Pfarrers Klaus Dopler war das kein Problem. In Gallneukirchen ist es schon seit langem gute Praxis, dass auch Pastoralassistent:innen in der Liturgie aktiv sind und liturgische Feiern bis hin zu den Sakramenten leiten.
Gumpenberger: Es ist nicht mit allen Klerikern einfach. Manche empfinden mein Tun sogar als Konkurrenz, andere wieder sind sehr unterstützend. Ich merke, ich kann nur dann gut wirksam werden, wenn ich Unterstützung durch die Kleriker habe, denn dann geht das auch mit der Pfarrbevölkerung gut. Wenn ich sie nicht bekomme, dann wird meine Arbeit zwar trotzdem von manchen geschätzt, aber es ist oft schwierig.
Was waren die persönlichen, kirchlichen, pastoralen und gesellschaftlichen Herausforderungen in den ersten Jahren Ihrer Berufstätigkeit?
Lammer: Auf persönlicher Ebene empfinde ich den Beruf zwar als ganz wunderbar, er ist aber zeitlich auch sehr entgrenzt und ich muss mir immer wieder die Frage stellen, was mache ich (noch) und was mache ich nicht (mehr). Wichtig ist es in der Pfarrgemeinde authentisch präsent zu sein. In der Pastoral ist die Verkündigung bzw. die Übersetzung unserer frohen Botschaft ins hier und jetzt eine Herausforderung. Man muss sich immer fragen, welche Sprache oder welche Rituale adäquat sind. Auf gesellschaftlicher Ebene ist die Positionierung der Pfarre zur Stadtgemeinde immer wieder spannend und wir hatten da einige Herausforderungen mit dem Verkauf des Pfarrheims und dem Beginn der Baustelle am Pfarrhof.
Hollaus: Auf der persönlichen Ebene war für mich die spürbare Kluft zwischen der Schönheit und Großartigkeit der christlichen Botschaft und der ganz konkreten kirchlichen Realität oft schmerzhaft. Auch die Einschränkung in meiner Berufung durch mein Geschlecht und die damit nicht vorhandene Weihe. (Obwohl ich die Weihe nicht anstrebe, aber sie schafft immer eine gewisse Hierarchie.) Außerdem treibt mich die Sorge um die Zukunft der Gesellschaft, der Welt und der Kirche um, sowie die Frage, ob ich darin immer einen Platz finden werde.
Auf der pastoralen Ebene stelle ich mir die Frage: Was brauchen die Menschen heute? Aber auch: Wo und wie soll gerade ich in meinem Wirken den Menschen nahe sein? Wo sind meine Aufgaben und meine Schwerpunkte? Wo gibt es andere, die dafür Stärkung und Unterstützung brauchen? Und ich frage mich: Wie durch die christliche, bzw. vor allem die biblische Botschaft ein Raum entstehen kann, in dem auch kirchenferne und suchende Menschen Trost und Hoffnung finden können.
Janschek: Die Coronapandemie und ihre Nachwirkungen haben natürlich viele Bereiche der pastoralen Arbeit geprägt. Hier war teilweise ein Wiederaufbauen notwendig. Persönlich war es für mich wichtig, schnell zu lernen, mich von meiner Arbeitsstelle auch im richtigen Maß abzugrenzen. Das Mit-leben in der Pfarrgemeinde, viele Abendtermine, persönlich-emotionale Arbeitsthematiken machen es herausfordernd auch noch ein eigenes Privatleben danebenzuführen.
Gumpenberger: Bevor ich in die Pastoral eingestiegen bin, habe ich längere Zeit in der Schule gearbeitet. Beim Unterrichten habe ich mir oft gedacht, dass es schwierig ist, wenn Kinder und Jugendliche kaum oder keine Erfahrungen mit Religion, Pfarre usw. haben. Ich hatte oftmals das Gefühl, ich beantworte Fragen, wo keine gestellt wurden. Jetzt in der Pfarrarbeit ist der Kontakt mit Kindern oft ein ganz anderer und es freut mich unheimlich, wenn er positiv ist. Es gefällt mir aber auch sehr, dass ich mit Menschen aller Altersgruppen zu tun habe. Dass ich für die Kirche arbeite, verheimliche ich nicht, auch wenn die Menschen damit gar nichts am Hut haben. Viele finden es interessant, was ich mache.
Herausfordernd war für mich vor allem, etwas “tun zu dürfen”, denn vieles kannte ich nur vom Zuschauen. Alles, was man noch nie selbst machen durfte, ist eine Herausforderung und fühlt sich wie ein Sprung ins kalte Wasser an, genauso wenn man Dinge nur selten tun darf. Gerade vor dem Halten von Begräbnissen hatte ich großen Respekt und war umso überraschter, dass das eine sehr schöne Tätigkeit ist, insbesondere, weil die Menschen so berührbar, ehrlich und offen sind.
Welche kirchlichen Themen haben Sie in den ersten Jahren beschäftigt?
Gumpenberger: Mich beschäftigt nach wie vor die Rolle von Mann und Frau bzw. Priester und Lai:innen, weil das im System katholische Kirche einfach schwierig ist.
Lammer: Mich hat vor allem der Rückgang der Kirchenmitglieder-Zahlen, aber auch der zum Teil damit verbundene Ressourcenmangel der Diözese, sowohl personell als auch finanziell, beschäftigt. Genauso wie die kircheninterne Spaltung in progressive und fundamentalistische Glaubensrichtungen und die damit verbundenen kirchenpolitischen Diskussionen, die ich nicht als zielführend empfinde. Außerdem haben mich die verschiedenen Sichtweisen auf pastorale Notwendigkeiten von Seite der Pfarrverwaltung und von Seite der Seelsorge beschäftigt.
Janschek: Schaut man mit einem realistischen Blick auf die katholische Kirche in Oberösterreich muss man, denke ich, erkennen und akzeptieren, dass die Zeiten der Volkskirche (schon lange) vorbei sind. Man ist aber immer noch mit der Erwartungshaltung von vielen Gläubigen konfrontiert, dass diese Zeiten wiederkommen. Dies ist ein Spannungsfeld, welches es auszuhalten gilt und gleichzeitig mit positivem Beispiel voranzugehen, sich nicht entmutigen zu lassen. Unabhängig von traditioneller Liturgie bzw. einer „früher war vieles besser“-Mentalität gibt es genügend Arbeitsfelder in der wir als katholische Seelsorger:innen gemeinsam mit unzähligen aktiven Gläubigen in den Pfarrgemeinden vieles leisten können. Dabei heißt es auch die veränderten Rahmenbedingungen und Erwartungen im Bereich der Sakramente wahrzunehmen und anzugehen. Nach wie vor bereiten wir viele (mäßig motivierte) Jugendliche auf das Sakrament der Firmung vor. Oder wir führen viele Taufgespräche mit Familien, die außer einem Traditions-Christentum nur mehr wenig Vorstellung von lebendigem, pfarrlichem und christlichem Leben haben. Aber die Menschen kommen mit einem Anliegen, auf das es heißt Antworten zu finden! Das macht diesen Beruf so unglaublich spannend! Die Zeiten, dass ich „Business as usual“ – also wie die letzten 50 Jahre - weiter machen kann, sind vorbei. Die Gesellschaft ändert sich in einem schwer mitzugehenden Tempo. Da muss sich auch die Kirche bewegen. (Was die Diözese Linz, Gott sei Dank, tut.) Auch unser Berufsbild ändert sich denke ich gerade in einem unglaublich rasanten Tempo. Hier kann es die Aufgabe meiner Generation sein, älteren Berufskolleg:innen bei dieser Transformation zu unterstützen
Was schätzen Sie an ihrem Beruf? Oder anders gefragt: Was ist das Schöne am Beruf Seelsorger:in?
Janschek: Es ist ein Beziehungsberuf! Auch wenn ich viel am PC und im Büro sitze, verbringe ich den Großteil der Arbeit damit mit anderen Menschen zu kommunizieren. Gerade im Feiern von Taufen aber auch bei Begräbnissen wird eine große Dankbarkeit spürbar, dass wir einerseits eine Expertise und andererseits einen Methodenpool an Ritualen haben, mit der bzw. dem wir auf die individuellen Bedürfnisse eingehen können. Auch, wenn es manchmal die Offenheit braucht, zu sagen: „Da ist vielleicht eine andere (Segens-) Feier das Richtige“ oder auch „Ich glaube sie sind bei einem:r Ritualbegleiter:in besser aufgehoben.“
Lammer: Das Leben zu feiern, zu würdigen und in Zusammenhang mit Gottes Zusagen an uns als geliebte Töchter und Söhne zu bringen empfinde ich als sehr schön. Ich schätze es, kreativ zu sein und was immer mir einfällt umsetzen zu können. Ich mag es selbst immer wieder herausgefordert zu sein durch die Grundthemen des Lebens, vor allem in der Vorbereitung von Liturgien und Feiern. Es ist schön, gemeinsam mit vielen anderen in der Pfarrgemeinde wirkmächtig sein zu können und vieles auf die Füße zu stellen. Nicht zuletzt ist es etwas Besonderes, wenn ich als Seelsorgerin von Menschen, die mir anvertraut sind, angefragt werde und manchmal etwas zum Guten bringen kann.
Hollaus: Es gibt in dem Beruf so eine Vielfalt an Chancen, die Welt, im Rahmen meiner Möglichkeiten, ein Stückchen besser zu machen und dabei meine eigenen Talente und Fähigkeiten einzubringen. Dazu kann ich gemeinsam mit den Menschen den Glauben leben und ganz konkret erleben, wieviel mehr die biblische Botschaft wird, wenn man sie gemeinsam teilt. Ich kann erleben, wie schön es ist, wenn gemeinsame Feiern in die Tiefe gehen und ich kann dazu beitragen, dass diese Schätze lebendig bleiben!
Ich kann gerade jetzt in großen Umbruchseiten die Kirche der Zukunft mitgestalten! Neben all dem genieße ich die flexible Arbeitszeitgestaltung sehr.
Gumpenberger: Ich schätze es, Menschen in schönen und schwierigen Situationen begleiten zu können - das ist zutiefst sinnvoll! Man hat unglaublich intensive Begegnungen mit Menschen, lernt sie in besonderen Lebensumständen kennen und kann mit ihnen gemeinsam nach Wegen suchen, die jeweilige Situation sinnvoll zu gestalten.
Warum würden Sie einer Person, die überlegt Seelsorger:in zu werden, diesen Beruf heute noch empfehlen?
Janschek: Vor einiger Zeit gab es einen „Marketing“ Slogan der Katholischen Kirche: „Gut, dass es die Pfarre gibt“. Ich denke vielen Menschen ist, ganz unabhängig von ihrem Religionsbekenntnis, nicht bewusst wieviel und welche Beziehungsarbeit in Pfarren in ganz (Ober-) Österreich geleistet wird. Genauso von Seelsorger:innen in den verschiedenen Bereichen, den Krankenhäusern, in den Altenheimen, Gefängnissen und in der Jugendarbeit. Als Seelsorger:in arbeitet man aus meiner Sicht im höchsten Maße am Gelingen unserer Gesellschaft mit und ist mit der Frohbotschaft von Jesu Leben, Sterben und Auferstehung als Grundlage unterwegs. Ich denke, das ist ein unschätzbarer Wert den man mit der Arbeit als Seelsorger:in leisten kann!
Lammer: Ich empfinde Seelsorge als wichtiger denn je. Vor allem dieses Wachhalten und Erinnern daran, dass es im Leben mehr gibt als den Alltag. Dazu kommt ein riesiges Aufgabenfeld, so dass jede:r die je eigenen Kompetenzen wunderbar einbringen kann. Und zuletzt möchte ich sagen: Ja – bitte werdet Seelsorger:innen! Die ein großes Herz haben, weit denken und klar von Gottes Zusagen an uns Menschen erzählen. Ich bin überzeugt, dass das nicht nur für uns als Kirchengemeinschaft, sondern vor allem zivilgesellschaftlich unendlich wichtig ist.
Iris Gumpenberger ist 50 Jahre alt und in der Pfarrgemeinde Alkoven (Pfarre EferdingerLand) als Seelsorgerin tätig.
Astrid Hollaus ist 43 Jahre alt und als Seelsorgerin im Dekanat Unterweißenbach tätig.
Robert Janschek ist 32 Jahre alt und arbeitet in der Pfarrgemeinde Gallneukirchen (Pfarre Mühlviertel-Mitte) als Seelsorger.
Susanne Lammer ist 56 Jahre alt, Seelsorgerin in der Pfarre Kirchdorf und Dekanatsassistentin im Dekanat Windischgarsten.
Das Interview führte Melanie Wurzer.