Beim Beten die Liebe Gottes spüren
In seiner Begrüßung hob der Weihbischof die Wichtigkeit der Mesnerinnen und Mesner hervor und erwähnte, dass diese bereits in der Heiligen Schrift im Johannesevangelium verankert sind. „Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand.“ (Joh 2,7). Für diesen wertvollen Dienst braucht es ein gläubiges Herz, eine große Liebe zur Kirche und Leidenschaft für diese. Die Taufe bildet die Grundlage und die Ermächtigung für diese so wichtige Funktion in der Kirche.
Was heißt beten?
„Herr, lehre uns beten“ (Lk 11,1) drückt die Bitte und das Verlangen der Jünger aus, von Jesus zu lernen, wie man mit Gott spricht und wie man eine Verbindung zu ihm herstellt. Beten, so sagte schon die große Ordensfrau und Kirchenlehrerin Theresa von Avila (1515–1582), ist wie das „Verweilen bei einem Freund“. Es kann ein Jubeln, ein Klagen, ein Flehen sein – aber auch ein Bitten und Danken. Beten heißt sich aussprechen vor Gott, sich auseinandersetzen mit ihm – ein Atmen der Seele. Es ist eine Antwort auf die Liebe Gottes und stellt eine Auszeit dar, damit das Arbeiten nicht zur Routine wird, der innere Akku wieder aufgeladen werden kann.
Wie sollen wir beten und warum?
Unsere Körpersprache beim Beten lässt auch Rückschlüsse auf mein Innerstes zu. Beten heißt bei Gott, dem Vater, zu verweilen. Beim Stehen ist man aufmerksam, im Sitzen ruhig und kniend ehrfürchtig. Dem menschenfreundlichen Bischof Franz von Sales wird folgende Äußerung zugeschrieben: „Man sollte jeden Tag eine bestimmte Zeit beten, außer man hat es ganz eilig. Dann ist doppelt so viel Zeit notwendig.“ Diese Worte betonen die Bedeutung der Stille und des Gebets in unserem hektischen Alltag und unterstreichen die Notwendigkeit, sich bewusst Zeit für Kontemplation zu nehmen. Das Gebet ist nicht an einen bestimmten Ort fixiert, um mit Gott in Kontakt zu treten.
Schwierigkeiten beim Beten
Es gibt aber auch Hürden, die man überwinden muss. Die Ablenkung durch Gedanken, Geräusche oder äußere Umstände können das Gebet erschweren. Es kommt das Gefühl auf, dass Gott mich nicht hört, ich bekomme kein Echo – alles ist umsonst. Ist es überhaupt möglich zu beten, wenn ich mein Gegenüber nicht sehe? Ich kann Gott spüren. Es geht um ein liebevolles Verweilen bei ihm. Wichtig ist das ehrliche Bemühen und meine Treue – sie ist die reinste Form der Liebe.
Der dänische Philosoph und tief überzeugte Christ Sören Kierkegaard hat folgende Erfahrung gemacht:
Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde, da hatte ich immer weniger zu sagen.
Zuletzt wurde ich ganz still.
Ich wurde, was womöglich noch ein größerer Gegensatz zum Reden ist, ich wurde ein Hörender.
Ich meinte erst, Beten sei Reden.
Ich lernte aber, dass Beten nicht bloß Schweigen ist, sondern Hören.
So ist es: Beten heißt nicht, sich selbst reden hören.
Beten heißt: still werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört.
Das Beten ist kein Monolog, sondern ein Dialog, ein Zwiegespräch – daher ist das Hören so wichtig. Wenn es laut ist, kann man kaum die Stimme Gottes hören.
Weihbischof Hansjörg Hofer vertiefte durch seine klaren und inspirierenden Ausführungen das Verständnis für das Gebet. Der Mesner Einkehrtag diente dazu, das Thema Gebet persönlich zu reflektieren, erforschte die Bedeutung in verschiedenen Kontexten und ermutigte die Mesnerinnen und Mesner, eine bewusste und regelmäßige Gebetspraxis zu entwickeln.
Beten lernen wir nur im Tun, es soll uns Freude bereiten. Machen wir doch unser Leben zum Gebet.