Menschen, die Gott im Herzen haben
Das Augustiner-Chorherrenstift, eines der größten und imposantesten Klöster Oberösterreichs, feiert heuer sein 950-jähriges Bestehen.
Diözesanleiter Georg Windtner führt bereits seit 56 Jahren treu und zuverlässig seinen Dienst als Mesner in der Stiftspfarre St. Florian aus.
Wofür brennst du?
Bei seiner Begrüßung gab Kustos Harald Ehrl den Mesnerinnen und Mesnern einen Wunsch mit auf den Weg: „Freude schenken will ich ihnen im Haus meines Gebetes" (lat. laetificabo eos in domo orationis meae). Beim Kirchenportal ist diese Inschrift zu lesen. Mesnerinnen und Mesner sollen erfüllt sein, ihren Dienst für die Glaubenden auszuüben. „Es muss selber in dir brennen, was du in anderen entzünden willst“, so der Chorherr.
Bernd Schützeneder, der amtierende Bürgermeister, hob die Gemeinsamkeit von Mesnerdienst und Bürgermeisteramt hervor. Es benötigt für beides eine große Portion Idealismus und viel ehrenamtliches Engagement.
In seiner Predigt betonte der Geistliche Assistent Josef Keplinger, dass Mesnerinnen und Mesner Vorausgehende sind – sie bereiten für Christinnen und Christen den Raum vor, in dem diese Jesus begegnen, sind Menschen, die Gott im Herzen haben – ein Schatz für die Kirche.
Barockjuwel und göttliche Klänge
Anschließend gab es von Judith Wimmer, Fachbeirätin der Diözesanen Mesner Gemeinschaft und Kunstreferentin im Kunstreferat/Diözesankonservatorat der Diözese Linz, einen außergewöhnlichen Einblick in das barocke Gesamtkunstwerk. Fast 5000 m2 Wandmalerei zieren das Innere der Basilika; hunderte Engel tummeln sich und fungieren als Boten, die Christinnen und Christen behüten. Weit mehr als eine willkürliche Ansammlung von schönen Stücken ist die barocke Ausstattung. Sie beruht auf einer inneren Ordnung, deren Grundlage die Theologie – insbesondere die Marienverehrung – ist. So haben beispielsweise auch Blickachsen Aussagekraft, wenn etwa die Marienfigur aus der Verkündigungsszene in Richtung Hochaltarbild blickt, wo die Himmelfahrt Mariens dargestellt ist. Anfang- und Endpunkt des Geschehens markieren die beiden Szenen, und so ist in diesem Blick die gesamte Heilsgeschichte enthalten.
Ein Klangerlebnis, ermöglicht durch die Stiftsglocken, bildete den Abschluss des Vormittags. Kustos und Mitglied im Beratungsausschuss für das deutsche Glockenwesen Harald Ehrl wies darauf hin, dass Glocken zu den heiligen Gefäßen, den sogenannten „vasa sacra“, gehören. Sie sind die Stimme der Kirche nach außen, die Orgel ist diese Stimme nach innen. Wir hören die Glocken aus dem Verborgenen – auch Gott hat niemand gesehen – aber wir verorten ihn durch sein Wort. Kirchenglocken zählt man auch zu den Kulturgütern, die von Generation zu Generation zur Pflege und Nutzung weitergegeben werden, so wie der Glaube.
„IMMER. NOCH. DA!“
Unter diesem Motto feiern die Augustiner Chorherren ihr 950-jähriges Bestehen in St. Florian auch mit einer Sonderausstellung. Ihr Ziel ist es, das Leben und Wirken der Ordensmänner in Geschichte und Gegenwart vorzustellen, aber auch den Besucherinnen und Besuchern in Form von Objekten, verschiedenen (Denk-)Räumen und Vermittlungsprogrammen näherzubringen. Vorgestellt werden ebenfalls die außergewöhnlichen Kunstschätze, bedeutende Schriften sowie Lieblingsstücke der Chorherren.
Die Ausstellung beleuchtet die lange Geschichte so, wie es derzeit ist: mit Freuden und Sorgen, Nöten und Hoffnungen, jedoch in aller Bescheidenheit.
Auch die St. Florianer Sängerknaben feiern heuer ihr 950-jähriges Jubiläum.
Am Nachmittag unternahmen die Mesnerinnen und Mesner eine Zeitreise durch die Jahrhunderte des Augustiner-Chorherrenstiftes.
Weitere Infos unter www.stift-st-florian.at.