„GLAUBE, HOFFNUNG, LIEBE – UNSER GRÖSSTER SCHATZ“
Der festliche Tag begann mit dem Gottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche. Die Leiterin der Blindenpastoral, Monika Aufreiter, begrüßte die Zelebranten, die Mitarbeiter und Freunde der Blindenpastoral OÖ, sowie die mitfeiernden Ehrengäste aus ganz Österreich.
Der Hauptzelebrant, Generalvikar Univ-Prof. DDr. Herr Severin Lederhilger OPraem, zeigte in seiner bewegenden und anschaulichen Predigt, wie sehr er mit der Blindenpastoral verbunden ist. Aus den Bibelstellen für Lesung und Evangelium (Kol 1,3-6.11 bzw. Joh 15,9-17) wird klar, dass sich Jesus unser liebevoll annimmt; andererseits lässt sich aus den Stellen das Gebot Jesu ableiten, in seiner Spur zu bleiben. Der Zelebrant zog nun eine Parallele zwischen diesem göttlichen Auftrag und der Beziehung, in der ein blinder Teilnehmer an einer Bergtour und sein sehender Begleiter stehen: Der Begleiter muss den Weg so gestalten, dass er für den blinden Wanderer begehbar ist; der Begleiter muss quasi die Spur für den blinden Wanderer machen. Andererseits ist es die Aufgabe des blinden Berggehers, in der vom Begleiter gezogenen Spur zu bleiben, was am einfachsten dadurch geschieht, dass sich der blinde Geher am Rucksack des sehenden Begleiters festhält, wodurch er dessen Bewegung vorausspürt und seine eigene Bewegung daran ausrichten kann.
Die Messe wurde in wunderbarer Weise von den Geschwistern Mauracher musikalisch gestaltet: Die glockenhellen, quasi engelsgleichen Stimmen der drei Frauen erzeugten Gänsehaut, und auch die perfekte Instrumentalbegleitung mit Gitarre, Bass und Zither erweckte unsere Bewunderung und ließ uns die Nähe des Himmels spüren.
Benedikt Felbauer (blind) begleitete uns auf der Orgel zu dem Lied: Herr ich glaube, Herr ich hoffe, Herr von Herzen lieb ich dich usw.
Von der Herz-Jesu-Kirche ging es nun in das Blinden-Freizeit- und Kulturzentrum in der Makartstraße, wo eine Gruppe Mädchen von der Oblatinnenschule für uns eine wunderbare Agape vorbereitet hatte: Bei festlichen Getränken und liebevoll zubereitetem Gebäck wurde uns die Wartezeit auf den Festakt, der pünktlich um halb eins begann, nicht lang.
Der Festakt wurde in ebevoll zubereitetem Gebäck wudlebendiger und herzlicher Weise von Frau Christine Dittlbacher MAS moderiert. Sie begann mit der Vorführung einer PowerPoint Präsentation, in der sie wichtige Stufen in der Entwicklung der Blindenpastoral von den Anfängen bis zur Gegenwart beleuchtete. Wenig bekannt war, dass das Blindenapostolat, das von Herrn Kurt Paminger 1964 gegründet worden war, auf eine Initiative aus den 20er Jahren zurückgeht, wo die Korrespondenz blinder Katholiken untereinander gefördert wurde. Besonders erwähnt wurden die berühmten Blindenfreizeiten, eine Erfolgsgeschichte, die von Pater Wilfried Lutz 1971 ins Leben gerufen wurde und die blinde, sehbehinderte, taubblinde und sehende Menschen miteinander und mit der Natur verbindet.
Im Anschluss an die Präsentation wurde jedem von uns ein Geschenk überreicht, das seinesgleichen sucht: Herr Herbert Schiefermüller, ein Hobbytischler, der mit 36 Jahren erblindet ist, hat in emsiger und kunstvoller Handarbeit für jeden von uns ein Schatzkästchen aus Holz hergestellt. Wir wurden aufgefordert, die Kästchen vorsichtig zu berühren und einen Eindruck von der besonderen Beschaffenheit des verwendeten Holzes zu gewinnen – nicht jedes Kästchen ist aus demselben Holz gefertigt – eine in Blindenschrift und in Schwarzdruck verfasste Nachricht, die als Rolle im Kästchen verwahrt ist, gibt über das jeweils verwendete Holz Auskunft. 170 Kästchen hat Herbert im Laufe von zwei Jahren hergestellt und hierfür insgesamt 1200 Stunden an Arbeitszeit aufgewendet – wir waren, und sind, alle tief beeindruckt.
Von den vielen Grußadressen und Gratulationen, die dann folgten, möchte ich zwei stellvertretend herausgreifen: Herr Bischofsvikar Wilhelm Viehböck würdigte unsere Leiterin Monika Aufreiter für ihr unermüdliches Engagement. Er nannte sie die Seele der Blindenpastoral, aber auch deren Kopf. Monika wiederum wies bei ihren Dankesworten dann darauf hin, dass der beste Kopf ohne die Hände und Füße nicht zu tun vermöge, wodurch offensichtlich wird, dass es auf alle ankommt.
Der Festakt, welcher in wunderbarer Weise vom Bläserquartett der Energie AG Linz musikalisch umrahmt worden war, ging mit einem kräftig von allen mitgesungenen „Großer Gott, wir loben Dich“ zu Ende. Der festliche Tag klang mit einem wunderbaren gemeinsamen Essen aus, auf das wir von der Blindenpastoral Linz in großzügiger Weise eingeladen worden waren.
Ein Tag ging zu Ende, an den wir uns wohl noch lange erinnern werden. Er hat eindrucksvoll die Schätze der Blindenpastoral sichtbar gemacht, es wurde Gottes Wirken in der Mitte von Menschen spürbar, die sich auf seine Botschaft einlassen.
Bernhard Stöger