Adventfeier der Blindenpastoral am 27. November 2016
Am Sonntag war ich eingeladen.
Und so machte ich mich auf den Weg nach Linz, in die Markartstraße. wo
zum ca. (48) Mal die Adventfeier für blinde und sehbehinderte Menschen stattfand.
Für mich war es das erste Mal.
Und ich traf auf ca. 95 Menschen, die aufgeregt plaudernd, festlich gekleidet, in Erwartung einiger feierlicher Stunden sich im Kultur- und Freizeitzentrum des BSVOÖ eingefunden hatten.
Als neu bestellte Abteilungsleiterin der Spezifischen Lebenssituationen im Pastoralamt sollte ich vorgestellt werden.
Herzlich – und auch ein wenig neugierig - wurde ich begrüßt und in den Feierraum geführt. Lange Tische waren gedeckt, der Platz für die Musiker bereitet, ein Rednerpult für die Vorsitzende eingerichtet und – ein Altartisch an der Stirnseite des Raumes vorbereitet.
Zur jährlichen Adventfeier – zu der immer auch Gäste aus anderen Bundesländern kommen – gehört ein Rückblick auf das Vergangene, auch mit einem Gedenken an Verstorbene. Danksagungen, Grußworte, Verlautbarungen, Ankündigungen der vielfältigen Wander-, Ski- und Erholungswochen in ganz Österreich folgten. Dann wurde gemeinsam mit dem geistlichen Leiter der Blindenseelsorge, Mag. Franz Lindorfer Gottesdienst gefeiert. Und ein gemütlicher Abschluss durfte natürlich nicht fehlen.
Eine Adventfeier, wie sie hundertfach vorkommt – könnte man denken.
Ja, das war es. Und doch war für mich so vieles anders.
Ich kam als Sehende dorthin. Und das, was ich im Kreise der blinden Menschen gesehen habe, hat mich auf eigentümliche Weise berührt und nachdenklich gemacht.
- Hände, die sich zuerst finden müssen, bevor wir uns begrüßen und einander vorstellen konnten.
- Die ´inwendigen Blicke´ der vielen blinden und sehbehinderten Menschen, die so gesammelt bei sich selbst und voller Aufmerksamkeit für ihre Umgebung sind.
- Die Unsicherheit, die mich befallen hat – wie stelle ich mich vor? Wie werde ich wahrgenommen? Was von dem, das ich bin, wird wahrgenommen?
- Das `gemeinsame Gehen´ der blinden und sehenden Menschen. Sie gehen gemeinsam zum Mikrofon um zu sprechen, etwas vorzulesen oder zu musizieren. Niemals allein.
- Die vielen unglaublichen Talente, die dort offenbar wurden: Musiker, die wunderbare Musik spielten – auch mit 2 Flöten gleichzeitig, was ich noch nie gesehen hatte! Handwerker, die kleine Kunststücke aus Holz zauberten und nicht zuletzt die blinde Referentin Monika Aufreiter, die souverän und professionell durch den Nachmittag leitete…
„Das Verborgene in meiner Mitte“ – so lautete das Thema dieser Feier. Es war eine Einladung und eine Ermutigung, sich dem Verborgenen zu zu wenden und darin Trost und Kraft zu finden. Weil wir darauf vertrauen dürfen, dass Gott uns in diesem Inneren entgegenwartet.
Schon lange begleitet mich ein Satz von M. Rüetschi, in dem es heißt:
„Kein Geheimnis
ist greifbar
mit habsüchtiger Hand…
weder der Sternenglanz
am Himmel
noch sein Widerschein
im See
und niemals die Liebe
das scheue Licht
zwischen uns…“
An diesem Adventnachmittag habe ich etwas davon erleben dürfen.
Und ich danke Euch für die Einladung. Dass ich etwas sehen durfte, was vielen Menschen vielleicht verborgen bleibt. Frauen und Männer, die mit ihrer Blindheit leben und ihr Leben kraftvoll, kreativ, gemeinschaftlich und sehr ermutigend gestalten.