50 Jahre Altenpastoral in der Diözese Linz
Anlässlich 50 Jahre Altenpastoral in der Diözese Linz fand am 22. März 2023 im Bildungshaus Schloss Puchberg ein Impulstag für Menschen, die in der Altenpastoral tätig sind und Interessierte, statt. Mit Vorträgen, Workshops und einer gemeinsamen Feierstunde, an der auch Bischof Manfred Scheuer sowie weitere Vertreter:innen aus Kirche, Pflege und Politik teilnahmen, wurde das Jubiläum gebührend gefeiert. Zahlreiche haupt- und ehrenamtliche, aktive und ehemalige in der Altenpastoral tätige Mitarbeiter:innen folgten der Einladung.
Wie sinnvolles und selbstbewusstes Altern gelingt, darauf ging Hauptreferent Heinz Rüegger, Theologe, Ethiker und Gerontologe in seinem Vortrag ein. In den Workshops gaben Kolleg:innen aus Regionalcaritas, Katholischer Männerbewegung (KMB), Katholischer Frauenbewegung (kfb), Bibelwerk und SelbA (Selbständig und Aktiv – Katholisches Bildungswerk) Methoden der Altenarbeit weiter. Beim abendlichen Festakt „Erinnerungen für die Zukunft“ schilderten die bisherigen Referent:innen Anfänge, Entwicklungen und Schwerpunkte.
„Respekt und Würde leiten das seelsorgliche Tun“
Gemeinsam mit Rupert Aschauer, langjähriger Referent für Altenpastoral der Diözese Linz, blickte die Feiergemeinde auf 50 bewegte Jahre zurück. „Sehr dankbar bin ich für meine hauptamtlichen Kolleg:innen, die ich über viele Jahre hinweg begleiten durfte. Mit ihrem persönlichen Einsatz und ihrer Kompetenz haben sie Seelsorge zu einem wichtigen Teil der Arbeit in Pflegeheimen gemacht. Dies hat sich besonders in der Zeit der Pandemie gezeigt“, so Aschauer. Besonderer Dank gebühre aber vor allem auch den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen. „Qualifiziert im zweijährigen Ökumenischen Ausbildungslehrgang, sind sie ein unverzichtbarer Teil der Altenheimseelsorge“, betonte Aschauer.
Carmen Rolle – sie wird ab 1. April 2023 als Verantwortliche für Altenpastoral der Diözese Linz Rupert Aschauer nachfolgen – hob das Selbstverständnis von Altenpastoral in der Diözese Linz hervor. „Altenpastoral geschieht in mannigfacher Weise und an verschiedenen Knotenpunkten, durch engagierte Menschen, die die Situation von Mitmenschen wahrnehmen und sensibel darauf reagieren. Respekt und Würde, Beistand statt Fürsorge leiten dabei das seelsorgliche Tun“, erklärte Rolle. Bei der Begleitung von alten Menschen würden zwar unangenehme Seiten dieser Lebenszeit zu Tage treten, aber gleichzeitig komme auch Wertvolles zum Vorschein. „Es gilt, altersbedingte Einbußen zu bejahen und das daraus resultierende Wachstum wahrzunehmen. Das Altern als einen lebenslangen Prozess des Reifens und Sich-Wandelns zu verstehen und andere darin zu unterstützen, das wollen wir in der kirchlichen Altenpastoral fördern und fordern“, bekräftigte Rolle.
Ältere Menschen bringen einen Schatz in die Gesellschaft ein
Bischof Manfred Scheuer dankte den Mitarbeiter:innen für ihren vielfältigen Dienst und würdigte ihr Wirken. In seinen Worten wies er auch auf das Entwicklungspotential älterer Menschen hin: „So manches an bisher ungelebtem Leben kann erst jetzt aufleben: den Frühling mit seinen tausend verschiedenen Grün wahrnehmen und genießen; die Stille neu entdecken und einfach da sein; anderen und Gott Zeit schenken; Erinnerungen aufsammeln; die eigene Glaubensbiografie anschauen; alte Freundschaften aufleben lassen; das ‚Alt-Werden‘ als ein Geschenk für eine letzte Lebensentfaltung annehmen. Wenn ich mich nur an dem messe, was ich nicht mehr kann, nicht mehr habe und nicht mehr bin, dann wird mein Leben armselig und trostlos. Wenn ich jedoch dieses ‚Nicht mehr‘ in seinen vielfältigen Variationen als Anstoß verstehe, meine Erinnerungen aufleben zu lassen, dann bin ich reich beschenkt.“
Der Bischof fragte in diesem Zusammenhang auch kritisch: „Werden der Beitrag und die Mitverantwortung der älteren Menschen zum Gelingen unserer Gesellschaft genug gewürdigt? Wird der Tatsache, dass sich Menschen auch im hohen Alter weiterentwickeln und durch ihre reflektierten Erfahrungen, ihr Wissen, ihre Handlungsstrategien, aber auch ihre Art der Lebensführung einen unschätzbaren Beitrag leisten, entsprechend Rechnung getragen?“ Die Gesellschaft wäre schlecht beraten, so Scheuer, würde sie die Potenziale der Seniorinnen und Senioren nicht wahrnehmen oder außer Acht lassen. Der Bischof wörtlich: „Der Maßstab der materiell verwertbaren Leistungsfähigkeit darf nicht der bestimmende sein: Es sind die Erfahrungen, das Wissen und der Überblick, aber auch die Entwicklungsfähigkeit und die Lernbereitschaft im Alter, die als Schätze da sind – es sind Potenziale, die man heben muss und nicht leichtfertig darauf verzichten darf. Eine zukunftsorientierte Gesellschaft kann es sich nicht leisten, auf eine entsprechende Kultur der Altersfreundlichkeit zu verzichten.“ Eine altersfreundliche Kultur leugne nicht die Rechte, Ansprüche und Bedürfnisse jüngerer Menschen, sondern sei vielmehr von dem Bemühen bestimmt, die Rechte, Ansprüche und Bedürfnisse aller Generationen zu erkennen und anzuerkennen, wie Scheuer betonte.
Der Preis für die innere Entwicklung und Entfaltung in der dritten Lebensphase sei oft hoch, räumte der Bischof ein: Körperliche und geistige Kräfte würden abnehmen, Gebrechlichkeit und Krankheit dagegen zunehmen, was die Unterstützung durch andere erforderlich mache. „Das fordert und fördert einen Reifungsprozess, der aber nur wirklich stattfinden kann, wenn man zu diesem Nachlassen seiner Kräfte steht. Es braucht Ehrlichkeit und auch Demut, zum Altwerden zu stehen und es wirklich anzunehmen. Wenn dies jedoch gelingt, kann das Alter zu einer Bereicherung und zu einer Gnade werden. Viele alte Menschen haben das erfahren und damit ihre Mitmenschen beschenkt. Sie sind zum Segen für andere geworden“, so Bischof Scheuer.
Ausführliches Statement von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen.
Altenpastoral in der Diözese Linz
Altenpastoral in der Diözese Linz gibt es in mehreren Dimensionen. Sie umfasst Seelsorge, die alten und alternden Menschen zugutekommt (dies geschieht in vielfältiger Weise in Pfarren und Knotenpunkten, Ordenseinrichtungen, Bildungshäusern usw.); Pastoral, die von alten Menschen an anderen alten, aber auch jungen Menschen geleistet wird (in Form von Besuchsdiensten, Gebetskreisen oder Gesprächsrunden); und schließlich Pastoral, die gezielt das Altern und alte Menschen als solche wahrnimmt und auf ihre Bedürfnisse eingeht. So werden beispielsweise (oftmals in Zusammenarbeit mit der Katholischen Aktion OÖ und der Caritas OÖ) gezielt Initiativen in Pfarrgemeinden gesetzt, Veranstaltungen in Bildungseinrichtungen organisiert oder Seniorenwochen und -wallfahrten angeboten.
Insgesamt gibt es etwa 30 hauptamtliche Mitarbeiter:innen in knapp 40 Heimen; zusätzlich unterstützen rund 70 Ehrenamtliche die Aufgaben der Altenpastoral, davon leiten rund 20 selbstständig die Seelsorge in einem Heim.
Um die Tätigkeit ausführen zu können, gilt eine adäquate Ausbildung als Voraussetzung: Aufbauend auf die seelsorgliche Grundkompetenz – etwa durch ein entsprechendes Studium oder eine berufsbegleitende Pastorale Ausbildung (BPAÖ) – absolvieren Hauptamtliche spezifische Ausbildungen im Modulsystem (insgesamt fünf Wochen). Ehrenamtliche Mitarbeiter:innen absolvieren – gemeinsam mit Mitarbeiter:innen der Krankenhausseelsorge – den ökumenisch geleiteten Ausbildungslehrgang und durchlaufen außerdem ein Praktikum.
Geleitet werden die Agenden der Altenpastoral der Diözese Linz derzeit von Rupert Aschauer. In seiner Funktion als Referent für Altenpastoral folgt ihm ab 1. April 2023 Carmen Rolle nach.