Dr.in Wilma Immler (1920–2016)
„Wir haben eine Atmosphäre geschaffen, in der sich die Menschen wohl und frei fühlten und keinen Druck spürten. So konnten sie frei darüber reden, was sie bewegte.“ So beschrieb Wilma Immler ihren Zugang zur Seelsorge, wie sie ihn in den 50er Jahren in Holland kennen gelernt und als richtig erkannt hatte.
Dr.in Wilma Immler (1920 – 2016) war die Gründerin und langjährige Leiterin der ökumenisch ausgerichteten Telefonseelsorge in Oberösterreich. Die gebürtige Vorarlbergerin war Mitglied der holländischen Kongregation Frauen von Bethanien.
Sie wuchs in einer antiklerikal geprägten Familie in Bregenz auf. Erst als sie 1940 in Innsbruck ein Studium der Mathematik, Physik und Biologie begann, traf sie auf kirchlich sozialisierte Menschen. In einer, unter der Naziherrschaft verbotenen, Gruppe der Marianischen Kongregation, lernte sie nach eigenen Aussagen „die besten Seiten der Kirche“ kennen und erlebte sie „als Hort der Wahrheit und der Menschlichkeit“. Gemeinschaft und eine selbständige geistige Entwicklung waren in der Situation der Verfolgung die zentralen Herausforderungen, die durch Wanderungen in die Berge, durch Exerzitien und Auseinandersetzung mit den Zeitströmungen gepflegt wurden. Wilma Immlers Interesse wandte sich immer mehr der Theologie zu. Ein Theologiestudium war jedoch kriegsbedingt nicht möglich. Sie inskribierte in Philosophie und schrieb eine Dissertation zum Thema „Der Begriff der Person bei Thomas von Aquin“.
Die Erfahrungen in der Gruppe der Studierenden waren prägend für ihr ganzes Leben. Gegenüber dem „Machtgerangel der Männerhierarchie“ hatte sie eine kritische Haltung, die sie oft auch äußerte. Als Ordensfrau und Pionierin der Seelsorge in verschiedenen Feldern und Orten, von Wien über Feldkirch, Nijmegen und schließlich Linz, wo sie über 40 Jahre lang hauptamtlich in diversen Bereichen der Pastoral wirkte, war sie eine wichtige Impulsgeberin. Bis ins hohe Alter von über 90 Jahren lebte sie im eigenen Haushalt in Linz, engagierte sich ehrenamtlich und war an den Entwicklungen der Kirche höchst interessiert.
Autorin: Mag.a theol Maria Fellinger-Hauer, (Universität Innsbruck); Journalistin, Literaturkritikerin, Bibliothekarin; ehemalige Leiterin der Bibliotheksfachstelle der Diözese Linz.
Quelle: Gäbe es die Frauen nicht. Zehn Porträts markanter Persönlichkeiten aus der katholischen Kirche in Oberösterreich. Hrsg. von Maria Fellinger-Hauer, Edition Kirchenzeitung, Linz 2003, bzw. Erinnerungen an zahlreiche persönliche Gespräche mit Wilma Immler.
Bild: Diözese Linz / Wilma Immler Florianmedaille 2009.