„Es war ein einfaches und kleines Beginnen ..."
TS: Theresia Schaumberger, Geschäftsführende Leiterin von 1969 bis 1970
MM-L: Maria Moucka-Löffler, Leiterin von 1989 bis 1996
MH: Maria Hauer, Leiterin von 1996 bis 2015
GE-C: Gabriele Eder-Cakl, Leiterin von 2015 bis 2017
Kem: Kienast Eva-Maria, Leiterin seit 2017
Theresia Schaumberger, Geschäftsführende Leiterin von 1969 bis 1970
TS: Es war ein einfaches, kleines Beginnen zu unserer Zeit. Ich bin 1964 zur Katholischen Frauenbewegung gekommen und war nur wenig vorbereitet. Ich habe bei den Sitzungen meine Ohren gespitzt und zugehört. Das Büro war nur mit einer Schreibkraft besetzt und am Anfang habe ich bei den Sitzungen einen Einblick bekommen.
GE-C: War nicht das Büro der kfb auch hier?
TS: Nein, das war in der Seilerstätte 14. Herr Peschek war der erste geistliche Leiter, dann ist Herr Wiener gekommen. Der Beginn war für mich sehr schwierig.
GE-C: War es von Anfang an schon ein Bildungszentrum?
TS: Hier im Haus waren im Saal bereits Dekanatstreffen oder Vorträge. Damals war das Haus ja noch ein Internat, es waren auch Beratungsdienste und die Welt der Frau hier untergebracht. Es war am Anfang bereits das Gespräch, dass es gut wäre, ein Angebot für alle Frauen zu haben. Zu dieser Zeit begann auch der Arbeitskreis „Berufstätige Frauen“. Durch meine Vorbildung als Hauswirtschaftslehrerin wurde ich gefragt, ob ich in einem solchen Haus mitarbeiten möchte. Und das hat mich sehr interessiert.
GE-C: Wer war denn damals kfb-Vorsitzende?
TS: Das war die Frau Doktor Fröhler.
GE-C: Der Arbeitskreis für „Berufstätige Frauen“ war ja damals wirklich ganz neu, da Frauen ja noch ihren Mann fragen mussten, ob sie arbeiten gehen dürfen oder nicht.
TS: Ja, das war damals wirklich eine Errungenschaft. Es war ein sehr netter Kreis von Frauen mit verschiedenen Berufen. Und da ist überlegt worden, was man für die berufstätigen Frauen machen kann.
GE-C: Ist zu diesem Zeitpunkt die Kinderbetreuung in der Spielstube eingerichtet worden?
TS: Nein, wir haben ja damals die Räume noch nicht zur Verfügung gehabt. Das war dann erst 1970 hier im Haus möglich. Maria Hauser, die erste Kindergartenpädagogin, hat sich hier sehr engagiert. Die Spielstube konnte eröffnet werden und wurde gut angenommen.
GE-C: Ist es von kirchlichen Kreisen kritisiert worden, dass man sich für berufstätige Frauen einsetzt?
TS: Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Was die Männer in ihren Kreisen gesprochen haben, weiß ich aber nicht. Wie dann entschieden wurde, das Internat aufzulösen, gab es eine kleine Revolution. Es gab damals zu wenige Plätze für Mädchen in Linz.
Kem: Diese ehemaligen Internatsschülerinnen treffen sich noch immer und waren erst im Herbst 2017 im Haus der Frau.
TS: Es gab damals viel zu tun. Im Garten war noch der Bombentrichter und eine riesige Kastanie. Wie der Garten ausgeräumt und die Kastanie um geschnitten wurde, ist das Telefon heiß gelaufen! Wir wurden gefragt, wie wir einen Baum mitten in der Stadt um zuschneiden können.
Kem: Im Herbst 1969 wurde das erste Programm vom Haus der Frau veröffentlicht. Wie lange hat es gedauert, bis Frauen das Angebot angenommen haben?
TS: Wir haben schon vorher angefangen. Schon im Saal der Kreuzschwesternschule wurden Vorträge, Kosmetikkurse und Säuglingspflegekurse angeboten. Dazu sind Frauen über die Katholischen Frauenbewegung eingeladen worden. Not an Leuten war nie.
GE-C: Welche christlichen Glaubensinhalte und spirituelle Sachen wurden angeboten?
TS: Diese Themen sind mehr über die kfb gelaufen. Hier wurde zu Beginn nicht so viel gemacht und das Programm war zu Beginn ja noch sehr dürftig. Wir haben es geschätzt, dass wir überhaupt ein Programm hatten, welches wir den Frauen mitgeben konnten. Es war ein kleines Beginnen.
Kem: Schauen wir weiter zu der Zeit von Marianne Maier, die leider im August 2018 verstorben ist.
Marianne Maier, Leiterin von 1970 bis 1989
MH: Ich bin 1971 als Sekretärin ins Haus der Frau gekommen und habe das Glück gehabt, sehr bald nach der offiziellen Gründung mit Marianne zusammenarbeiten zu können. Damals waren hier im Haus das Personalbüro vom Pastoralamt, die erste Beratungsstelle der Ehe- und Familienberatung und ein Büro der Altenpastoral. Im dritten Stock war das Zentralbüro der kfb. Die Räume dazwischen standen dem Haus der Frau zur Verfügung. Marianne war es von Anfang an ein sehr großes Anliegen, dass das Haus der Frau ein offenes Haus ist. Sie wollte auf gar keinen Fall, dass die Frauen auf ihre Rollen als Hausfrau und Mutter begrenzt werden. Sie war mit ihren Angeboten immer der Zeit voraus und diesbezüglich sehr offen. Wenn die gutbürgerliche Frau damals geheiratet hat, ist sie nicht mehr in den Beruf eingestiegen, sondern bei der Familie zu Hause geblieben. Inhaltlicher Teil des Programms war, diese Frauen auf ihre Rolle gut vorzubereiten. Aber nicht nur, sondern es gab auch schon den Blick auf berufstätigen Frauen. Für die Hausfrauen war es wichtig, dass sie gut kochen können, sich um die Familie kümmern und zu Hause für eine gute Atmosphäre zu sorgen.
GE-C: War das Angebot auf Linz beschränkt?
MH: Nein, es war immer auf ganz Oberösterreich bezogen.
GE-C: Kamen neben den gutbürgerlichen Frauen auch die Arbeiterinnen ins Haus? Wie wichtig war der Standort Linz?
MH: Es hat bei der kfb den Arbeitskreis „Industrie“ gegeben, der wurde von Starzer Greti geleitet. Es gab auch immer wieder Veranstaltungen im Haus, um diese Frauen zu erreichen. Aber man muss ganz ehrlich sagen, dass wir eher die bürgernahen Frauen, als die Arbeiterinnen im Haus gehabt haben. Das Haus war auch dazu gedacht, Neues auszuprobieren und über die kfb hat es viele Kooperationen mit Pfarren gegeben. Frauen haben hier ihre ersten Rhetorikseminare besucht, es war ein geschützter Rahmen um etwas auszuprobieren für das Auftreten in der Öffentlichkeit.
Kem: Bereits zu Beginn der Programmgestaltung waren Themen im Programm wie: „Frauen in der Politik“ oder „Die Frau als Führungskraft“ und das war damals wirklich revolutionär.
GE-C: Und es zeigt aber auch, dass wir diese Themen zum Teil noch immer haben. Es ist traurig, dass wir uns noch immer für dieselben Frauenrechtsthemen einsetzen müssen.
MH: Marianne war damals sehr froh, dass Herr Wiener das Haus in allen kirchlichen Gremien vertreten hat. Dort waren keine Frauen vertreten. Wenn es um wichtige Themen ging, hat er sich für das Haus und die kfb stark gemacht. Im Anschluss war es erforderlich und gut, dass ich mich mit der gremialen Arbeit auseinandergesetzt habe. Aus emanzipatorischer Sicht hätte es nicht mehr gepasst, wenn sich eine Fraueneinrichtung von einem Mann vertreten lässt. Zu Beginn war es aber nicht anders möglich. Marianne ist gerne im Sommer mit Frau Dr. Lenzeder auf Urlaub gefahren und ist immer mit neuen Ideen nach Hause gekommen, wie z.B. für den Umtauschbasar. Das Projekt ist im Anschluss von vielen Pfarren übernommen worden und hat hier im Haus begonnen. Im Haus ist Vieles neu gegründet und ausprobiert worden, andere haben es sich abgeschaut, übernommen und wir haben wieder etwas Neues ausprobiert. Auch die ersten Geburtsvorbereitungskurse waren hier im Haus, die dann von den Krankenhäusern übernommen wurden. Der erste Ausbildungslehrgang für die Tagesmütter war ebenfalls hier im Haus. Oder die Selbsthilfegruppe für Pflegende Angehörige.
GE-C: Dafür gibt es jetzt eine eigene Abteilung in der Caritas.
MH: Manches begann hier mit einer kleinen Idee und war wichtig für die Gesellschaft.
Kem: Dann gehen wir in der Geschichte des Hauses weiter. Maria, was war dir besonders wichtig?
Maria Moucka-Löffler, Leiterin von 1989 bis 1996
MM-L: Ich habe 1989 die Leitung von Marianne übernommen. Marianne war Tag und Nacht für das Haus da, sie hat hier im Haus gewohnt und war rund um die Uhr im Einsatz. Damals hat es auch die Treffpunkte der Frau in Wels, Ried und Steyr gegeben, die alle ehrenamtliche geführt wurden und von der Leiterin vom Haus der Frau begleitet und betreut wurden. Es waren viele Ehrenamtliche Frauen im Einsatz und ich war viele Abende in den Treffpunkten, um bei der Programmplanung zu unterstützen.
Ich habe damals die Vorstellung gehabt, dass man sich von den traditionellen Rollenbildern verabschieden muss. Die Frauenbewegung war damals sehr aktiv, es gab die erste Frauenministerin, Fr. Dohnal und Frauenthemen wurden vermehrt aufgegriffen. Es war eine Aufbruchsstimmung spürbar, aber ich musste auch erfahren, dass genau diese Themen nicht unbedingt zu den gut besuchten zählten. Meine Vorstellung war, die Koch- und Nähkurse zu reduzieren und mehr Angebot in Richtung Gesellschaftspolitik und Spiritualität anzubieten. Aber die Realität war, dass die Koch- und Nähkurse, die Gymnastikkurse und Gesundheitsthemen besser besucht waren. Wir haben uns immer wieder bemüht, gesellschaftspolitische Themen aufzugreifen und deshalb viel mit dem Sozialreferat kooperiert. Von dort aus wurden die Sozialen Seminare angeboten, die 14 Abende oder Vormittag umfassten. Hier haben sich 15-20 Frauen mit Themen: „Wie kommunizieren wir“ oder „Wie tragen wir Konflikte aus“ auseinandergesetzt. Heute ist es wahrscheinlich unvorstellbar, Formate in so einem Ausmaß anzubieten. Damals hat es auch einen Umweltstammtisch gegeben, wo sich Frauen einmal im Monat getroffen haben und z.B. überlegt haben, wie man Plastikmüll vermeiden kann oder richtig Müll trennt. Viele Frauen haben sich auch in der Anti-Atombewegung engagiert. Wiedereinstieg in den Beruf, Vereinbarkeit von Familie und Beruf – hier sind immer noch viele Themen nach wie vor brisant. Ich habe den Eindruck, dass wir frauenpolitisch gesehen in den 90er-Jahren fast weiter vorne waren, als wir es heute sind. Und das finde ich wirklich traurig. Auch damals haben wir die gutbürgerlichen Frauen angesprochen und eine gewisse Bildungsschicht erreicht. Mir war immer ganz wichtig, viele ehrenamtliche Frauen einzubeziehen, auch in der Programmplanung, dafür haben wir uns viel Zeit genommen.
Ich finde es traurig, dass wir bei dem Thema „Die Frau in der Gesellschaft“ noch immer nicht am Ziel sind. Und ich bin der Überzeugung, dass sich erst etwas ändert, wenn Frauen in der Politik aktiv sind.
GE-C: Und das, obwohl du damals schon einen Aufbruch erlebt hast. Es gab ja, wie du erzählt hast, ein großes politisches Engagement von Frauen und sie haben sich Zeit dafür genommen. Das hat sich insofern verändert, als Frauen jetzt weniger Zeit dafür zur Verfügung haben.
MML: Damals waren Frauen aber noch nicht so sehr im Beruf verankert. Damals hatten die Frauen noch Spielraum, sie hatten noch etwas Zeit und Energie, sich zu engagieren. Die Frauen heute möchten ihre Weiterbildung berufsmäßig umsetzen können und suchen sich das entsprechende Angebot. Das Haus der Frau war immer im Bereich der Persönlichkeitsbildung, der Erwachsenenbildung tätig und hier nehme ich einen Rückgang wahr. Frauen haben heute weniger Zeit, sich im Persönlichkeitsbereich weiterzubilden.
Kem: Dann schauen wir zu deiner Zeit als Leiterin des Hauses.
Maria Hauer, Leiterin von 1996 bis 2015
MH: Um in der allgemeinen und kirchlichen Erwachsenenbildungsszene ernst genommen zu werden, mussten wir uns mit zeitgemäßen Themen auseinandersetzen. Wir haben mit EDV-Kursen begonnen und wir haben uns als Erwachsenenbildungseinrichtung zertifizieren lassen. Dadurch konnten KursteilnehmerInnen das Bildungskonto des Landes OÖ in Anspruch nehmen und wir haben Angebote gesetzt, die auch beruflich verwertbar waren. Wir haben gewusst, dass wir uns bei Gesundheitsthemen nicht anstrengen mussten, denn die liefen gut. Gerade nicht berufstätige Frauen haben auf ihre Gesundheit geachtet und geschätzt, dass es ein hochqualifiziertes Angebot gibt. Auch die Förderung der Kreativität ist ein wichtiger Teil und gehört zum allgemeinen Wohlbefinden dazu. Das entsprechende Angebot wurde immer gut angenommen. Für mich als Leiterin waren die ganzen baulichen Maßnahmen eine große Herausforderung. Um den Kriterien der Qualitätssicherung zu entsprechen, mussten gewisse Standards erfüllt werden. Es gab die Forderung nach Barrierefreiheit des Hauses und dafür waren viele Arbeiten erforderlich. In der Zeit des Lifteinbaus gab es ein Gemeinschaftsbüro im Vortragssaal. Hier haben wir die ganze Planung gemacht, es wurden Notleitungen für das Telefon gelegt und der Einbau des Lifts war wohl die größte Bauphase im Haus. Und es hat sich wirklich gelohnt, genauso wie der Einbau der Rampe beim Eingang. Das war für das Haus und die Weiterentwicklung ein ganz wichtiger Schritt. Parallel dazu sind die ersten Zukunftsprozesse in der Diözese gelaufen und die Konsequenzen waren für uns spürbar. Es war für mich damals nicht vorstellbar, einen der Treffpunkte zu schließen und habe diese so lange verteidigt, wie es gegangen ist.
Kem: Gabi, was war dir in deiner Zeit besonders wichtig?
Gabriele Eder-Cakl, Leiterin von 2015 bis 2017
GE-C: Auch ich habe ein großes Erbe übernommen, weil Maria Hauer hier sehr gut verankert war und das Haus der Frau in der Erwachsenenbildungsszene wirklich positioniert hat. Das war für mich eine große Hilfe. Ich selbst bin von der diözesanen Kommunikation gekommen und habe versucht, das Haus als kirchliches Haus in Linz zu verankern. Mir ging es um die Frage: „Was ist unser spezieller kirchlicher Auftrag in einem Bildungshaus?“ Wir haben gemerkt, dass sich die Erwachsenenbildungslandschaft enorm weiterentwickelt hat und es eine enorme Konkurrenz gibt. Um als kirchliches Haus wahrgenommen zu werden, wurden im Rahmen des Elternstammtisches die kirchlichen Feste aufgegriffen und mit jährlichen Gedenkfeiern der Einsatz von Franziska Jägerstätter gewürdigt. Wir haben hier auch immer wieder etwas Neues ausprobiert wie z.B. der Frauensalon, der Brunch um 10, Exkursionen, Quartalsgespräche oder der Interreligiöser Dialog von Frauen. Es hat sich in der Bildungsarbeit sehr viel verändert, weil die Leute auch die Zeit nicht mehr aufbringen wollen oder können. Und wenn sie sich Zeit nehmen, dann wollen sie eine Freude und einen Genuss haben. Hier sind die Kochkurse ganz ein wichtiger Beitrag. Es ist mir klar geworden, dass die baulichen Aspekte in einem Bildungshaus eine große Rolle spielen. Das Haus soll einem gewissen Standard entsprechen und den BesucherInnen vermitteln, dass das Haus mit der Zeit geht. Ich habe auch den Eindruck gehabt, dass das Haus in der öffentlichen Wahrnehmung anders positioniert werden muss. Deshalb wurde der öffentliche Auftritt vom Haus der Frau verändert. Es gibt nun einfach mehr Konkurrenz als früher.
MML: Hier hat sich sicher viel verändert. Es hat ja damals die Eltern-Kind-Zentren noch nicht gegeben und das Haus der Frau war auch Anlaufstelle bei Erziehungsthemen. Was hier im Haus immer Platz gehabt hat, war die Auseinandersetzung mit verschiedenen Kulturen. Und schon lange bevor die Auseinandersetzung mit Themen wie Flucht oder Asyl aktuell war, hat es hier bereits Internationale Frauencafes gegeben.
GE-C: Und ich denke, genau das zeichnet das Haus aus: Themen, die in der Luft liegen, werden hier im Haus umgesetzt. Das waren damals zum Beispiel die EDV-Kurse, weil jeder lernen wollte, mit einem Computer umzugehen. Was ich immer geschätzt habe, war die Freude, mit der die Frauen im Haus sind.
MML: Was schon ein Punkt ist, und das habt ihr jetzt im aktuellen Programm aufgegriffen, ist das Thema der Digitalisierung. Wie ich damals angefangen habe, hat es nur eine elektrische Schreibmaschine gegeben. Es wurde dann ein Computer angeschafft – ein System, dass man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Jetzt steht überall ein PC und fast jeder hat ein Handy mit Internetzugang.
GE-C: Mittlerweile kommen auch die Einführungskurse für Smartphones hier im Haus wohl an ein Ende, weil bereits alle damit umgehen können.
Kem: Meine Vision für das Programm 2020/21 ist, dass wir ein Blended-Learning-Konzept im Haus anbieten. Hier können wir Frauen gut bei ihren Bedürfnissen abholen.
MH: Ich habe öfter erlebt, dass die Rückmeldung kam, das Haus der Frau sollte „Haus der Familie“ heißen. Oder es wurde die Frage gestellt, ob Männer auch in das Haus der Frau kommen dürfen. Im Sinne von Gender und Gleichstellung und Weiterentwicklung braucht es ja auch Angebote für Männer. Ist das aktuell ein Thema? Wir haben immer verteidigt, dass es ein Ort für Frauen sein soll.
Kem: Uns besuchen zu 80% Frauen und auch jetzt gibt es die Frage noch immer, ob Männer unser Angebot nützen dürfen. Es gibt immer wieder die Idee, den Namen zu ändern und das Haus der Frau ist eine positiv besetzte Marke. Marken sollte man nur ändern, wenn sie negativ besetzt ist, es massive Probleme damit gibt oder sich das Konzept komplett verändert hat.
GE-C: Mein Grund, den Namen nicht zu ändern war auch, dass es sehr große Anstrengungen bräuchte, das Neue zu implementieren, denn man fängt wieder von vorne an. Aber auch in meiner Zeit als Leiterin war es immer wieder Thema. Natürlich gibt es auch immer wieder die Verwechslung mit dem Frauenhaus.
Kem: Die gibt es immer noch und wir unterstützen die betroffenen Frauen dann dabei, an die richtigen Ansprechpersonen zu kommen.
MML: Auch ich kenne die Frage, ob Männer kommen dürfen und natürlich dürfen sie. Ich denke nur es ändert die Dynamik, wenn Männer dabei sind. Männer melden sich bei Diskussionen oft schneller zu Wort, unabhängig davon, ob sie wirklich etwas Inhaltliches zu sagen haben oder nicht und Frauen nehmen sich dann wieder mehr zurück.
GE-C: Es ist auch gut, dass es eine Bildungseinrichtung mit einem Frauenschwerpunkt gibt.
Wünsche für die Zukunft
Kem: Der Anlass für das Gespräch ist ja ein Geburtstag, habt ihr einen Wunsch, den ihr dem Haus mit auf den Weg in die Zukunft geben möchtet?
MML: Mir fällt spontan ein, dass es weiter wichtig sein wird, die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu sehen, welche Fragen Frauen treffen und beschäftigen. Es geht gar nicht um die Antworten, sondern welche Fragen beschäftigen Frauen und dann die entsprechenden Veranstaltungen anzubieten. Hier muss man sensibel sein und schauen, was die Zeichen der Zeit sind und diese werden sich über die Zeit verändern.
MH: Ich wünsche dem Haus der Frau, dass es weiterhin ein Ort der Bildung und Begegnung bleibt und Frauen voneinander lernen können. Und das immer die richtigen Themen im Programm zu finden sind und entsprechen auch besucht werden.
GE-C: Ich wünsche dem Haus, dass es mit Freude und Strahlkraft an diesem Platz hier aktiv ist und dass sich alle mit Freude für die Sache engagieren – das strahlt dann aus – engagiert für die Sache eintreten.
TS: Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es ausstrahlt und sich Frauen viel mitnehmen können.