„Man gewinnt sehr viel dabei“
FM: Fischerlehner Maria, ehrenamtlich im Haus der Frau 1998–1990 und wieder seit 2011
SM: Schmidtgrabmer Michaela, ehrenamtlich im Haus der Frau seit 1998
Kem: Kienast Eva-Maria, Haus der Frau
Vom Beginn des Engagements
Kem: Wie lange seid ihr bereits im Haus der Frau ehrenamtlich engagiert?
SM: Ich bin seit Herbst 1998 hier im Haus ehrenamtlich tätig.
FM: Ich war von 1985 – 1990 für den Gesellschaftspolitischen Vormittag hier im Haus verantwortlich. Auf Grund meines Berufseinstieges beim Freiwilligen Sozialen Jahr habe ich dann aber mein Engagement beendet. Jetzt bin ich seit 2011 wieder im Haus.
Kem: Was hat euch damals motiviert, euch im Haus der Frau ehrenamtlich zu engagieren?
SM: Mich hat damals Maria Moucka-Löffler (damalige Leiterin) angesprochen. Es wurde gerade jemand gesucht und sie hat mich gefragt, ob ich die Aufgabe übernehmen möchte. Ich war zu diesem Zeitpunkt bei meinen drei Kindern zu Hause und es hat mich gereizt, darüber hinaus etwas Sinnvolles zu machen. Der Abenddienst hat sehr gut für mich gepasst und war leichter zu organisieren, als eine Tätigkeit tagsüber. Am Abend war mein Mann zu Hause bzw. hat auch meine Mutter die Betreuung der Kinder übernommen.
Kem: Der Start war also die Frage, ob du das machen möchtest. Wie ist es dann dazu gekommen, dass du gesagt hast, diese Aufgabe gefällt mir, hier bleibe ich?
SM: Ich wurde zur ersten Teamsitzung im September eingeladen und da auch gleich für die ersten Dienste eingeteilt. Es ist Schlag auf Schlag gegangen und schon ich war dabei. Mir hat es von Beginn an gefallen. Ich habe mich im Team wohlgefühlt und die Aufgabe neben dem Haushalt und den Kindern als sinnvolle Tätigkeit erlebt.
Kem: Und was war es bei dir, Maria? Du hast ja nach deiner Pause wieder gestartet?
FM: Ich habe das Haus gekannt. Vor dem Freiwilligen Sozialen Jahr und meinen Kindern habe ich im Diözesanjugendbüro gearbeitet und war hier oft Mittagessen.
Mich hat damals Marianne Maier (damalige Leiterin) angesprochen, ob ich mir vorstellen kann, diese Aufgabe zu übernehmen. Ich war zu dieser Zeit bei den Kindern zu Hause und ein Engagement hier war für mich interessant. Auf Grund meiner Berufstätigkeit habe ich das Engagement aufgeben müssen. Maria Hauer (damalige Leiterin) ist dann kurz vor meiner Pensionierung auf mich zugekommen. Sie war gerade auf der Suche nach einer Mitarbeiterin für das Nachmittagsprogramm und meinte, es wäre eine gute Aufgabe für mich. Sie hat mir von dem Aufgabenfeld erzählt und mich zur Besprechung für die Programmplanung eingeladen. Ich habe dann einige Angebote vom Nachmittagsprogramm besucht und es hat mir sehr gut gefallen. Von da an war ich Teil des Teams. Seit ungefähr sechs Jahren bin nun ich für die Gestaltung des Nachmittagsprogrammes zuständig. Es gefällt mir, weil es interessant ist, Themen zu suchen und diese im Team zu diskutieren. Ich mag es, über die Pension und die Enkelkinder hinaus noch etwas tun, mit dem ich mich geistig auseinandersetzen muss und gefordert bin.
Von den Aufgabenbereichen des Engagements
Kem: Was sind eure Aufgabenbereiche in Bezug auf euer Engagement? Hat sich das über die Jahre verändert?
SM: Doch ja. Am Anfang habe ich einmal wöchentlich einen Abenddienst gemacht. Und seit mehr als zehn Jahren bin ich in die Planung des Kursprogramms eingebunden.
Kem: Du planst ja viele eigene Veranstaltungen und unterstützt das gesamte Team der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen.
SM: Ich habe schon oft aus einer losen Idee heraus einzelne Veranstaltungen geplant, die ReferentInnen gesucht und alles organisiert. Und es macht mir immer noch Spaß. Man kommt mit sehr interessanten Personen in Kontakt.
Kem: Maria, was kannst du über deine Aufgabe in Bezug auf das Nachmittagsprogramm erzählen? Du bist ja die Leiterin dieses Teams.
MF: Ich sehe meine Rolle als Koordinatorin eines Teams von fünf Frauen. Bei der Planung bringt jede Themen ein, diese werden diskutiert und Referenten/innen überlegt. Die für das Thema zuständige Person nimmt dann den Kontakt mit den Referierenden auf und übernimmt auch die Moderation des Nachmittages. Wir teilen uns die Aufgaben im Team gut auf, die Fäden laufen bei mir zusammen.
Kem: Euren beiden Aufgabenbereichen ist ähnlich, dass ihr eine große Verantwortung habt. Im Rahmen des Nachmittagsprogramms findet ja alle zwei Wochen eine Veranstaltung statt und du Michaela bist ja beim Abenddienst alleine im Haus und mit einem Teil der Programmplanung beschäftigt. Wie erlebt ihr diese Verantwortung?
MF: Ich sehe mich in dieser Verantwortung und die gehört einfach dazu. Und dadurch, dass wir uns im Team gut verstehen, funktioniert die Zusammenarbeit und Unterstützung untereinander sehr gut. Ich habe daher nicht das Gefühl, dass ich alleine bin.
Kem: Dir ist also die Zusammenarbeit im Team sehr wichtig?
MF: Ja, das stimmt und alle sollen das Gefühl haben, dass jede in der Runde wichtig ist und es auf uns alle drauf ankommt. So kann ich diese Verantwortung gut nehmen.
Kem: Wie geht es dir damit, Michaela?
SM: Verantwortung zu übernehmen bin ich gewohnt und gerade in meiner Aufgabe als Eislauflehrerin habe ich sehr große Verantwortung für die Kinder am Eis. Bei der Planung übernehme ich die Verantwortung für die mir übertragenen Veranstaltungen und muss die Termine einhalten wie alle anderen auch.
Von der Motivation für das Engagement
Kem: Was motiviert euch beide für euer langjähriges Engagement? Man sagt ja, es gibt einen Gewinn durch ein ehrenamtliches Engagement. Was könnt ihr beide euch davon mitnehmen?
SM: Ich finde gerade die Aufgaben in der Planung sehr interessant und mache es wirklich gerne. Ich lerne viele interessante Leute kennen und fühle mich im Team aufgehoben. Die wöchentlichen Abenddienste sind manchmal sogar sehr spannend und es kommen viele verschiedene Personen ins Haus. Manche suchen auch das Gespräch mit mir bzw. hole ich auch direkt Rückmeldungen zu unseren Veranstaltungen von den KursbesucherInnen ein. Da ich ein kommunikativer Mensch bin, passt das wirklich sehr gut für mich. Manche erzählen mir ihre Lebensgeschichte, ihre Probleme und freuen sich über meine Aufmerksamkeit.
MF: Ich setze mich sehr gerne mit verschiedenen Themen auseinander und möchte geistig gefordert sein. Die Integration in ein Team ist ein wichtiger und wertvoller Aspekt für mich. Wir laden sehr interessante ReferentInnen ein und ich bin bei fast allen Veranstaltungen dabei. Wir bieten ein abwechslungsreiches Programm mit gesellschaftspolitischen Themen, Gesundheitsthemen, spirituellen Themen, Kultur und auch etwas für die Seele an.
SM: Ich glaube, dass macht auch gerade das Haus der Frau aus. Wir decken viele Inhalte und Themen ab.
MF: Ich kann immer wieder Neues entdeckten, die Veranstaltungen weiten den Blick und es schützt auch vor innerlichem Rückzug – gerade in der Pension. Man wird gefordert, sich mit neuen Themen auseinanderzusetzen und das halte ich für sehr wertvoll.
Kem: Was würdet ihr beiden mit eurer langjährigen Erfahrung jemanden mit auf den Weg geben, der sich überlegt, sich ehrenamtlich zu engagieren?
MF: Auf die Schnelle sage ich: „Man gewinnt dabei.“ Man investiert nicht nur, man gewinnt sehr viel dabei.
SM: Ich würde sagen, man lernt auch dabei.
MF: Da kann ich dir zustimmen.
SM: Und man gewinnt auch Freunde.
Von Veränderungen im Laufe der Zeit
Kem: Ihr seid beide bereits sehr lange im Haus. Welche Veränderungen habt ihr die Zeit über wahrgenommen?
SM: Hier hat sich doch vieles verändert – alleine die baulichen Veränderungen. Wie ich angefangen habe, gab es noch eine Pforte mit einem Glasfenster, wo man Dinge durchreichen konnte. Die Möglichkeit, hier im Haus Mittagessen zu können, wurde damals gerade beendet.
Kem: Und von den Personen her?
SM: Was mir auffällt ist, dass viele Personen bereits sehr lange bestimmte Kurse hier im Haus besuchen und sich dadurch in diesen Kursen das Durchschnittsalter erhöht hat. Und auch mit fortgeschrittenem Alter kommen diese TeilnehmerInnen noch immer regelmäßig. Ganz am Anfang waren noch viele Mütter mit Kindern im Haus. Es wurden Geburtsvorbereitungskurse, Faschingsveranstaltungen für Kinder und Spielgruppen angeboten. Ich habe selber mit meinem Sohn eine Spielgruppe besucht. Früher gab es im Haus der Frau mehr Angebote für Eltern mit Kindern. Wobei es jetzt aber spezielle Einrichtungen für diese Zielgruppe gibt.
Kem: Hat sich beim Nachmittagsprogramm thematisch das Interesse verändert?
MF: Die Besucherzahl ist meist sehr vom Thema abhängig und die TeilnehmerInnen sind durchwegs älteren Semesters. Natürlich wird mit dem Nachmittagsprogramm auf Grund des Zeitrahmens (Donnerstagnachmittag von 14.00 – 16.00 Uhr) eine bestimmte Zielgruppe angesprochen. Wobei auch immer wieder jüngere berufstätige Personen auf Grund eines für sie interessanten Themas kommen und sich auch Zeitausgleich dafür nehmen. Es gibt einen kleinen Personenkreis, der das Programm regelmäßig besucht und dieser Kreis hat sich über die Jahre doch verjüngt. Von den Themen wurde immer darauf geachtet, dass es breit gestreut ist und so viele Personen anspricht. Die Themen werden auch entsprechend dem Jahreskreis geplant.
Geburtstagswünsche
Kem: Anlass für das Gespräch ist ja ein Geburtstag – das Haus der Frau wird 50 Jahre. Habt ihr Wünsche, die ihr dem Haus mit auf den Weg in die Zukunft geben möchtet?
MF: Spontan fällt mir etwas ein, wobei ich nicht weiß, ob ich es als Wunsch bezeichnen kann. Ich habe mir schon öfter überlegt, warum sich Männer von manchen Programmpunkten nicht angesprochen fühlen. Nur hin und wieder ist ein Mann dabei. Wobei manche der Angebote durchaus auch für Männer interessant sind.
Kem: Das heißt, darauf zu schauen, wie man auch Männer ansprechen kann? Nur ganz wenige unserer Veranstaltungen können ausschließlich von Frauen besucht werden.
SM: Frauen agieren einfach auch anders, wenn sie unter sich sind.
MF: Und die Gespräche unter Frauen laufen auch manchmal anders.
SM: Bei Kochkursen gibt es eine gute Mischung von Frauen und Männer und bei frauenspezifischen Angeboten finde ich es gut, dass keine Männer dabei sind. Wobei ich auch wahrnehme, dass es in letzter Zeit weniger Männer gibt, die fragen, ob sie an unseren Angeboten teilnehmen dürfen. Für jüngere Männer ist es selbstverständlich, zu unseren Veranstaltungen zu kommen.
Kem: Michaela, hast du einen Wunsch für das Haus?
SM: Ich wünsche dem Haus, dass es noch sehr lange besteht und die Atmosphäre gleichbleibt. Denn genau dieses gewisse Flair macht unser Haus aus und das unterscheidet uns von anderen Anbietern. Das macht zu einem gewissen Teil die Dekoration, aber auch der persönliche Empfang bereits beim Betreten des Hauses und das soll auf jeden Fall erhalten bleiben. Und die Angebote sollen weiterhin so interessant und umfangreich bleiben.
MF: Ich wünsche mir ebenfalls, dass die Atmosphäre so bleibt. Das Haus strahlt Wärme und Heimeligkeit aus und gerade die persönliche Begrüßung wird von vielen sehr geschätzt! Die Angebote sollen auch eine jüngere Zielgruppe ansprechen und das Haus soll so, wie es ist, noch lange bestehen. Es ist ein sehr wertvolles Angebot für Frauen und sie fühlen sich hier wohl!
Kem: Ein herzliches Dankeschön für eure Unterstützung – ihr leistet mit eurem Engagement einen ganz großen Beitrag gerade zur besonderen Atmosphäre hier im Haus der Frau!