Leistungsklasse
Der 16. März 2020 wird vielen von uns noch länger in Erinnerung bleiben: er markiert den Beginn der Corona-Pandemie in Österreich. Vieles, was bereits vorher in einer Schieflage gewesen ist, hat sich ab diesem Zeitpunkt noch deutlich verschärft. Frauen waren von diesen Auswirkungen massiv betroffen: sei es durch den hohen Anstieg bei der Arbeitslosigkeit, durch die Tätigkeit in systemrelevanten Berufen, durch die hohe Belastung im Care-Bereich oder durch die Zunahme von Gewalt an Frauen um rund ein Drittel. Veronika Bohrn Mena hat für ihr Buch „Leistungsklasse: Wie Frauen und unbedankt durch alle Krisen tragen“ einerseits Zahlen und Fakten aufbereitet und andererseits die persönliche Geschichte von fünf Frauen niedergeschrieben. Anhand dieser Geschichten bekommen die Zahlen und Fakten ein Gesicht. Nachdem die Autorin die zentralen Inhalte ihres Buches vorgestellt hat, wurden einige Aspekte in der anschließenden Podiumsdiskussion betrachtet. Brigitte Gruber-Aichberger (ehemalige Direktorin der Pastoralen Berufe, Visitatorin) brachte den wertvollen Beitrag von Seelsorger:innen in den verschiedensten Bereichen während der Pandemie ein. Ihre Arbeit war laut Definition der Regierung zwar nicht „systemrelevant““, dafür aber „lebensrelevant“ für viele Menschen in den Seniorenwohnhäusern, Krankenhäusern oder Pfarren. Heidemarie Staflinger (Referentin im Team Sozialpolitik in der Abteilung Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik der AK OÖ mit dem Schwerpunkt Pflege- und Gesundheitspolitik) schilderte die damalige Situation und Überforderung der Pflegekräfte in OÖ. Frauen in den unterschiedlichsten Bereichen fühlten sich in dieser Situation überfordert und alleine gelassen. Das lässt sich auch an Untersuchungen zur Belastungs- und Gesundheitlichen Situation von Frauen festmachen.
Insgesamt kann festgehalten werden, dass es sich bei der aktuellen Situation von Frauen nicht um ein individuelles Problem, sondern um ein strukturelles und gesellschaftliches Problem handelt. Laut Veronika Bohrn Mena befinden wir uns gerade in einer Situation des Umbruchs: „Wir befinden uns gerade am Beginn einer großen gesellschaftlichen Neuverhandlung über die Zukunft unseres Zusammenlebens, am Anfang einer völligen Neuverteilung von Arbeit, Zeit und Geld.“