Leitlinien für die Umformulierung
„Damit die Kinder sich den Amtsgebeten des Priesters wirklich anschließen können, dürfen dazu für Kinder geeignetere Texte beliebig aus dem Römischen Messbuch ausgewählt werden, wobei jedoch die liturgische Zeit zu beachten ist. Das Prinzip der Auswahl wird jedoch nicht immer genügen, damit die Kinder die Amtsgebete als Ausdruck ihres eigenen Lebens und ihrer religiösen Erfahrung verstehen, da die Orationen für die Messfeiern mit Erwachsenen geschaffen sind. In solchen Fällen steht nichts im Wege, die Texte der Orationen des Römischen Messbusches dem Verständnis der Kinder anzupassen. Dabei ist jedoch die Funktion und in etwa auch der wesentliche Inhalt zu erhalten und alles zu vermeiden, was mit der literarischen Art der Amtsgebete nicht vereinbar ist, wie zum Beispiel moralisierende Aufforderungen und kindische Redeweise.“ (Deut. Katecheten-Verein und Lit. Institut Trier (Hg.): Gottesdienst mit Kindern: Direktorium für Kindermessen, S.24)
Allgemeines
- Diese Leitlinien betreffen die „offiziellen Gebete“ (Amtsgebete, Vorstehergebete) des Messbuches: Tagesgebet, Gabengebet, Hochgebet, Schlussgebet.
- Diese Gebete sollen sich an der Bibel, wenn möglich auch an ihrer Sprache orientieren.
- Es ist auf ein ganzheitliches Gottes- und Menschenbild zu achten. Keine Gruppe darf ausgegrenzt oder einseitig dargestellt werden.
Die Verwendung von männlichen und weiblichen Formen (Freundinnen und Freunde, Jüngerinnen und Jünger, Gott - der uns wie eine Vater, wie eine Mutter ist) wirkt bewusstseinsbildend und wird einem ganzheitlichen Menschen- und Gottesbild besser gerecht als die traditionell männlichen Formulierungen). - Die Gebete müssen etwas zu tun haben mit der Welt- und Gotteserfahrung der Kinder: Der „Sitz im Leben“ muss erkennbar und deutlich werden.
Liturgisches und Theologisches
Die Aufgabe (Funktion) des Gebetes innerhalb der Feier muss beachtet werden. (Nicht irgendein Gebet an irgendeiner X-beliebigen Stelle.)
Formaler Aufbau der Amtsgebete:
- Einladung zum Gebet: „Lasset und beten“ oder „Wir wollen beten“ kann erweitert werden durch eine Situationsangabe oder ein Bibelwort, das macht den Kindern das Mitverfolgen des weiteren Textes leichter: „Gott ist der "Ich bin da", wie er Mose im Dornbusch gesagt hat. So ist er auch jetzt bei uns. Darum werden wir jetzt still und beten zu ihm.“
- Kurze Stille (persönliche Besinnung)
- Anrede Gottes: Oft wird eine Eigenschaft Gottes genannt: „Großer, barmherziger, heiliger, guter, ... Gott“; In der Anrede kommt zum Ausdruck, welche Beziehung die Feiernden zu Gott haben, daher ist es wichtig, dass durch die Anrede Gott nicht in unerreichbare Ferne gerückt wird. Grundsätzlich sind die Amtsgebete an Gott gerichtet.
- Aussage: Die Taten Gottes werden genannt – als Begründung für unsere Bitten. (z.B. „Du liebst uns, weil wir deine Kinder sind.“)
- Bitte: Ist Ausdruck dafür, dass wir offen sind für Gottes Wirken und seine Heilstaten. (z.B. „Hilf uns, dass wir lernen, wie Geschwister miteinander zu leben.“) Die Bitte muss so formuliert sein, dass sie Gott nicht vorschreibt, wie er nach unserer Vorstellung zu handeln hat.
- Schlussformel: Wir bitten im Namen Jesu: „Darum bitten wir durch (ihn), Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn und Gott (unseren Freund und Bruder), der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit." Die Schlussformel muss ein deutliches Signal geben zum „Amen“ der Gemeinde.
- Zustimmung und Bekräftigung durch das „Amen“
Sprachliches
- Gebete, die vorgetragen werden, müssen unmittelbar verständlich sein.
- Die Gedanken müssen klar und schrittweise entfaltet werden.
- Es sollen nicht mehrere Inhalte in ein Gebet verpackt werden, die Funktion des Gebets muss beachtet werden Z.B. leitet das Tagesgebet in den Wortgottesdienst über, dies wird deutlich, wenn wir beten: "Öffne unsere Ohren und unser Herz für dein Wort."
- Besonders wichtig für kindgerechte Texte:
1) Einfache Sätze: Subjekt, Prädikat, einfache Ergänzungen; vorwiegend Hauptsätze, evtl. erweitert mit maximal einen kurzen Nebensatz.
2) Natürliche, kindgerechte Sprache: Vermeidung von Fremdwörtern und abstrakten Begriffen; besondere Vorsicht bei theologischen Begriffen, die uns Erwachsenen scheinbar geläufig sind, die für Kinder aber so etwas wie Fremdwörter darstellen. (z.B. Gnade, Heil, Herrlichkeit,...)